Die Giants² traten mit fast der gesamten Juniorenmannschaft der Giants an, denn auch für sie war das Spiel von Bedeutung. Die Partie zählte als verpflichtendes Vorbereitungsspiel zur Nachwuchsmeisterschaft im kommenden Herbst. Aber auch einige erfahrene Herrschaften standen für die Steirer am Platz, als „Kätzchen“ geschminkt (ein Scherz zum Saisonsabschluss) zum Beispiel Guido Oberbichler, der nach einer Studienpause in der kommenden Saison wieder für die erste Mannschaft der Giants spielen möchte.
Die Pinzgau Devils liefen mit einem minimalen Kader am Viktor-Franz-Platz auf. Anfangs 18 Mann, die dann noch durch zwei Nachzügler verstärkt wurden. Gründe dafür waren zum einen Verletzungen auf Seiten der Salzburger in den zwei Spielen zuvor gegen die Invaders und Black Lions², in denen sie jeweils zu Null verloren, zum anderen ein „missglückter Termin“. Dieser wäre, sagte danach Giants² Headcoach Christian Knes, auch von Grazer Seite aus schlecht koordiniert gewesen. Man hätte sich da missverstanden, das Spiel hätte zu einem anderen Zeitpunkt absolviert werden sollen.
Die schlechten Vorzeichen kann und muss man den Devils gut schreiben, was dann am Platz passierte, das machte den Betrachter trotz alldem einigermaßen ratlos. Wobei die rund 150 Zuschauer das Dargebotene doch durchaus unterhaltsam fanden. So richtig Football war es aber nicht – auf Salzburger Seite wohlgemerkt.

Ein Team spielte

Die Giants² scorten nach Belieben. Mit ihrer Offense, wobei hier Dominik Szécsi sich mehrmals in die Scorer Liste eintrug, mit ihrer Defense, Florian Friedrich mit einem Fumble-Return-TD, mit den Special Teams (ein weiterer Safety) und am Ende auch mit ihrer O-Line zu Ballträger umfunktioniert, welche die beiden letzten der insgesamt neun Touchdowns für die Giants² erzielten.
Die Versuche der Devils Raum zu gewinnen schlugen meistens fehl. Hier mal ein kompletter Screen, da mal ein Lauf für ein paar Yards Plus. In die Verlegenheit Punkte zu machen kamen sie nicht annähernd. In Summe waren das wohl, ohne offizielle Stats zu haben, Minus-Yards mit der Offense. Es ging meistens retour. Ob sich alle Salzburger O-Liner auch der Tatsache bewusst waren, dass ein Ausfallschritt nach vorne (offenbar um den Gegner, also die Defense, zu einer Bewegung zu animieren?) einen False Start nach sich zieht, das ließ sich, wie vieles andere, auch danach nicht klären.

Schwierige Basics

Massive Probleme hatten die Gäste auch mit ihren Special Teams. Kickoff-Returns (davon gab es natürlich viele) waren ein gefundenes Fressen für den Gegner. Schaffte es ein Spieler mal in die Nähe des Balls, war der Muff garantiert. Einer der Returner schlug den Ball in bester Volleyball-Manier einfach mal aus der Luft ab – direkt in die Hände eines Giants2-Spielers. Auch Punten klappte mehr schlecht als recht, denn Longsnaps landeten gar selten in den Händen des Punters. Einer der missglückten Snaps ging durch die Endzone zum Saftey.
Einziger Lichtblick war die Lauf Defense der Devils, die einige gute Momente hatte.

Freude für den Gegner

Besonders irritierend war aber das eigenwillige Verhalten der Spieler selbst, das man in der Form wohl noch selten gesehen hat. So beklatschten einige den ersten Safety im Spiel gegen sich heftig und stimmten danach ein fröhliches Liedchen in ihrer Teamzone an. Das hat Zuschauer wie Gegner anfangs mehr verwirrt, als ihre Defense das im Verlauf des Spiels je konnte. Auch für die neun Touchdowns der Giants² hatten die Herren viel Lob parat. Einige Verteidiger klatschen, während der Grazer Spieler noch auf dem Weg in die Endzone war, in ihre Hände und setzten bei der Überquerung der Endzone des Gegners zum Jubel an [sic!]. Da man nicht davon ausgehen kann, dass die Devils das Spiel generell nicht verstanden haben, also während dem Spiel meinten, sie hätten es 68:0 gewonnen, man ihnen auch keinesfalls eine besondere Form der Verhöhnung des Gegners unterstellen kann, war das wohl ihre pure Freude am Sport und Ausdruck des Respekts der guten Leistung des Gegners gegenüber.

Nichts zu sagen

Wir wollten danach den Coach der Devils dazu und auch zu ihren Ambitionen befragen. Nils Gödde lehnte aber ein Interview ab. Dazu gäbe es nichts zu sagen und das wäre sehr peinlich gewesen, war alles, was man ihm dazu entlocken konnte. Damit lässt er uns so ratlos zurück, wie das Spiel selbst es tat. Dem Coach war das Ergebnis peinlich? Das Spiel seiner Mannschaft generell? Der Applaus seiner Spieler zu Scores des Gegners? Das alles zusammen? Das bleibt offen.

Sicher scheint, dass die Pinzgauer in ihren ersten beiden Spielen deutlich besser aussahen als gegen die Grazer. Sicher ist auch, dass sie mit so einem Auftritt zwar die Sympathien aller Zuschauer auf ihrer Seite haben, für einen Ligaeinstieg war die Darbietung – an dem Tag zumindest – aber schlicht zu wenig. Die Freude an der Bewegung im Freien war zu erkennen, mehr war da aber nicht. Die Giants² gehören zudem gerade gar nicht zu den ganz großen Nummern in der dritten Klasse, gewannen selbst gegen den Nachzügler AFC Hurricanes ein Mal nur knapp und sind damit ein „Indikator der Mitte“ der letzten Liga. 68 Punkte unter dieser Mitte, das ist doch recht weit unten. Viel weiter, als alle anderen noch. Wie gesagt sah das gegen die Invaders und Black Lions² anders aus.

Davon ausgehend, dass die Devils das mit mehr Personal doch deutlich besser können und heuer ja noch Spiele absolvieren wollen, kann man trotzdem guter Hoffnungen sein, dass es nächstes Jahr für sie mit dem Ligaeinstieg klappt. Ausgehend alleine von dem Samstag, würde das aber sehr schwierig werden.

Friendly Quali
Graz Giants² vs. Pinzgau Devils 68:0
(23:0/14:0/16:0/15:0)
2. Juli 11 | 15:00; Viktor Franz-Platz · Graz

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