Vor zwei Jahren beschlossen die Emser in der höchsten Schweizer Liga mitzuspielen. In der AFL Saison zuvor sorgten sie für Aufsehen, als einer ihrer zahlreichen Spieler aus Deutschland vom Verband als heimlicher Import enttarnt wurde. Spiele wurden nachträglich strafbeglaubigt, die Black Lions fielen um das Heimrecht in der Wild Card um und die Vorarlberger landeten in der Division 2. Der mittelfristige Plan war, die Swiss Bowl zu gewinnen und sich damit für die EFL zu qualifizieren. Daraus wurde nichts, man schaffte weder 2010 noch 2011 den Finaleinzug. In der heimischen Division 2 war man mit anderem Personal auch nicht erfolgreicher.
Nun geht es wieder ganz nach Österreich, damit zurück an den Start und von dort soll der Weg zumindest wieder in die Division 1 führen. Der Graben zwischen dem Verband und den Emsern ist auch nur mehr ein Grübchen mittlerweile, mit heimischer Lizenz lässt der AFBÖ die Emserim EFAF Cup antreten und auch eine Teilnahme an der CEFL wurde – vorbehaltlich eventueller Terminkollisionen (D2 und EFAF Cup first) genehmigt.
Christoph Piringer, der nach der Saison 2009 und damit nach elf Jahren als Präsident des Klubs abtrat und an Michael Köhlmeier übergab, avancierte zwar zum Schweizer Verbandssekretär (was er mittlerweile nicht mehr ist), dem von ihm gegründeten Verein blieb er aber als General Manager treu. Als Sekretär des SAFV installierte er einen„österreichischen“ Coaching Staff mit dem Alpin Hammers Headcoach Ekrem Tara und dem aktuellen Blue Devils Headcoach Luis Ignacio.
Walter Reiterer sprach zum ersten Mal nach dem Eklat Ende 2009 mit Christoph Piringer über Vergangenes und die Zukunftspläne der Rheintaler.
WR: Warum verlassen die Blue Devils die Schweiz wieder?
CP: Dafür gibt es viele Gründe. Am Ende ausschlaggebend war die Legionärspolitik, die in der NLA betrieben wird. Wie sich ja auch in Österreich schon herumgesprochen hat, verfügen die Calanda Broncos über ein sehr beachtliches Budget und können eine ganze Reihe von Spielern bezahlen und als Profis oder Halbprofis bei sich einstellen. Auch Europäer, die nicht unter die Regel fallen. Das kann sich außer ihnen kein zweiter Klub in der Schweiz leisten und auch wir sind dazu nicht imstande und es führt aus unserer Sicht zu einem sinnlosen Wettbewerb. Das Fass zum Überlaufen brachte dann das Angebot der Broncos, dass sie Teams, die mit ihnen mitziehen bei richtungsweisenden Entscheidungen, damit belohnen, dass sie gegen sie nicht mit voller Stärke spielen werden. Das hat mit Sport dann gar nichts mehr zu tun. Wenn sich jemand Titel kaufen will und kann, dafür noch Opfer sucht und dann auch welche aufzeigen – bitte gerne. Unser Vorstand hat aber entschieden, dabei nicht mitzumachen. Das Unterfangen ist sinnlos. Es ist so, als würde ein AFL Team in voller Stärke in der Division 1 spielen.

Wenn ich das so höre, erinnert mich es stark an die Politik der Blue Devils in der AFL?

Jein. Zum einen hatten wir nie, auch nicht als es noch möglich war, so viele Spieler auf der Payroll wie die Churer heute, zum anderen hatten wir es mit ganz anderen Gegnern zu tun. Es ist ein riesiger Unterschied, ob du gegen die Raiders, Vikings und Giants, oder gegen Schweizer Teams jedes Wochenende spielst. Wir versuchten uns qualitativ so zu verstärken, dass wir überhaupt mal in die Situation kommen, diesen Gegnern die Stirn zu bieten. Die Broncos schießen in Wahrheit ja mit Kanonen auf Spatzen.

Die Spiele zwischen den Broncos und den Blue Devils sind zuletzt aber nur sehr knapp ausgegangen.

Das stimmt. Wir haben uns da ganz gut geschlagen. Ihr Problem war das Coaching, was sie nun aber mitGeoff Buffum und Dave Likins wohl gelöst haben. Vom spielerischen Potential her hätten sie schon im Vorjahr zumindest in der Euro Bowl stehen müssen. Das war nur kein Team, sondern eine zusammengewürfelte Truppe mit viele Individuen und gleichzeitig auch der Grund, warum sie gegen die Vikings ausgeschieden sind. Ich glaube nicht, dass ihnen das nochmal passieren wird.

Es sind ja auchSpieler der Blue Devils dahin gewechselt, darunter Christian Steffani.

