Nicht nur darüber ist die SELAF jetzt sauer, verdächtigt sie die Gladiators damit des Betrugs.

Schweres Foulspiel der Gladiatoren. Die Burgenländer setzten beim ihrem letzten SELAF-Spiel in Novi Sad Stefan Sudi von den Styrian Stallions ein. Der war aber vom AFBÖ nicht freigeben und daher auch nicht spielberechtigt. Auch nicht in der SELAF, die klar machte, dass sie nur Spieler zulassen würde, die auch vom österreichischen Verband für das Team freigegeben sind. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht der Fall.

Dazu behauptet der Schiedsrichter Vladan Lapcevic, dass sich Sudi beim Face-Check als Peter Truber vorgestellt hat. Auch der Reisepass von Truber soll in Serbien gewesen sein – nur Truber selbst war nicht dabei. Dafür sein Jersey mit der #62 und darin steckte jedenfalls (siehe Foto) Herr Sudi. Der Schiedsrichter glaubte den Gladiators kein Wort und protokollierte für die SELAF nach dem Spiel die folgenden Zeilen:

Beim Spiel NS-GL war im Spielprotokoll unter der Nummer 62 ein Peter Truber angeführt. Wir haben anhand der Fotos vor dem Spiel an seiner Identität Zweifel geäußert. Nach dem Spiel verlangte ich seinen Reisepass zur Einsicht. Im Reisepass war kein Grenzübertrittsstempel – es gab überhaupt keine Stempel im Pass. Ich wollte mir den Spieler nochmals ansehen. Man sagte mir jedoch, man hätte ihn ins Krankenhaus zur Untersuchung geführt. Es gab beim Spiel aber keine Verletzten, noch ersuchte die Gastmannschaft um Unterstützung bei der Überführung eines Spielers ins Krankenhaus. Anbei das Foto von Peter Truber aus dem Roster und dem Reisepass, sowie das Foto des Spielers, welcher sich als Peter Truber ausgab. Hier handelt es sich offensichtlich um zwei verschiedene Personen.

Protest der Gladiators
Ein wenig anders sehen das die Gladiators. Man gibt zwar zu, dass Peter Truber nicht in Serbien war und Stefan Sudi (für ihn) gespielt hat, streitet aber alles andere ab. Weder habe man den Referees gesagt, dass Sudi Truber sei, noch wüsste man etwas vom Reisepass. ‚Ich hab keinen Reisepass von Truber gesehen und wir haben den Refs auch gesagt wer der Spieler ist‘, so Gladiators Obmann Paul Edelsbrunner. ‚Wir gingen davon aus, dass Sudi spielberechtigt ist. Wenn die Schiedsrichter den Spieler nach dem Face Check freigeben, dann darf er auch spielen. Und das haben sie auch getan. Erst danach kamen ihnen Zweifel, da wir nur unter Protest antraten.‘

Grund für den Protest der Gladiators war, dass Spieler von Novi Sad ohne pads aufliefen und auch nach dem Hinweis, dass der Gegner sich doch vollständig ausrüsten soll ohne Schutz weiterspielten. Kurz nach dem Spiel beschwerten sich die Gladiators darüber ‚wie Verbrecher behandelt worden zu sein‘. Man habe alle Spieler nach dem Match ganz genau kontrolliert, mit Reisepass und einzeln vortreten. ‚Eine Fleischbeschau‘ nannte das Edelsbrunner damals. Nun kamen auch die Hintergründe der strengen Kontrolle zu Tage.

Flucht nach vorne
Für die SELAF ist die Sache klar. Der Spieler hätte nicht zum Einsatz kommen dürfen. Man glaubt dem Schiedsrichter. Den Protest der Gladiators bezüglich illegalem Equipment wertet man als ‚Flucht nach vorne‘, mit dem man lediglich versuchen wollte von sich abzulenken. Man sei darüber ’sehr enttäuscht‘. Auch in Novi Sad ist man sauer auf die Burgenländer. Der SELAF-Delegierte Gabriel Dielacher versteht den Ärger. "Protest wegen pads einlegen und dann so eine Geschichte. Da läuft einiges verkehrt in Ruthersdorf zur Zeit. Hoffentlich erfangen sie sich wieder und bessern sich in jeder Hinsicht. Sie stehen jetzt aber sicher mal unter besonderer Beobachtung und sollten sich keinen weiteren Ausrutscher mehr leisten."

