Es war ein schwieriges Spiel. Bei ca. 30 Grad standen sich die beiden Letzen der AFL unter nicht sehr glücklichen Umständen gegenüber. Beide Teams haben sportlich gesehen heuer viel mehr gelitten, als man es noch vor dem Start der Saison annehmen konnte. Für die Danube Dragons war die heurige Meisterschaft schon längst gelaufen aber die Graz Giants durften sich noch Hoffnungen auf die Play-Offs machen. Neben diesen sportlichen Aspekten stand das Spiel aber ganz im Zeichen des Gedenkens an zwei jung verstorbene Footballspieler. Die Michael-Peters-Bowl erinnert an den vor drei Jahren so plötzlich verstorbenen Spieler und Jugend-Coach der Dragons Michael Peters und die Giants waren noch gezeichnet vom tragischen Tod von Michael Daum. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die heutige Begegnung wohl eine der fairsten war, die in der letzten Zeit auf heimischen Footballfeldern geführt worden ist.

Es gab im gesamten Match nur vier Strafen für insgesamt 43 yards. Davon bekamen die Dragons null Strafen für null yards Raumverlust, womit der Fairness-Preis den Klosterneuburgern wohl gewiss sein sollte. Die Dragons waren weiterhin ersatzgeschwächt und neben den bekannten Ausfällen war auch Rene Danner wegen einer Beinverletzung nicht dabei.

Früh zeigte sich der Charakter der Begegnung: Defense und Laufspiel. Die Offense der Dragons war noch nie wegen ihres virtuosen Passspieles bekannt, aber die Ergebnisse der letzten Spiele waren diesbezüglich nachgerade katastrophal. Gegen die schafften die Niederösterreicher gerade mal 20 net-yards passing und eines sei gesagt: Man ist hier noch nicht am Boden aufgeschlagen! Die Verteidigungen beider Mannschaften zeigten sich jedoch durchaus konzentriert und besonders die Defense der Grazer ging mit viel Druck gegen die O-Line der Dragons vor, weshalb sich die Giants-Verteidiger auch fünf Sacks gegen Brian Caler und Backup-QB Daniel Dallinger auf ihre blau-goldenen Fahnen heften durften. Insgesamt kamen die Steirer auf 227 offensive yards und die Niederösterreicher nur auf 185. Eine statistische Parallele zur ersten Begegnung der beiden Mannschaften am 2. April ist auch ersichtlich: Die Dragons waren zu fast 65 % in Ballbesitz und schafften um fünf first downs mehr als die Giants und verloren trotzdem das Spiel.

Auf Seiten der Grazer konnte Gregor Kodella elf Solo-Tackles (inkl. einem Sack) und 4 Assists für sich verbuchen. Nichts jetzt gegen diese Defense-Leistung, aber das Angriffsspiel der Gastgeber war alles andere als variantenreich: Von den 61 Angriffsspielzügen der Dragons waren 51 Laufversuche, von denen ca. 70 % durch die Mitte gingen. Auf so was kann man sich einstellen. Klar könnte eine smarte Offense dann und wann einen gezielten Hit mittels eines überraschenden Passpielzuges anbringen, wenn die gesamte Secondary der gegnerischen Mannschaft nahe der Box ist, nur bei den Dragons ist das anders. Wenn so etwas versucht wird, dann funktioniert es leider nicht. So gesehen gegen Ende des vierten Viertels. Nachdem Sebastian Bacher Leslie Courtemanche intercepten konnte kamen die Gastgeber durch zwei Läufe von Jürgen Hablas an die zehn yard Linie der Grazer wo dann durch zwei fast stümperhafte Pässe das dritte und vierte Down vergeigt worden ist und so die Dragons um den möglichen Ausgleich gekommen sind. In dieser Situation hatten es die Dragons in der Hand, die Partie umzudrehen, aber leider… Nach den 20 net-yards passing gegen die Falcons schafften die Klosterneuburger heute nur ganze 16 net-yards und das bei zehn Passversuchen, von denen fünf vollständig waren.

