Am vergangenen Freitag hatten wir unser erstes Auswärtsspiel gegen die Filer Wildcats. Vincent Vertneg für Football-Austria.com aus Idaho.
Um nach Filer zu kommen mußten wir erst einmal mit dem Bus etwa zwei Stunden Richtung Süden fahren, durch die größte Stadt in der ganzen Umgebung, Twin Falls (~35.000 Einwohner). Filer ist ein Vorort von Twin Falls. Sie haben dort eine etwas kleinere High School, spielen zwar nur in der Division 3A (wir in der 4A), trotzdem wußten wir bereits vor dem Spiel, daß es kein Spaziergang werden würde. Unsere Trainingseinheiten während der Woche sind leider nicht sehr gut verlaufen – langsam aber doch macht sich bei uns eine gewisse Müdigkeit bemerkbar. Wir trainieren 3 Stunden täglich.

Wir begaben uns also mit gemischten Gefühlen auf die Reise, die alles andere als bequem und gemütlich war. Der Bus, ein Relikt aus den 80er Jahren der jeden Moment auseinanderzufallen drohte, besaß natürlich keine Klimaanlage und bei 32 Grad Celsius Außentemperatur wurde es dann rasch relativ unangenehm.

Körperpflege ist Pflicht!
Endlich in Filer angekommen, wartete schon die nächste böse Überraschung: Das Footballfeld war nicht, wie üblich, neben der High School, sondern neben der Elementary School, die allerdings keine richtigen Umkleidekabinen hatte. Wir mußten uns daher im Turnsaal der Schule umziehen. Das wäre ja an sich nicht so schlimm gewesen, wenn die Schule wenigstens Duschen gehabt hätte. Die gab es aber nicht und die Vorstellung nach dem Spiel mit 40 anderen verschwitzten und stinkenden Footballspielern zwei Stunden im Bus nach Hause zu fahren, war nicht gerade eine sehr Angenehme. Zum Glück konnten wir nach dem Spiel die Duschen einer High School benutzen die nur 10 Fahrminuten entfernet war.

Das Spielfeld erinnerte mehr an einen Rübenacker oder einen verwahrlosten Golfplatz, als an ein Footballfeld – pickelhart, mit Löchern und Hügeln.

Beim Aufwärmen machte sich bei mir langsam Nervosität breit, war es doch mein erstes Spiel als Starting Receiver. Die Captains kamen aufs Spielfeld, wir gewannen den Coin Toss und entschieden uns für das Angriffsrecht in der zweiten Halbzeit. Noch der traditionelle Star Spangled Banner und dann konnte es schon los gehen.

Defense rules – Offense ohne Biss
Unsere Defense kam perfekt eingestellt aufs Spielfeld und verhinderte auf Anhieb ein First Down: 3 and out. So kam ich also mit unserer Offense aufs Feld, doch leider konnten wir auch nicht viel ausrichten und mußten nach 5 Plays ebenfalls punten. In dieser Gangart ging es dann noch weiter und es zeichnete sich ab, daß dieses Spiel eine richtige Defensivschlacht sein wird.

Im 4 Offensive-Drive konnten wir dann erstmals weiter ins gegnerische Territorium vordringen, ich fing einen Ball für etwa 15 Yards und ein First Down, doch die Defense der Wildcats konnte uns aber erneut zum Punten zwingen. Bereits im nächsten Drive fing ich wieder einen Ball, dieses Mal für etwa 10 Yards, wurde dabei getackelt, war mit dem Knie längst am Boden, wurde nochmals gehittet und verlor den Ball: Fumble, die Defense holte sich den Ball. War Pech, es war aber keiner sauer.

Im nächsten Drive dann die Erlösung: Unser Runningback brach zwei Tackles und schaffte es mit einem 34-Yard Lauf über die Seite in die Endzone. Unser Kicker verwertete den Extrapunkt solide. Das war unser erster Touchdown und sollte vorerst auch einmal unser letzter gewesen sein. Unsere Offensive Line gab unserem QB leider nicht genügend Zeit um seine Receiver zu finden, er hatte am Ende des Spiels nur 5 Completions. Unser Laufspiel war aber ganz in Ordnung, nur fehlte uns immer der Push der Offensive Line in Short-Yardage-Situations und leider fumbelte unser Runningback den Ball dann auch noch zwei Mal.

So ging es also mit einer 7:0 Führung in die Pause. Unsere Coaches hielten sich nicht lange mit der Defense auf, die ihren Job wirklich perfekt erledigte, sondern befaßten sich ausgiebig mit der Offense. Motiviert durch diese Predigt ging’s in die zweite Hälfte. Leider half die Ansprache nicht wirklich und wir waren wieder nicht fähig zählbare Erfolge zu erzielen. So ging es also in der zweiten Hälfte weiter, wie die erste aufgehört hat. Anfang des vierten Viertels mußten wir dann auch den Ausgleich hinnehmen.

7:7 stand es auch bis zum regulären Ende des Spiels, es ging in die Overtime. Die wird so wie bei uns gespielt, wo jedes Team den Ball 10 Yards entfernt von der Goalline bekommt und 4 Versuche hat zu scoren. Die Wildcats scorten bereits im ersten Versuch, wurden aber wegen einer Holding Strafe 10 Yards zurückgeworfen. Wir konnten sie daraufhin durch eine Interception stoppen.

Unsere Offense kam aufs Feld, Lauf durch die Mitte, 5 Yards, Lauf nach links: Touchdown! Sieg! 13:07 nach OT!

Wir wurden von den etwa 200 mitgereisten Fans gefeiert und dann ging’s wieder in unserem Bus nach Hause.

Ich war sehr zufrieden, Leading Receiver an dem Abend, das Fumble stört halt ein bisschen.

Nächste Woche geht’s dann auswärts gegen die Buhl Indians. Das wird ein spannendes Spiel in dem wir Außenseiter sind. Ich hoffe unsere Coaches schaffen es uns auf den Gegner gut vorzubereiten.

Vincent Vertneg

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