Auch Zundl verärgert
Betroffen bist entsetzt von der Sache zeigte sich der Headcoach der Styrian Stallions, Steve Zundl. "Hier steht mein Ruf als Trainer auf dem Spiel", sagt der Kanadier. "Am liebsten wäre mir, mein Name würde mit der Geschichte gar nicht in Verbindung gebracht werden können." Kann er aber insofern, als Zundl auch vor Ort in Novi Sad war und natürlich wusste wer da am Feld steht. Was er nicht wusste, so sagt er es, dass der Spieler nicht spielen hätte dürfen. "Mir wurde von den Gladiators gesagt, dass meine Spieler nicht spielen dürfen, außer Stefan und noch ein zweiter. Ich bin erst kurz vor Ankick in Novi Sad eingetroffen und hab mir überhaupt nichts dabei gedacht, als er spielte. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich das abgelehnt und verhindert. Sollte er sich als Peter Truber ausgegeben haben, dann kann ich mich nur in aller Form dafür entschuldigen und dazu sagen, dass das sehr dumm ist und im Sport nichts verloren hat. Wir werden hier auch intern darüber sprechen müssen. So geht das jedenfalls nicht. Das war nicht in meinem und unserem Interesse. Wir wollten den Gladiators helfen und selber im Herbst ein paar Spiele bestreiten. Ich fühle mich, auch wenn ich es nicht wusste, mitschuldig. Ich hab einfach geglaubt, was mir gesagt wurde."

Die Konsequenzen aus der Geschichte: Stefan Sudi wird man in der SELAF vorläufig nicht mehr sehen. Er ist für die restliche Saison gesperrt. Punkteabzug wird es wohl keinen geben. Viel könnte man den Burgenländern ja auch gar nicht abziehen. Sie müssen ihre Spiele nun so oder so gewinnen um noch in die Playoffs zu kommen, sagte man uns aus dem SELAF-Büro.
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Hohe Werte
ein Kommentar von Walter H. Reiterer

Wäre es nicht so traurig, dann wäre es eigentlich lustig. Sollte die Geschichte so stimmen (in der Version des Schiedsrichters), wovon man eigentlich ausgehen kann (bitte keine Verschwörungstheorien mehr bezüglich dieser Mannschaft), dann hat sie neben der Tatsache, dass es sich um sportlichen Betrug handelt, eine Dreistigkeit zu eigen, die ihr einen hohen Unterhaltungswert zukommen läßt. Man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen. Peter Truber ist ja kein Unbekannter. Der SELAF-Delegierte Dielacher kennt den Mann persönlich von der Kickstart-Pressekonferenz. Auch Truber hat einen hohen Wert – einen hohen Wiedererkennungswert auf Grund seines Aussehens. Groß, fest, Hautfarbe schwarz und über 40. Wie viele Footballspieler in Österreich gibt es, welche diese Kriterien erfüllen? Kaum einen anderen Gladiators Spieler würde man leichter wiedererkennen. Es gibt nur einen Peter Truber! Übrigens ein ganz Netter, der Peter, was ihm aber nicht die Frage ersparen wird, ob sein Reisepass alleine nach Serbien vereiste und wenn ja, was er dort machte?

Dann geht man her, anscheinend auf Grund eines personellen Notstandes, malt einen ca. gleich großen und festen aber viel jüngeren Spieler ein wenig mit Schuhcreme im Gesicht schwarz an und sagt Truber zu ihm? Picasso schau owa! Wem glaubt man das, mit Ausnahme von Michael Jackson? Wer immer auf diese Idee kam, muss auch einen sehr ausgeprägten Sinn für schwarzen Humor haben. Übrigens gab es da vor Jahren eine ganz ähnliche Geschichte. Abgesehen von nicht ganz unähnlichen Vorfällen in letzter Zeit. Also bevor man hier weiter schwarzmalt, sollte man wissen: Das ist nicht das erste Mal, dass einem ein Sudi für einen Truber vorgemacht werden soll. Fragen Sie nach in Hohenems. Die konnten das vor Jahren allerdings weitaus besser. Da musste fast ein DNA-Test her. Lang ist’s her – damals gewannen die Rangers noch Footballspiele.

