Nicht nur bei den zahlreichen Besuchern, auch die Vereine entdecken das Fest rund um den NFL-Höhepunkt des Jahres als willkommene zusätzliche Einnahmequelle.

2400 Besucher fanden sich im Vorjahr laut dem Veranstalter Vikings auf ‚der größten Super Bowl Party Europas‘ im Wiener Hotel Marriott ein. Mehr als bei so manchem Saisonspiel der Wikinger und beim stolzen Eintrittspreis von 32 Euro (inkl. All you can eat & drink Buffet) ist sie ganz sicher auch die mit Abstand Teuerste des Kontinents. Für das Hotel selbst ist die Party eine willkommene Gelegenheit sich als ‚coole location‘ zu präsentieren, schütteln sich auch eine erkleckliche Anzahl von zumindest B-Promis dort alljährlich die Hände. Man bezeugt Stil, bekennt man sich zum American Football. Beiderseits.

Einen Teil der Investitionen kann der Klub mit Kooperationen wieder reinholen, so wurde die Wiener Super Bowl Party (als solche von der NFL auch confirmed), die zum 16. Mal von den Vikings veranstaltete wird, mittlerweile zur Nebenerwerbsquelle.

Der Copyshop in den Bergen
Den Braten schnell gerochen und flugs das Rohr angeschmissen haben die Raiders aus Tirol. Sie ziehen mittlerweile, nach kontinuierlichem Aufbau, den Event ebenfalls bewusst groß auf und ‚bespielen‘ heuer, ganz nach dem Wiener Vorbild, erstmals ein Hotel – in ihrem Fall das Innsbrucker Hilton.

Neben dem ‚Körberlgeld‘, welches die Vereine für ihre Kassen lukrieren können, bietet dieser Event auch eine schöne Bühne, um sich vorhandenen wie potentiellen Partnern und Sponsoren im gleißenden Scheinwerferlicht der Super Bowl zu präsentieren. Die Message kommt klar rüber: Football ist Party und die Gäste sind ebenso finanzkräftig wie vergnügungshungrig. Die Vikings haben diese Akquirierungs-Methode der Selbstdarstellung mit der Executive Lounge bei ihren Heimspielen perfektioniert. Raiffeisen schau runter – im wahrsten Sinn des Wortes, deren Tausend man sprechen müsste, um ein Bild einer vollen Hohen Warte zu beschreiben. Wozu reden, wenn man auch mit dem Finger drauf zeigen kann?

Bodenständige Grazer Community
So weit wie in Wien und Innsbruck ist man bei den Giants aus Graz noch nicht ganz. Bei den Bowl-Festen des Co-Rekordmeisters aus der Steiermark steht der Community-Gedanke vorne an, der bei den Vikings und Raiders bestenfalls noch als rudimentäres und ursprüngliches Ausgangselement erkennbar ist. Aber auch in Graz ändern sich die Zeiten. Heuer gibt es zwei Partys. Sozusagen die offizielle und ‚kommerzielle‘ Version im Hooters und die ‚ehrliche‘ oder ‚private‘ im Lokal Propeller. Ein Zeichen dafür, dass der Verein in Zukunft ebenfalls versuchen wird die Super Bowl für seine Zwecke zu nutzen.

In Hohenems geht man geschlossen ins Bowling-House, dort ist die Party eine unter Spielern und Freunden.

Kärnten & Klosterneuburg schauen noch zu
Angesichts der erfolgreichen Versuche ist es eigentlich verwunderlich, dass zwei AFL-Vereine keinen eigenen Event auf die Beine stellen bzw. einen solchen nach außen hin nicht weiter kommunizieren. Die Dragons könnten alleine mit ihren Aktiven ein ganzes Bierzelt füllen, Event-Profi Manfred Mocher von den Black Lions kann sich offenbar auch nicht so recht mit dem Gedanken einer Kärntner Super Bowl Party anfreunden. Den Dragons bleibt die Auswahl an Festen in Wien, im Süden Österreichs werden es wohl größere Privatrunden sein, die sich zur Fete treffen.

Auch verschiedene Lokalitäten probieren ihr Glück und kündigen eifrig ’specials‘ an. Darunter auch für hiesige Verhältnisse einigermaßen skurril Anmutendes, wie die bereits zweite Party in einer Kirche. Quasi mit dem Segen von oben, soll das eine oder andere Team gewinnen. In den Staaten sind Super Bowl Partys mit großem Barbecue und Live-Bands in diversen Kirchenhäusern übrigens nichts Außergewöhnliches, sondern ein völlig normales Bild.

Ein großer Wettanbieter versucht mit Super Bowl Events in ganz Österreich, unter tatkräftiger Mithilfe des heimischen Footballbundes, neue Kundenschichten für Footballwetten in seine Filialen zu lotsen. Viele Wirtschaftstreibende erkennen also bereits einen Vorteil für sich und ihr Business im ersten Sonntag des Februars.

Privat bleibt privat
Zu guter letzt gibt es noch die sich selbst versorgenden Stubenhocker. Kleine Runden im Freundeskreis, oder gar ein Single-Haushalt, der sich am Samstag noch mit Fingerfood und Bier eindeckt, am Abend mit sich, dem ORF, dem Spiel und seinem Futter am Glücklichsten ist. Aber auch er (oder sie) hat die Wirtschaft angekurbelt.

Wo auch immer Sie sich die Super Bowl ansehen werden, ob in der mondänen Hotel-Lobby neben Ex-Ministern, auf der Heurigenbank mit dem Pappbecher in der Pfote, oder im klassischen Al-Bundy-Style auf der Wohnzimmer-Couch, eine Hand an der Fernbedienung, die andere…eh schon wissen: Denken Sie stets daran, dass wir am Sonntag ein ganz wichtiges Fest zusammen feiern: Wieder gibt es nämlich einige hundert Footballfans mehr am Montag, dem Tag vor der nächsten Super Bowl. Und das ist gut so. Sagt ein Wirtschaftstreibender.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments