Bekanntlich sind die Vikings ein Verein, die vielerorts mit einer Mannschaft vertreten sind: AFL, EFL, Division 1, Ladies, alle Nachwuchsklassen (heuer in manchen sogar mit zwei Mannschaften) und alle Cheerleader-Klassen. In Vergangenheit hatten die Wiener immer wieder mal ein Problem mit Terminkollisionen zwischen dem Team 1 (AFL/EFL) und 2 (Division 1). Diese wurden stets zur Zufriedenheit der Vikings gelöst, oftmals zum Ärger der ‚kleinen Teams‘, wie sich diese selbst bei solchen Zwisten gerne nennen, um das Bild einer violetten Unterjochung auszumalen. Heuer spielt es das aber augenscheinlich nicht. Was ist passiert?

Es geht um das Spielwochenende 14./15. Juni. Fixiert war am Samstag (14. Juni) ein Spiel der Vikings 2 bei den Steelsharks in Traun. Laut Aussage der Trauner wollten die Vikings dieses Spiel auf Sonntag (15. Juni) verlegen, was auch passiert ist. Karl Wurm meint, es wäre (damals bei der Ligasitzung) der Wunsch der Steelsharks gewesen, die das nun verneinen und darauf verweisen, dass sie zwar den Antrag auf Verlegung als Heimteam gestellt haben, aber nur weil man dazu davor von den Vikings gebeten wurde.

Was man bei der Sitzung noch nicht wusste war, dass die Vikings an diesem Wochenende ein zweites Auswärtsspiel absolvieren müssen und zwar mit dem AFL-Team. Auf Grund des mäßigen Abschneidens (Platz 4 in der Tabelle) müssen die Wiener nach Tirol. Die Raiders haben dieses Spiel, so es bei ihnen stattfinden sollte, bereits im Februar dieses Jahres beim AFBÖ auf den besagten Sonntag angesetzt, da sie a) das Tivoli gar nicht und b) das Stadion in Wattens nur Sonntags bekommen. Die EURO lässt grüßen, finden an dem Wochenende in Innsbruck auch noch EM-Fußballspiele statt.

Das bedeutet also, dass die Vikings an ein und dem selben Tag mit ihrem Team 2 in Traun und gleichzeitig mit dem AFL-Team in Wattens spielen müssen. Und das geht nicht, stellt Karl Wurm nüchtern fest, beweist später, dass es aber doch (irgendwie) geht.

Grundsatzfrage
Hier gelangt man zu einer Grundsatzfrage, die zwar mehrmals gestellt, aber nie richtig beantwortet wurde: Müssen die Teams 2 der Vereine (Giants, Raiders & Vikings) autark vom Team 1 handlungsfähig sein? Muss der oben beschriebene Fall ohne Probleme oder Eingreifen Dritter leicht zu lösen sein? Die Frage wurde nie beantwortet, weil sie sich nur rhetorisch, aber nie tatsächlich stellte. Bisher konnte man das umgehen, bzw. entschied in einem Fall der AFBÖ einfach pro Vikings und damit gegen einen anderen Verein, der einen Termin nicht verlegen wollte.

Hier gibt es unterschiedliche Ansichten.

Karl Wurm meint, dass man ein Träumer sei, glaubt man, dass ein Verein in Österreich gleichzeitig mit zwei Teams an zwei verschiedenen Spielorten antreten kann. Bei den Vikings wären hier vor allem die Coaches in einer Doppelfunktion gebunden – man kann sich ja nicht teilen.

Eigentlich jedes Team der Division 1 ist der Ansicht, dass dieses Problem alleine eines der Vikings ist und sie wollen es nicht zu ihrem machen. Beziehungsweise musste so mancher schon in Vergangenheit auf die AFL (ergo auf die Vikings) Rücksicht nehmen – ob er das wollte, oder nicht.

Entschieden hat die Causa am Ende der AFBÖ-Comissionier Christian Steiner, auf Basis der ihm vorliegenden Informationen. Aus seiner Sicht ist klar, dass so kurzfristig weder in Wattens noch in Traun am Samstag gespielt werden kann. Da sich die Vereine nicht auf einen gemeinsamen Termin verständigen konnten, entschied Steiner, dass das Heimteam den Spieltermin festlegt. Steiner zeigte Verständnis für den Ärger der Vikings darüber, allerdings müssen die auch verstehen, dass so zu entscheiden war, denn man könne zwei Vereinen einfach nicht befehlen kurzfristig ein Stadion zu organisieren, weil ein Verein Terminprobleme hat. Wo sollen sie das hernehmen mitten in der EURO?

In den sauren Apfel beißen
Karl Wurm sagte bereits im Herbst 2007, dass die Vereine damit rechnen müssen während der Fußball-EM in den sauren Apfel beißen zu müssen. Offensichtlich hat er damit aber nicht gerechnet, dass er den Apfel bekommt und der derart sauer ist.