Als mir Christian verriet, was Calanda ihm für eine Saison anbietet, da sagte ich ihm sofort, er soll dorthin gehen. Er wird nie wieder in seinem Leben so viel Geld mit Football verdienen können. Da muss man unterscheiden zwischen dem was man von der Sache hält – ich halte wie gesagt nichts davon – und dem was ein junger Mann in so einer Situation machen soll. Er soll das Geld nehmen und Football spielen.

Das hört sich paradox an …

Ist es aber nicht. Würde es in der Schweiz acht Vereine geben, bei denen allen das Geld aus dem Bankomaten kommt, dann wäre ja alles super. Jeder stellt seine 15 Profis an, seine Coaches und der Rest sind Nationals. Ich bin ja Walter Tribolet (Präsident der Broncos, Anm.) nicht böse darüber, dass er viel Geld hat und einen Teil davon in ein Footballteam investiert. Nur muss ihm auch klar sein, dass wir in „seiner“ Liga nicht deshalb nicht mitspielen, weil wir es nicht wollen, sondern weil wir einfach unter diesen Voraussetzungen es nicht können. Es kann in Wahrheit keiner in der Schweiz. In Österreich entsteht schon Ärger, wenn ein Team ein bissl mehr als das andere hat und hier ist das Gefälle riesig. Es würde hierzulande zu einem Aufstand kommen. Die einen haben quasi nichts, die anderen einige Millionen zur Verfügung. Wie soll das bitte funktionieren? Man muss schon beachten, wie alle aufgestellt sind und dann sich den Verhältnissen anpassen. Natürlich muss sich der Sport weiter entwickeln, auch wirtschaftlich, aber man braucht immer noch zwei Teams für ein Spiel.

Gewinnen die Broncos 2012 die Euro Bowl?

Das halte ich durchaus für möglich. Buffum ist einer der besten US-Coaches, die je in Europa gearbeitet haben und seine Mannschaft ist personell extrem gut aufgestellt. Die Dual Passports und die zusätzlichen Europäer sind ja in der EFL allesamt spielberechtigt. Ich rechnen mit ihnen, ja.

Zurück zu den Blue Devils. Was war das damals im Jahr 2009 mit den Imports für eine Geschichte?
Wir haben in den letzten drei Jahren sehr viele neue und junge Spieler dazu bekommen. Die meisten verstehen die Haltung mancher zu uns nicht und rätseln über Postings in Foren, wo gegen die Blue Devils polarisiert wird, weil sie die Geschichte nicht kennen. Natürlich habe ich das auch zu einem Teil auf meine Kappe zu nehmen. Wir haben versucht uns den großen Teams anzunähern und es steht außer Frage, dass wir das Reglement bis zum allerletzten Paragraphen ausgereizt haben, um uns Vorteile zu verschaffen. Ich sehe aber auch kein einziges Indiz, welches darauf hindeutete, dass das nicht jedes andere Team in Österreich auf seine Art auch machen würde.

Bei einem Spieler war aber keine Ausdehnung eines Paragraphen mehr, sondern ein Bruch der gemeinsamen Spielregeln.

In dem einen Fall haben wir den Regeln nach falsch gehandelt, ja. Das war unser Fehler, für den wir allerdings auch ganz ordentlich zur Rechenschaft gezogen wurden.

Wie soll es 2012 weiter gehen?

Wir werden 2012 bei drei Bewerben antreten. Wir sind wieder zurück in der CEFL, wir werden uns im EFAF-Cup versuchen und erneut in der Division 2 antreten. In Österreich ist es unser Ziel aufzusteigen, international schauen wir mal, wie weit es geht.

Das sind eine Menge Termine. Wie soll das alles unter einen Hut gehen?

Wir haben derzeit acht Coaches und einen Kader von 62 Spielern. In der CEFL und im EFAF-Cup werden neben drei US-Amerikanern auch die Zugänge aus Deutschland spielberechtigt sein. In Österreich dürfen wir einen A-Klasse-Spieler einsetzen. Da ist geplant auf der Quarterback Position Will Galusha oder Mitch Niekamp einzusetzen. Es ist uns personell und organisatorisch möglich, an einem Wochenende zwei Spiele mit zwei unterschiedlichen Mannschaften zu bestreiten. Das werden wir auf Grund der Termine auch mehrmals machen müssen.

Das Vorhaben hatten die Devils schon vor zwei Jahren und es hat nicht ganz funktioniert.

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren stark im Bereich Coaching investiert und viele junge Spieler eingebaut. Wir hatten z.B. neun Spieler beim Junioren Nationalteam Tryout vorige Woche. Michael Köhlmeier hat hier viel gute Arbeit geleistet, die man in Österreich noch nicht so registriert hat. In der Division 2 spielen die meisten Teams mit 20 bis 30 Spielern, das können wir in jedem Fall auch, selbst dann, wenn wir gleichzeitig CEFL oder EFAF Cup spielen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments