Der vierfache German- und dreifach Euro Bowl Champion geriet in den letzten Jahren des öfteren in Geldnöte. Immer wieder konnte sich der Klub jedoch erfangen, nun steht dem Traditionsverein aber der bittere Gang nach unten bevor.

Präsident Dominic Seyler erklärte seinen Spielern am Montag, dass der Klub zwar vom AFVD vorläufig eine Lizenz erhalten haben, allerdings die Finanzgarantie nicht hinterlegen kann. Der Verein könne sich das nicht leisten. Den bereits engagierten US-Spielern muss Head Coach Max von Garnier nun wieder absagen. Dem Verein droht dadurch der Totalabsturz in die deutsche Regionalliga, da die Statuten der GFL, bei einem Rückzug aus der Bundesliga trotz Lizenz, einen Abstieg in diese vorsieht.

Presseerklärung der Blue Devils Marketing KG

In Gesprächen mit dem Vorstand der Hamburg Blue Devils e.V. (HBD) erfuhr die Geschäftsleitung der Blue Devils Marketing KG, dass die Hamburg Blue Devils in der laufenden Saison 2009 nicht mehr mit einem GFL-Team antreten werden, nachdem der American Football Verband Deutschland e.V. (AFVD) am Wochenende lediglich eine Spielgenehmigung mit finanziellen Auflagen erteilt hatte.

Der AFVD forderte unter anderem eine Kaution von EUR 20.000 und eine Bürgschaft von EUR 30.000 vom Verein, der diesen Forderungen nicht nachkommen kann. Begründet wurde diese Sicherheitsleistung primär durch das Insolvenzverfahren des HBD im Jahre 2000 und weitere vier Insolvenzen von mit dem Verein verbundenen Gesellschaften.

Die Bemühungen des vorherigen Vorstandes der HBD in den vergangenen vier Monaten, ausreichend Sponsoren oder andere Lösungen zu finden, scheiterten. Erst der Vertrag mit der Blue Devils Marketing KG am 28.02.2009 ermöglichte überhaupt die Lizenzprüfung für die Saison 2009, nachdem bereits vorgegebene Sponsoren eben doch keine schriftlichen Zusagen gaben. Mittlerweile hatte die Blue Devils Marketing KG ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Die Kapitaleinlagen sind erbracht. Ein Marketingkonzept steht und es wurde begonnen, umgesetzt zu werden.

Erst vor Kurzem gab es vor der letzten Mitgliederversammlung einen Eklat zwischen dem jetzt nicht mehr amtierenden Präsidenten des HBD und der Geschäftsleitung der Blue Devils Marketing KG. In der Folge wurden zwei aktive Spieler in den Vorstand gewählt, Dominik Seyler ist seitdem Präsident des HBD.

Der zwischen dem bisherigen Vorstand und der Blue Devils Marketing KG abgestimmte Kapitalbedarf von EUR 160.000 enthielt nicht alle nötigen Aufwendungen, eine Erhöhung wäre nötig gewesen. Ebenso ein abgestimmter Liquiditäts- und Finanzplan. Nach der Neuwahl wurden konstruktive Gespräche zwischen HBD und Blue Devils Marketing KG aufgenommen – eine neuerliche Erhöhung des Etats aber kam für beide Seiten jetzt nicht mehr in Frage.

‚Vor vier Wochen wurde ich seitens des vorherigen Vorstandes angesprochen, zu helfen. Vor drei Wochen schlossen wir die nötigen Verträge. Vor einer Woche erfuhr ich, dass das besprochene und vereinbarte Zahlenwerk nicht zutreffend sei. Gestern sollten nochmals erhebliche Mittel aufgebracht werden. Damit war die Grenze des wirtschaftlichen Sinnvollen erreicht‘; meint Rolf Neuendorf.

Wir bedauern sehr, dass das Engagement der GFL-Spieler und der sonstigen Aktiven des Vereines nicht honoriert werden kann und wir wünschen all denen eine erfolgreiche Zukunft, die es verdient haben.

Leider ist es so, dass die wirtschaftliche Situation des HBD unter anderem dazu führte, dass noch Ende letzten Jahres Vertragsversprechungen gemacht und dann doch wieder nicht gehalten wurden. Wir schätzen es in diesem Zusammenhang sehr, dass Dominik Seyler gestern dem GFL-Team offen mitteilte, dass der Verein sich das Team unter den neuen Voraussetzungen nicht mehr leisten kann, damit sich die Spieler und Coaches noch für diese Saison umorientieren können.

Sobald der HBD offiziell den Rückzug aus der GFL bestätigt, werden wir von unserem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Marketingvertrag kündigen. Die Summe von EUR 160.000 beziehungsweise das vertraglich noch nicht fixierte höhere Budget von EUR 230.000 war fast ausschliesslich für das GFL-Team gedacht, so dass die Geschäftsgrundlage damit entfallen ist.

Nach wie vor aber stehen wir zu unseren auch gestern nochmals wiederholten Angeboten, uns um den Ausbau der Jugendarbeit sowie eine straffe Nachwuchsförderung zu kümmern und eine Vertragsbeziehung zu allen aktiven Mitgliedern durch Einzelverträge aufzubauen, die eine Rechtssicherheit und auch Einkommensmöglichkeiten bieten, wie es bislang nicht gegeben war.

Die Blue Devils Marketing KG würde die notwendigen Investitionen in den Aufbau der Jugendarbeit und der Nachwuchsförderung gemeinsam mit Geschäftspartnern übernehmen, die nach und nach in die KG aufgenommen werden.

Da nicht nur der HBD seit sehr vielen Jahren erhebliche finanzielle Probleme hat, sondern auch viele andere Vereine in ähnlichen Situationen sind, sollte man diese kritische Situation nicht nur für eine umfassende Umstrukturierung des HBD nutzen, sondern insgesamt auch über andere Lösungen nachdenken.

Sofern heute die Bestätigung des HBD zum Rückzug aus der GFL vorliegen wird und wir den Marketingvertrag aufkündigen, werden wir unser Angebot wiederholen. Nimmt der HBD dieses Kooperationsangebot nicht an, werden wir ihn aus der Blue Devils Marketing KG entlassen und uns einvernehmlich trennen.

Für uns würde dies aber nicht den Rückzug aus diesem sportlichen Engagement bedeuten. Vielmehr werden wir unsere in den vergangenen Wochen entwickelten Vorstellungen mit denjenigen Menschen umsetzen, die uns auch heute noch unterstützen und für eine Professionalisierung des Footballs eintreten.

Wir denken an gemeinsame Trainingsmöglichkeiten verschiedener Vereine, an rechtlich haltbare Spieler- und Coachesverträge, die annehmbare Einkommen sichern, an professionelle Promotion einzelner Spieler und eine solide Finanzplanung, wie es jedes Unternehmen macht, das wie der HBD für mehrere Hundert Menschen verantwortlich ist. Wir haben uns Ziele gesetzt. Schade, wenn dies nur durch eine Neugründung eines weiteren Footballvereines möglich sein sollte. Ausgeschlossen ist es nicht. Und wir bitten alle Interessierten an einer solchen Neuformierung, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Die Energie der vielen ehrenamtlich aktiven Menschen und der enorm engagierten Spieler und Coaches muss endlich in richtige Bahnen gelenkt werden.

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