Im zweiten Teil unserer höllischen Küche wollen wir uns mit wirklich wichtigen Dingen Beschäftigen. Jede Bewegung die nicht der Selbsterhaltung oder der Fortpflanzung dient ist an sich ja völlig unnatürlich. So wollen wir uns nicht mit dem unnatürlichen Footballspiel befassen, sondern mit dem Natürlichsten der Welt. Nein, wir reden jetzt sicher nicht über Sex, sondern über etwas viel Schöneres – übers Essen & Trinken. Noch sind wir ja dazu bestimmt diverses Getier dem Tode zuzuführen um unsere fleischlichen Gelüste zu befriedigen. Dieses Verhalten wird uns, und diese Behauptung wage ich als bekennender Nicht-Vegetarier, spätestens im kommenden Jahrhundert als wilde Barbaren dastehen lassen. Doch noch ist die Menschheit nicht so weit und damit verbunden auch der Football.
Wieder ein Vorwort
Es handelt sich, wie schon bei der Bewertung der Gamedays, um eine rein subjektive Betrachtung der Buffet Zustände. Sie können allerdings gerne in Kommentaren ihre Meinung kundtun, interessante Gerichte die eventuell wo übersehen wurden nachreichen und sich von mir aus auch nach der Lektüre dieses Artikel verwundernd darüber entrüsten, daß diese Auflistung völlig willkürlich und subjektiv ist. Dafür haben wir ja das Internet.
Hinzuzufügen wäre noch, daß es sich dabei NICHT um Getränke und Speisen aus irgendwelchen VIP Bereichen handelt, sondern um "ganz normale" Schmankerl für Otto und seine Normalverbraucher. Der scheinbar weit verbreiteten Meinung es gäbe bei jedem Footballmatch eine VIP Area, darf man eine Absage erteilen. Dem ist meistens nicht so, insofern die Bewertung des Gamedays davon unabhängig war, denn wäre das berücksichtigt worden, würden die Sieger ganz anders aussehen.
Historisches
Entstanden aus einem Burger Test, konnte man alsbald fest stellen, daß es nicht überall Burger gibt, aber dafür andere interessanten Dinge zum Testen. Martin Kastner z. B. hat an heißem Sommertag am Sportklubplatz das Wiener Hochquellen Wasser getestet, auf der Fahrt Wien-Innsbruck mit der Schweizer Bahn kam mir eidgenössische Pasta (!) unter. In die Wertung kam aber am Ende fast nur Vernünftiges.
Für den Leser eventuell von Interesse: die Küchen Kompetenz des Autors. Aufgewachsen in der elterlichen Großküche, wurde ich bereits im zarten Alter von 10 Jahren in den Fächern Schnitzel klopfen, Kartoffel schälen und Zwiebel schneiden unterrichtet. Damals in den 70er Jahren sagte man dazu noch nicht Kinderarbeit. Jedenfalls war der Lernprozess bis zum ersten Bouef Stroganoff ein langer, der mich dann trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, einen weiten Bogen um die Karriere "Koch & Kellner" machen ließ. Heute kann ich, ohne im Eigenlob zu verstinken, aufrichtig behaupten ein brauchbarer Küchenmeister zu sein und stelle das auch immer wieder gerne unter Beweis. Böse Zungen behaupten ich verstehe vom Kochen mehr als von Football.

Food & Beverages – Die Top 10

Platz 10
Budapest Wolves vs Carinthian Cowboys
Budapest Wolves American Football Stadium, Budapest, 15.05.2005
Testobjekt: Hot Dog
Testurteil:
Amerikai Football Feeling
Der ungarische Hot Dog ist, wie nicht anders zu erwarten war, eine scharfe Angelegenheit. Bringt man die Geduld auf sich ein gutes Viertel lang dafür anzustellen, wird man dafür mit einer Gaumenfreude belohnt. Das Würstchen nicht gekocht, sondern im Wasserdampf warm gehalten, die Haut daher gespannt – es knackt beim ersten Biß. Dazu gibt es wahlweise Senf, Ketchup, Saucen, Mixed pickles oder Kraut (scharf). Sehr fein.

Platz 9
Papa Joe’s Tyroelan Raiders vs Chrysler Vikings (Eurobowl Halbfinale)
Harleys, Innsbruck, 18.06.2005
Testobjekt: Mexikanischer Tequila
Testurteil:
Weit weg vom Tivoli, aber irgendwie noch zum Gameday dazugehörig der gemeinsame Ausflug von Raiders und Vikings Spieler nach de EFL Playoff im Tivoli in das "Bikerlokal Harleys". An dem Tequila selbst war nichts besonderes dran, denn es handelte sich dabei um einen stinknormalen Olmeca. Wer schon einmal zu Fuß von Monerrey nach Chihuahua unterwegs war, weiß das Olmeca Tequila von einem Mexikaner nicht mal als solcher wahrgenommen wird. Was uns in Europa als Tequila verkauft wird, ist in Mittelamerika ein Witz. Das interessante an dem Kaktussaft war daher weniger er selbst, sondern der strikt geordnete Exzess in dessen Rahmen dieser getrunken wurde. Ein Spiel nach fixen Regeln in einer Runde echter Mannsbilder. Um Unschuldige zu beschützen, nennen wir gar keine Namen, aber es war erstaunlich festzustellen, daß sogar das Trinken von Schnäpsen in Tirol nicht nur mit Ritualen behaftet, sondern strengstens geregelt ist. Lustig sein jetzt! Es geht also nicht immer nur um das was man zu sich nimmt, sondern auch um das wie. Für diese Erfahrung gibt es einen 9. Platz!
Platz 8
St. Pölten Invaders vs Steelers Linz
Anheuser-Busch Field, St. Pölten, 24.09.2005
Testobjekt: Texas Chili Cheese Dog
Testurteil:
Versuchen Sie das nicht zu Hause!
Die seltsamen Sitten Texas, eingeschmuggelt vom Head Coach der Invaders, finden ihren Ausdruck auch in "Schau was wir in der Wüste alles essen!"- Hot Dogs, vorzüglich von ihm persönlich zubereitet. Wie macht er das? Ein Brötchen, Ein Würstchen, viel scharfes Chili, ein Stück Plastikkäse, viele seltsame Gewürze (von allem etwas was in der Küche stand), ein getunter und tiefer gelegter Mikrowellenherd und keine Angst dabei von oben bis unten dreckig zu werden. Das Ding, welches der Texaner der Einfachheit halber "Texas Chili Cheese Dog" nennt, ist mehr berüchtigt als berühmt bei seinen Spielern. So schien es mir also nur, daß man mir beim Verzehr freundlich zulächelte, denn in Wahrheit lachte man mich bereits aus. Zugegeben schmeckt der Chili Hund auf Anhieb ganz köstlich, was man gar nicht glauben mag bei der Art der Zubereitung. Vor allem wenn man auf scharfe Sachen steht, hat er einen guten Brennwert. Allerdings macht sich keine halbe Stunde danach das Chili im Bauch langsam selbstständig und entwickelt Naturkräfte dessen Schilderung ich Ihnen hier erspare. Ebenso können sie sich nach dem Brennwert auch den Nachbrennwert selbst ausrechen. Trotzdem gibt es für dieses innovative und exotische Produkt einen 8. Platz.

Platz 7
Vienna Knights vs Gladiators
STAW Platz, Wien, 17.04.2005
Testobjekt: Burger
Testurteil (Hannes Kopp):
"Das Gerät" bei den Knights
Riesen Fleischlaberl – zugegebenermaßen ein wenig grob und eher amerikanisch (außen dunkel, innen fast rosa) – in einem weichen, aber festen großen Sesam Weißgebäck welches mit müh‘ das Laberl fassen konnte. Was mir dort besonders gefallen hat waren die fragen: "Mit Käse, oder ohne?"; "mit Zwiebel"? und die Ansage: "hier stehen Ketchup und Senf, bedienen sie sich"
Fazit: um 2x 2,90 Euro hätte ich wahrscheinlich die selbe Menge Fleisch, aber dafür doppelt so viele Sauereien auf meinem Gewand – bei den Burgern haben heute die Knights sicher gewonnen

Platz 6
Cineplexx Blue Devils vs Papa Joe’s Tyrolean Raiders (Schüler & Big Boys)
Herrenried, Hohenems, 05.09.2005
Testobjekt: "die Rote"
Testurteil:
Ich kenne jemanden der auf alles was die Farbe Rot hat, in Hohenems serviert wird und aus Fleisch besteht mit Panik reagiert. 2004 wurde dieser Person ein Burger im Herrenried Stadion serviert, dessen fleischiger Inhalt eine verdächtig rostige Farbe hatte. Nach mehreren Rückfragen wurde ihr schließlich mitgeteilt, daß es sich um gar köstliches Pferdefleisch handelt, direkt aus dem Gestüt nebenan. Zwei Tage sprach diese Person über nichts anderes mehr, während der kompletten Rückfahrt war ihr übel. Erst ein Jahr später wurde ihr mitgeteilt, daß sie belogen wurde. Ätsch, war kein Pferd. 2005 war es wieder die Farbe Rot, die am Emser Buffet vorherrschend war. Eine gegrilltes Stück Wurst, über dessen Inhalt wir wenig wissen und auch gar nichts wissen wollen. Die mehlige Konsistenz ist kaum vergleichbar mit anderen Wurstarten, sehr säumig und irgendwie elastisch das Ding. Man kann vermuten, daß es sich dabei nicht gerade um ein hochqualitatives Produkt handelt, wobei es eine Vermutung bleibt. Was am Ende interessiert hat, war der einzigartige Geschmack, denn so synthetisch das Ding auch aussah, machte es am Gaumen eine gute Figur. Kurz angegrillt, serviert mit Schwarzbrot und Estragon Senf ist eine schlichte, aber bekömmliche Mahlzeit.

Platz 5
Chrysler Vikings vs Bergamo Lions
Sportklubplatz, Wien (Eurobowl Finale), 09.07.2005
Testobjekt: Asia Nudeln
Testurteil:
In den "falschen Schupfnudeln" asiatischer Machart mag man sich vergraben. Die übergroßen Portionen laden dazu auch ein. Frisch zubereitet, mit Zwiebel, Schoten und an dem Tag mit Pute und Nüssen abgebraten und illustrer Weise mit Worcestershiresauce (oder geschmacklich ähnlichem Produkt) abgeschmeckt wird aus einem simplen Nudelgericht eine Offenbarung. Allerdings leidet die Qualität der fernöstlichen Pasta mit Fortdauer des Matches. Je länger die Nudeln auf der Platte warm gehalten werden ,desto lätscherter werden sie auch. Daher ist die kulinarischen Vielfalt bei Vikings Heimmatches auch sehr hilfreich. Es empfiehlt sich folgender Parcours um immer die beste Qualität zu bekommen: 1. Quarter: Asia Nudeln, 2. Quarter: Burger, 3 Quarter: Kebab, 4. Quarter: Caiprihina. Bei dieser Reihenfolge kann wenig schiefgehen.

Platz 4
Chrysler Vikings vs ÖKO-Box Graz Giants
Sportklubplatz, Wien, 03.07.2005
Testobjekt: Ali’s Caipirinha
Testurteil:
Und gleich noch ein tolles Produkt aus dem Hause Vikings. Ali’s kleine Longdrink Bar hat so manchen schaurigen Gameday in Hernals verschönert. Auch bei der Austrian Bowl servierte das Vikings Urgestein seine geschüttelten Drinks. Herausragend dabei sein Caipirinha. Daran kann auch der schnöde Plastikbecher in dem das brasilianische Nationalgetränk serviert wurde nichts ändern. Ein guter Caipirinha zeichnet sich durch die Frische und Echtheit seiner Zutaten aus, so wie durch die Gelassenheit bei der Zubereitung. Nur in Europa übrigens wird der Caipi mit crushed ice und braunem Rohrzucker zubereitet, in Rio wird gewürfeltes Eis und weißer Zucker dafür verwendet. Aber auch die europäische Variante verlangt: 1 saftige Limette, 3 gehäufte Teelöffel weißer od. brauner Rohrzucker, 5-10cl Cacacha, dazu ein Löffel oder Stäbchen zum Umrühren. Nicht ganz Original, aber möglich: frische Minze. Bestellen Sie einen Caipirinha und bekommen Sie diesen umgehend serviert, so schicken Sie ihn sofort zurück, denn er wurde falsch gemacht! Die richtige Zubereitung: Die Limetten vierteln. Zusammen mit dem Rohrzucker in einen Whisky-Tumbler geben. Mit einem Stößel zerdrücken. Zwei Minuten stehen lassen. Mit Eiswürfeln auffüllen und den Cachaca darüber gießen. Cocktail während des Trinkens gelegentlich umrühren. Das alles weiß Ali und daher ist sein Caipi auf Platz 4 gelandet!

