Im Interview verrät er unter anderem seine Ziele und Ambitionen.

Die erste Begegnung mit Sviatkó werde ich so schnell nicht vergessen. Im April 2005 saß ich mit AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck in einem zum Bersten gefüllten Wolves Stadion. Gemeinsam mit 3500 enthusiasmierten Ungarn beobachten wir ihren ersten Heimauftritt in der Division II. Gegner waren die Vienna Knights. Das Spiel endete mit 27:0 für die Wolves und war sportlich eigentlich nicht besonders berauschend. Die Atmosphäre war allerdings außergewöhnlich und: dieser Kicker! Mit Staunen und Freude sahen wir einem gewissen Gábor Sviatkó, damals gerade 21 Jahre alt, dabei zu, wie er Bälle bei Kickoffs zu Marschflugkörpern werden ließ. ‚Der muss das wo gelernt haben‘, sagte ein sichtlich amüsierter Eschlböck damals und hatte (wie so oft) recht. Sviatkó kam von einer High School in Florida, arbeitete und feilte akribisch auch danach an seinem unübersehbarem Talent.

Eine Giraffe tanzt Can-Can
Auch optisch gab der junge Ungar einiges her. Durch seine Größe (1,95) und die Beweglichkeit seiner Beine, sah es bei einem Kick so aus, als tanze eine Giraffe einen Can Can. Das rechte Bein berührt den Helm, das Standbein bildete eine Schere zum Kicking-Bein in der Luft – Dynamik, Ästhetik und Effizienz in einem. Das konnte was. Das machte uns echte Freude.

Später reicherte er die Monster-Kickoffs noch mit schier unglaublichen Serien-Fieldgoals aus großen Distanzen an (54-Yards Bestweite) und auch als Punter wurde er für sein Team zu einem absoluten Schlüsselspieler. Er sicherte er den Wolves, die zu Beginn ihrer Laufbahn sich stark auf die defensive Seite konzentrieren mussten, regelmäßig gute, bzw. dem Gegner schlechte Feldpositionen.

Bildungsbürger und Sympathieträger
Nicht nur sein Können als Kicker machen aus Sviatkó eine interessante Persönlichkeit im europäischen Football. So nachhaltig er an seiner sportlichen Karriere arbeitet (Traum: NFL, Realitäten verweigert er dabei nicht, nach einem NFLE-Camp), ebenso konsequent trieb er seine berufliche Karriere uns Ausbildung voran. Er wurde heuer als einer von nur zehn Aspiranten in das Financial Management Program (FMP) der General Electric Money Bank aufgenommen. Mehr als nur ein Sprungbrett zum künftigen Investment-Banker.

Beinahe ‚grauslich‘ wird es spätestens dann, wenn man ihn persönlich kennenlernt. Er ist ein überdurchschnittlicher Kicker, er ist beruflich erfolgreich, aber bitte muss er dann auch noch eloquent, amüsant, gescheit und sympathisch auch noch sein!? Plus: Angeblich sieht er auch noch blendend aus (wir lassen die Damen entscheiden). All diese Eigenschaften machen Gábor Sviatkó zu dem was er ist: Ein hochintelligenter Sportskollege mit Charisma und Animo. Die Dragons haben einen guten Fang gemacht – Gábor vermutlich auch.

Interview mit Gábor Sviatkó

Du bist heuer zu den Danube Dragons gewechselt. Welcher Art sind deine Beweggründe in Österreich spielen zu wollen?

GS: Es sind drei.
1. Die AFL ist ganz einfach die stärkste Liga Europas.
2. Ich habe die Möglichkeit EFAF-Cup zu spielen.
3. Ich kann gegen Peter Kramberger spielen und ein paar seiner AFL-Rekorde brechen (lacht).

Deine Lebensumstände zur Zeit?

GS: Ich lebe und arbeite in Budapest. Ich hab vor kurzem einen Job bei der General Electric Money Bank als FMP angenommen. Ich bin einer von nur zehn FMPs in der EMEA-Region, der heuer diese Chance bekam. Eine tolle Gelegenheit für mich.

Diene Ziele mit den Dragons für die kommende Saison?

GS: Ich will den Dragons helfen bessere Feldpositionen zu erreichen, indem ich möglichst viele Punts I20 setze und bei Kickoffs dem Gegner eine möglichst schlechte Feldposition gebe.

Konkrete Ziele nach Zahlen:
1. Punting: Mindestens 40 Prozent der Punts I20.
2. Punting: Mindestens vier Mal so viele Punts I20 als Touchbacks.
3. Kickoffs: Mindestens 35 Prozent der Kickoffs zum Touchback.
4. Peter Kramberger in allen Kick & Punt-Statistiken schlagen (lacht).