Apropos Jürgen Hablas: Der Running Back übernahm heute mit seinen 28 carries alleine genau die Hälfte aller Dragons-Angriffe und schaffte trotzdem nur 77 yards Raumgewinn, was einen Durchschnitt von nur 2,7 yards bedeutet. Auch dies ist ein Zeichen für die Effizienz der Giants-Defense bzw. für die Einseitigkeit der Dragons-Offense. Zu Beginn der Saison sah man auch Brian Caler noch öfter ausbrechen und selbst laufen, auch das hat er abgestellt bzw. ist ihm abgestellt worden. Caler selbst wirkt in allen seinen Aktionen extrem unsicher, was aber sicher auch darauf zurückzuführen ist, dass das Dropping seiner Receiver bis heute nicht wirklich abgestellt werden konnte.

Aber auch die Dragons-Defense hat heute nur 135 rushing-yards des Gegners zugelassen wobei halt leider auch 92 passing yards inkl. zweier Touchdowns der Grazer dazugekommen sind. Die Spieler der University of Wisconsin Eau-Claire, die als Zuseher beim Spiel anwesend waren, zogen es vor, zur Halbzeit in ihren klimatisierten Bussen wieder abzurauschen. Zum Heurigen, oder so, um sich für die Charity-Bowl gegen die Chrysler Vikings zu stärken. Auf alle Fälle scheinen sie genug gesehen zu haben.

Als Zusammenfassung bleib zu erwähnen, dass die Dragons trotz aller Unpässlichkeiten heute wohl eines ihrer besseren Spiele absolviert haben, vor allen auf Grund der Leistung der Defense, die wir ja heuer auch schon sehr viel schlechter gesehen haben (Stichwort: Winterthur Warriors). Das Laufspiel ist mit Hablas und Crockett ganz in Ordnung, zum Passspiel ist genug gesagt worden.

Die Giants haben sich seit dem ersten Spiel der laufenden Saison de facto nicht wirklich weiter entwickeln können. Gehemmt durch viele Verletzungen und den Tod von Giants-Macher Michael Daum sind die Grazer im Laufe der Saison immer mehr außer Tritt gekommen, wobei die Overtime-Niederlage gegen die Blue Devils wohl als eine diesbezügliche Zäsur gesehen werden kann. Zu inkonsistent und fehleranfällig ist man sowohl in der Offense als auch in der Defense. Der Head Coach der Grazer, Phil Maas, war nach dem Spiel beinahe resignativ und zeigte sich sehr enttäuscht über die Leistung seiner Mannschaft. Auf die verbleibende Chance in Bezug auf die Play-Offs meinte er: "Wenn wir so spielen wie heute, werden wir es gegen die Falcons nicht schaffen". Phil Maas ist als kluger Mann bekannt.

Dragons Head Coach Greg Anderson zeigte sich erfreut über den leicht positiven Trend in seiner Mannschaft und über die Tatsache, dass die Dragons als Team aufgetreten sind und gemeinsam gekämpft haben. Für die Dragons ist die Saison längst vorbei und für die Giants geht’s im Prinzip auch darum, an das nächste Jahr zu denken, ganz gleich ob die Play-Offs geschafft werden oder nicht. Man darf gespannt und wohl auch etwas skeptisch sein.

Scores:
1st
07:00 GIA – W.Hofbauer 37 yd pass from L. Courtemanche (C.Kipperer kick failed)
4 plays, 54 yards
03:00 GIA – P.Lang 13 yd pass from L. Courtemanche (R.Horn kick)
8 plays, 52 yards

3rd
08:00 DRA – M.Crockett 1 yd run (A.Schubert kick)
15 plays, 69 yards
05:00 GIA – N.Hofer 5 yd run (R.Horn kick)
6 plays, 44 yards

4th 07:00 DRA – J.Hablas 1 yd run (A.Schubert kick)
12 plays, 39 yards

AFL
Danube Dragons vs. ÖKO-Box Graz Giants 14:20

(0:13/0:0/7:7 /7:0)
15.05.2005, Kickoff: 15.00h, Happyland, Klosterneuburg, 30 C, ca. 200
Referees: Arnold / Ulicny / Praher / Ladinig / Tod

Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Mineralwassertest: MINUS weil eine lauwarme 0,5 l Plastikflasche mit Mineralwasser bei 30 C im Schatten nicht 2,20 Euro kosten darf!

MVP

Football-Austria.com MVP:

Giants: Gregor Kodella (15 Tackles including 4 Assists und 1 Sack for minus 4 yards)
Dragons: Darin Martyna (FB-Prellbock für die meisten der 46 Läufe der Herren Hablas und Crockett und nebenbei Receiver von drei der insgesamt 5 kompletten Pässen der Dragons und zweifacher Tackler in der Defense (auch für Raumverlust).

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