Wurm fühlt sich nun vom Commissionier ‚völlig im Stich gelassen‘ und kündigt Konsequenzen an. Wenn das so ist, dann werde es in Zukunft kein Team 2 der Vikings mehr geben. Die Vereine Raiders und Steelsharks hätten ihm gegenüber ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass eine Verschiebung leider nicht möglich ist. Sollten diese in Zukunft etwas von ihm oder den Vikings wünschen, werde auch das leider nicht möglich sein. Man werde alle so behandeln, wie man selbst behandelt wird. Er verstehe den Spaß und die Schadenfreude der Gegner über das Abschneiden der Vikings heuer, mit einer solchen Aktion habe er aber nicht gerechnet.

Absage angekündigt
Zunächst wollte Wurm das Spiel der Vikings 2 in Traun gegen die Steelsharks einfach absagen und damit ein 35:0 den Traunern gutschreiben. Seine Coaches und Funktionäre hätten ihn aber davon überzeugt, dass dieses Spiel zu spielen ist – die Vikings sagen keine Spiele ab. Daher wird man nun mit der Junioren-Mannschaft gegen die Steelsharks antreten, zu der sich noch ein Teil von Vikings 2-Spielern gesellen wird, die nicht in Wattens als Backups oder Starter am oder neben dem Feld stehen. Die Playoffs in der Division 1 habe man so oder so gesichert – man könne jetzt halt noch das Heimrecht verlieren.

Traun und Innsbruck bedauern
Beide Gegner der Vikings zeigen Verständnis für Wurms Ärger, wollen dafür jetzt aber nicht den schwarzen Peter zugeschoben bekommen.

Daniel Dieplinger von den Raiders drückte sein aufrichtiges Bedauern darüber aus, dass das Spiel in Wattens nicht verschoben werden kann. Er selbst wisse wie schwierig es ist mit zwei Teams in zwei Klassen zu spielen. Die Raiders hätten das Spiel verschoben, wäre das für sie möglich gewesen. Man treffe sich ja immer zwei Mal, daher gehen die Raiders nach Möglichkeit stets auf die Bedürfnisse der Gästemannschaften ein. Die Raiders hätten bereits im Februar dieses Jahres den Termin schriftlich beim Verband deponiert, da das Stadion in Wattens am Samstag nicht zur Verfügung steht. Das Tivoli-Stadion ist bekanntlich durch die EURO blockiert. Er (Dieplinger) bittet Karl Wurm um Verständnis. Er versteht, dass er böse ist, er solle aber auf die EURO und nicht auf die Raiders sein.

Franz Haudum, Pressesprecher der Steelsharks, sieht nicht ein, warum sein Verein jetzt der Buhmann sein soll. Man habe das Spiel bei der Ligasitzung auf Wunsch der Vikings von Samstag auf Sonntag verschoben. Jetzt wollen es die Vikings kurzfristig doch am Samstag spielen, nur da findet im Trauner Stadion bereits eine Veranstaltung statt. Auch die Steelsharks zeigen Verständnis für die Situation, kennen sie das selbst aus leidlicher Erfahrung, aber man kann jetzt nicht mehr auf Samstag umdisponieren, was auch überprüfbar wäre. Man habe oft genug auf die Bedürfnisse anderer Rücksicht genommen, werde das auch in Zukunft tun, aber die Entscheidung des Commissioners käme ja nicht von ungefähr.

Update: Keine weitere Kollision
Der nächste Crash wurde ebgewendet. Die Silver Bowl und die Euro Bowl befanden sich auf direktem Kollisionskurs – in beiden Finalspielen könnte ein Team der Vikings stehen. Dem Veranstalter der Silver Bowl (St. Pölten Generali Invaders) wurde das Endspiel bereits (auf Wunsch des Nationalteams) vom 11. Juli eine Woche nach vorne verschoben. Die Invaders werden auf Grund des Statdfestes in St. Pölten das Finale am 6. Juli nun austragen. Die Euro Bowl habe man dabei nicht berücksichtigt, es wäre der Samstag geplant gewesen.

Sportliche Vorteile
Die Raiders profitieren von der Terminkollision überhaupt nicht. Die Vikings werden sich zu 100 Prozent auf das Spiel in Wattens konzentrieren. Für die Steelsharks ist das natürlich ein immenser Vorteil. Allerdings auch ein Risiko. Verlieren sie gegen die Vikings-Junioren, dann würde das wohl für böse Kritiken sorgen. Eine Schuldzuweisung Richtung Oberösterreich ist allerdings unzulässig aus heutiger Sicht der Dinge. So wie es aussieht, sind die Vikings das erste Opfer der EURO.

Sollten die Vikings auf Grund diesen Vorfalls in Zukunft auf ein Antreten eines Teams in der Division 1 verzichten, so wie Wurm das androht, müssen sie gleichzeitig auch auf zwei Stimmen in der Generalversammlung verzichten. So gesehen wird wohl weit mehr passieren müssen, als das ein Spiel an einem Tag stattfindet, der dem Verein nicht passt, um diesen Vorteil aufzugeben. Die Vikings haben wohl damit gerechnet sich den Spieltag im AFL-Playoff als Heimteam aussuchen zu können und sich dabei verspekuliert. Ein lautloser und kräftiger Biss in den sauren Apfel würde den Violetten nun gut anstehen.

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