Was weißt du über die Dragons?

GS: Die Dragons haben eine sehr gute Organisation mit einem etablierten Coaching-Staff und Nachwuchsprogramm. Ich glaube, ich passe da sehr gut rein.

Was sind deine Ziele im Football allgemein?

GS: Mein Kernziel ist es das Spiel und die Kunst des Kickens innerhalb und außerhalb meines Klubs zu promoten. Das ist der Grund, warum ich angefangen habe jährlich ein Kicking-Camp zu organisieren. Heuer wird es zum dritten Mal stattfinden. Ich befinde mich derzeit in Gesprächen, um es in Dänemark mit dem NFL-Veteranen Morten Andersen als Schirmherren und Teilnehmer auszutragen zu können. Das wäre ja ein Ding. Die Teilnehmeranzahl stieg 2006 auf 2007 von 15 auf 21 Kicker aus ganz Europa an. Im Sommer 2008 sollen es 25 Spieler sein. Wir wollen den Fokus heuer auf das Coaching und eine dreitägige Clinic legen und am letzten Tag den Wettkampf durchführen. Ich persönlich möchte ein Vorbild sein für andere Spezialisten in Europa auf meinem Weg Rekorde zu brechen und neue zu setzen.

Sprichst du Deutsch?

Ja, natürlich (sagt er auf Deutsch und lacht). Also Nein, nicht wirklich. Ein paar Wörter Deutsch, die ich halt noch von der Grundschule her in Erinnerung habe. Ich spreche neben Ungarisch auch noch Spanisch und Englisch. Das reicht für eine gute Kommunikation in der Regel auch aus.

Deine letzte Saison war nicht so toll, wie jene zuvor. Hast du Druck verspürt, da sich die Wolves häufig auf deine Qualitäten verlassen haben, einfach perfekt zu sein, wenn es darauf ankommt? Oder gibt es da einfach gar keinen Grund, dass es 2007 nicht so geklappt hat?

GS: Das muss man zweigeteilt sehen. Ich bin ein Liebhaber von Zahlen was Kicking/Punting betrifft. Als Punter hatte ich mein bestes Jahr, SELAF und Division I inklusive, mit über 65 Prozent meiner Punts I20 und beinahe 40 Yards Netto Punting im Schnitt. Die Hälfte meiner Kickoffs waren Touchbacks. Das ist in Ordnung. Fieldgoals ließen sich zu Beginn der Saison auch sehr gut an, mit 8 von 10 im Frühjahr, wo auch das längste Fieldgoal meiner bisherigen Karriere mit 54 Yards dabei war. Im Herbst ging es dann allerdings bergab. Ich wurde schlampig und verwertete nur ein Fieldgoal von sieben, darunter auch potentielle Game Winners, wie zum Beispiel im SELAF-Playoff. Ich verlor meine Konzentration, wie du richtig bemerkt hast auch auf Grund des starken Drucks der auf meinen Schultern lag. Hier brauche ich noch mehr Erfahrung, um mit Druck in entscheidenden Situation besser umgehen zu können.

Wie groß war die Enttäuschung für dich und die Wolves das SELAF-Finale zu verlieren und doch recht überraschend aus dem Division I-Semifinale zu fliegen?

GS: Natürlich war die Enttäuschung riesig. Wir fühlten uns danach echt mies. Speziell nach dem SELAF-Finale, in dem wir 20:0 führten im zweiten Viertel. Aber solche Niederlagen musst du runterschlucken. Das sind ganz harte Erfahrungen, aber von diesen kann man viel lernen und danach wieder nach vorne blicken.

Beschreibe mal deine Beziehung zu Peter Kramberger. Du hast ihn zwei Mal erwähnt, die scheint mir speziell zu sein.

GS: Peter ist ein super Typ. Ohne ihn hätte ich das erste Kicking Camp gar nicht organisieren können. Wir sind häufig per E-Mail oder Chat in Kontakt. Ich denke, er hat mich dazu inspiriert den Traum aller Euro-Kicker nachzujagen NFL-Spezialist zu werden, oder zumindest sein Spiel mit Training auf diese Level zu hieven. Ich nehme Football noch immer ernst, aber ich habe für mich gelernt, dass es nun an der Zeit und wichtig ist meine berufliche Karriere voranzutreiben, auf einem anderen Gebiet als Football, womit ich mein Leben finanzieren kann. Von Träumen alleine kann man leider nicht leben. Ich wollte immer gegen Peter spielen, aber das hat bisher nicht geklappt. So entstand auch die Idee zum Kicking Camp, wo wir dann zusammengekommen sind. Er dient mir als einer der besten Kicker Europas als Vorbild.

Hast du jemals daran gedacht bei den Vienna Vikings zu spielen?

GS: Ja sicher. Ich scherze immer mit Peter und Herrn Wurm, dass ich zu den Vikings komme, wenn Peter in Pension geht. So wie es aussieht, dauert das aber noch 20 bis 30 Jahre bis er das tut (lacht). Ich bitte das jetzt nicht falsch zu verstehen. Es wäre mir eine Ehre und Freude für die Vikings spielen zu dürfen, aber es wäre keine wirkliche Herausforderung für das beste Team Europas zu kicken.

Wirst du eines Tages zu den Wolves zurückkehren?

GS: Dazu kann ich mit Bestimmtheit weder Ja noch Nein sagen. Das hängt auch mit meiner beruflichen Kariere bei GE und anderen Umständen zusammen. Man weiß nie, was die Zukunft bringt.

Was geht da gerade in Budapest ab zwischen den Wiolves und Cowboys? Man hört Spieler der Wolves wechseln zu diesem neuen Klub und das es einen Kleinkrieg um Spieler gäbe.

GS: Ich kann dir leider auch nicht genau sagen, was da grade passiert. Es entwickelt sich ganz augenscheinlich eine Rivalität. Ich denke die MAFL und CEFL bietet beiden Teams genug Gelegenheit, um am Feld heuer herauszufinden wer das bessere Programm hat.

Was sind die drei besten Dinge an Budapest? Als Österreicher, der recht häufig dort ist, sage ich: die Frauen, das Essen und die ungarische Mentalität.

GS: Du sagst es! Schöne Frauen, gutes Essen und Menschen, die eine tolle Atmosphäre schaffen kennzeichnen meine Stadt. Habe ich die Frauen schon erwähnt (lacht).

Was magst du an Österreich besonders?

GS: Sauberkeit und Sicherheit. Es wäre ein schöner Platz, wo man sich eines Tages niederlassen kann.

Was ist der größte Unterschied zwischen Budapest und Wien?

GS: In Ungarn gibt es tonnenweise Kicking-Potential und wir werden uns in den nächsten Jahren zu einem Kicking-Powerhouse entwickeln.

Kannst du jemanden Tackeln, so der auch zu Boden geht, oder bist du ’nur‘ ein Kicker?

GS: Na Hallo! Ich verzeichne ein bis sogar zwei Tackles pro Saison! Ich sicherte einen gegnerischen Fumble letzten Herbst bei einem Kickoff und ich lief einen Fake Punt zum First Down! Ich bin sozusagen ein kompletter Spieler (lacht). Ernsthaft. Als Kicker setze ich taktisch natürlich eher auf Sicherheit und überlasse das Tackeln den anderen Spielern im Special Team, die den Ballträger, so meine Hoffnungen, in der Regel zu Boden bringen bevor er mich erreicht. Gegen Bratislava zählte ich meine Finger, ob sie auch noch alle dran sind, als ich nach einem Punt Return aus die Schuhe geschossen wurde. Aber auch das habe ich überlebt!

Danke für das Interview.

GS: Ich danke und möchte alle Footballfans da draußen grüßen und hoffe, dass wir uns heuer im Sommer einmal sehen. Ich freue mich riesig auf die Saison!

Gabor Sviatko high school football kickoff highlights

Field Goals and Punts by Gabor Sviatko



Gábor Sviatkó
Kicker/Punter Danube Dragons
Wohnort: Budapest, Ungarn
24 Jahre, 195cm, 95 kg
40 Yards Dash: 4,6 sec
Spricht Ungarisch, Spanisch und Englisch

Beruf:
FMP bei General Electric Money Budapest.

Ausbildung:
2006-2008 Corvinus University, Budapest. Master’s in International Business and Economics.
2002-2006 International Business School, Budapest. BA in Business Studies.
1998-2002 Bayshore High School, Bradenton, Florida 34210. High school diploma, graduated with Honors, weighted 4.4 cumulative GPA.

Football Karriere:
2008 – Danube Dragons, Austria
2007 July Organisator des ‚2nd European Kicking Camp‘
2006 Nov. NFL Europe National Kicking Camp
2006 July Organisator des ‚1st European Kicking Camp‘
2004-2007 Budapest Wolves
2000-2001 Bayshore High School, Florida/USA 

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