Völlig unlustig wird es aber, wenn man sich das derzeit traurige Gesamtbild des Teams ansieht. Begonnen hat es im Frühjahr mit dem totalen Ausfall von Disziplin und Ordnung im Spiel gegen Vukovi. Die Serben waren ihnen dabei nicht nur sportlich einen Schritt voraus, sondern auch was Sportsgeist und Manieren angeht überlegen. Doch eine kleine Überraschung, denn präsentierten sich die Belgrader als die in Summe eindeutig "coolere" Truppe. Die Gladiators wollten oder konnten daraus keine Lehren ziehen, denn gegen Novi Sad setzte man nahtlos dort an, wo man gegen Vukovi aufgehört hat. Aufregen und ablenken von den eigenen Schwächen bzw. in dem Fall: der eigenen Missetat. Es gab sportlich erneut eine auf den Deckel. Von den letzten sieben Spielen gingen sechs verloren. Die Bilanz, so könnte man zumindest meinen, sollte den Gladiators Grund genug geben um mal innezuhalten. Was tun wir da eigentlich?

Von seltenen Zwischenhochs abgesehen (immerhin erreichte man die Playoffs in der Division I), das Spiel gegen die Vikings II in Rudersdorf war formidabel, war es aber nie wirklich pretty was man da zu sehen bekam. Seltsame Auftritte in Wien (absichtlich verlieren: ja/nein/egal), gegen die Titans (nicht mal ignorieren) und schlussendlich der vierte Platz in der "Wirtshausliga". Zwischendurch vernahm man immer wieder starke Sprüche ihres Quarterbacks, die zum Teil auch ganz originell waren, sich aber als warme Luft erwiesen haben und nicht besser wurden, als man sie mit derben Beschimpfungen restaurierte. Da hilft es auch nicht, wenn man sich als Verein davon distanziert. Kamber hätte sich längst schon selbst einen Maulkorb verpassen sollen und lieber sein Hohlkreuz in der Kraftkammer gerade biegen können. Denn der DVD-Verleih ist im Konkurs, die "Jugos" sind keine Heiden, der "Schrebergartenverband" ist der AFBÖ, der dann auch noch administrative Mankos für sie ausbesserte, bevor er dann via Wochenzeitung als "Unterwanderer von Agreements" bezeichnet wurde. Genau: Vorher schicken wir ihnen noch einen Anwalt. Der unterschreibt zwar seine Briefe nicht, aber er hat Jus studiert! Was für eine Chaos-Gang!

Hoffnungsschimmer – Britney Spears muss abnehmen!
Es gibt allerdings auch Positives zu berichten. Die Erfolgsgeschichte ist den Gladiators eindeutig in ihren BB (Burgenländischen Blutza) gestiegen, die schöne Story kann man ihnen aber nicht mehr nehmen. From zero to hero – da geht es dann halt nur mehr bergab. Irgendwie haben sie im Moment etwas mit Britney Spears gemeinsam. Ein bissel blader ist man, bewegen tut man sich nur in der Disco und da nur vom WC zur Bar, zwischendurch ein Skandalchen für die Presse, einen Hit hatte man halt leider schon länger nicht. Time for Entschlackung – wo geht’s hier zur Entziehungskur?

Betrachtet man die Arbeit die mit dem Nachwuchs geleistet wurde, ist das für den Anfang durchaus in Ordnung, scharren ja auch schon einige Jugendspieler in den Startlöchern. "Chefkoch" Bernhard Kamber hat sich dem Vernehmen nach so etwas wie entschuldigt beim Verband. Zumindest hat er angerufen und irgendwas gesagt. Das ist ja schon was. Die Chancen alles zum Besseren zu wenden sind absolut gegeben. Nun hat man die Spieler der Stallions, samt Sanktus von SELAF und AFBÖ, zwei weitere Neuzugänge aus Kärnten und obendrauf den wunderbaren Vikings-Widner Joe, der sicher eine enorme Verstärkung für das Team darstellt.

Man müsste jetzt ein wenig leiser treten, die vielen des Mitredens Willigen zum Schweigen bringen, der Presse bessere und vor allem wahre Geschichten auftischen und – auch nicht ganz unwichtig – Spiele wieder gewinnen. Ganz ehrlich auf dem Rasen und ohne Murren. Dann liegt vor dem Team noch immer der Weg den sie für sich vorgesehen haben. Es ist immer noch möglich das ganze Burgenland mit gutem Sport in seinen Bann zu ziehen. Das war nämlich ursprünglich mal der Plan – wenn man sie an der Stelle daran erinnern darf. Erster Schritt auf dem Weg dahin: 29. September vs. Ljubljana. Null Gerede – sieben Touchdowns und danach ab in die Kirche. Weil man ist schließlich kein Heide und hat hohe Werte.

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