Platz 3
Baden Bruins vs Chrysler Vikings II
Pepsi Field, Baden, 11.06.2005
Testobjekt: Massen Hot-Dogs
Testurteil:
Das große Fressen
Quantität statt Qualität. Die Hot Dogs am Pepsi Field sind wohl okay, aber kaum eines 3. Platzes würdig. Hier beziehen wir die hohe soziale Kompetenz von Martin Altbart mit in die Wertung hinein. Nachdem der Tester sich gegen Ende des Gamedays zwei Hot Dogs gekauft hatte, rief der Präsident nämlich zum Freidog für alle aus! Es blieben der Kantine ca. 30 Würstel mit Laberl übrig und die Szenen die sich danach abgespielt haben, waren so schön wie verwunderlich. Als hätten Sie seit Wochen nichts Vernünftiges zu Essen bekommen, stürzte sich manch Anwesender (wir sagen jetzt mit Absicht nicht Spieler) auf den Würstelberg als gäbe es kein morgen mehr. Es wurde auch klar, daß man vier Hot Dogs in zwei Händen halten kann und für den Verzehr nicht länger als eine Minute brauchen muß. Schließlich warteten die nächsten vier. Ratz Fatz waren die Würstel vernichtet, die Leiber und Münder mit Ketchup und Senf verschmiert, ein Rülpser, ein Bäuerchen und fertig. Toll! Aufs Podest mit euch!

Platz 2
Danube Dragons vs Chrysler Vikings (Minis und Schüler ASKÖ Cup)
Elite Platz, Wien, 05.06.2005
Testobjekt: Käsekrainer vom Grill
Testurteil:
Wir kommen nun zu den wirklich delikaten Dingen. Egal ob im Happyland oder am Elite-Platz ist die Verpflegung bei den Dragons stets vom Feinsten. Stellvertretend für viele Leckerbissen – die gegrillte Käsekrainer am Elite Platz bei den Nachwuchsspielen im Rahmen des ASKÖ Cups. Hier stand ein gewisser Herr Walter hinter dem Grill und der wußte was er zu tun hat. Man bekam nicht so einfach ein Kotelett, eine Bratwurst oder eben diese Käsekrainer von ihm, sondern alles was von seiner heißen Platte auf den Tellern der Gäste landete wurde vorher genauestens überprüft. Es passierte so, daß Walter Kunden ganz schön lange warten ließ, war er der Meinung, daß das Fleischerl noch ein wenig verweilen muß. Herausgekommen ist in meinem Fall eine der besten Käsekrainer der letzten Jahre. Außen hart und knusprig, innen platzt einem der Käse kleine Brandlöcher in den Gaumen – so wie es sich gehört. Dazu gab es klassisch Estragon Senf, ein Scherzerl Schwarzbrot und Dosenbier. A Eitrige mit an Buckel und ana 16er Hüsn. Wer braucht mehr? Zweiter Platz.

Platz 1
Gladiators vs. Budapest Wolves
Sportplatz, Rudersdorf, 08.05.2005
Testobjekt: Bauernbratwurst
Testurteil:
Auch am ersten Platz findet man eine Wurst. Wahrscheinlich ein Zufall, daß es sich dabei um ein reines und sogenanntes "Bio-Produkt" handelt, denn nicht überall wo Bio draufsteht ist auch Bio drinnen und vor allem bedeutet es nicht gleichzeitig, daß es dann auch schmeckt. Im Falle der Bauernbratwurst kam alles zusammen. Dem Auge des Kenners fiel schon vor dem Bratvorgang die nicht industrielle Herkunft der Würste auf. Diese kamen nämlich tatsächlich vom Bauernhof "nebenan". Per Hand von der Wurstmaschine gedreht, gab es unterschiedliche Formen, Größen und Längen. Sie wurde angeblich "grün" angeliefert, wobei man hier vermuten darf, daß sie zumindest vorher kurz im Wasserbad lagen. Auch beruhigend zu wissen, daß der Mann hinter dem Grill das Schweinchen persönlich gekannt haben will. Bei der Zubereitung verfuhr man ebenso einfach wie genial. Die Würste leicht angeschnitten auf eine heiße Platte gelegt, mit Distelöl heiß durchgebraten, Estragon Senf, Schwarzbrot – Eat it! Eine wirkliche Delikatesse des südlichen Burgenlands, die sich den ersten Platz ganz sicher auch verdient hat. Bravo Bauer.

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