Dem ist trotz des Finalsieges höchstwahrscheinlich nicht so, denn die Burgenländer haben heuer in keiner Nachwuchsklasse genannt.
Medienrummel
Nicht zum ersten Mal greifen große Medien in der Region das Thema Football auf Grund der Gladiators auf. Nach dem ORF springt nun auch die Kronen Zeitung auf den Zug auf, die dem Finale der Division II eine ganze Seite im Sportteil widmete. Kleinere Lokalzeitungen sind schon längst mit dabei wenn in Ruderdorf das Ei fliegt, die Bildpost, eine größere Lokalzeitung in der Gegend, ist sogar Medienpartner der Gladiatoren. Der ganze Rummel dürfte am Ende nicht ausreichen um aufzusteigen, denn dafür sind andere Vorraussetzungen gefragt.

WSO wird durchgezogen
Der AFBÖ sieht eine der Vorraussetzungen für einen Aufstieg nicht gegeben. Der Verein müßte laut Wettspielordnung (WSO), will er in der Division 1 spielen, bei mindestens einer Nachwuchsklasse nennen. Genauer gesagt: vorher genannt haben, denn um in der zweiten Liga antreten zu dürfen, muß man nicht erst danach bei Nachwuchsspielen antreten, sondern ab kommenden Jahr schon davor. Das haben sie nicht getan/werden sie nicht tun. 2007 sind zwei verpflichtende Vorbereitungsspiele im Mai zu absolvieren. Kommt es zu Absagen auf Grund von einer zu geringen Anzahl von Spielern (nicht spielfähig), wie das heuer z. B. bei zwei Teams der Fall war, ist die Lizenz für die Liga weg.

Wolves kein Präzedenzfall
Anders verhielt sich die Sache bei der alten Regelung (Nennung für Herbst) bei den Budapest Wolves. Die traten vorige Saison in keiner Nachwuchsklasse an, durften danach aber trotzdem aufsteigen. Grund hierfür: Die Wolves sind Ungarn und kein vollwertiges Mitglied des AFBÖ. Heuer allerdings hat man den Magyaren zu verstehen gegeben, daß es so nicht mehr weiter geht. Auch sie müssen, ein Jahr danach, beim Nachwuchs antreten. Für die Gladiators gelte so eine Ausnahme nicht. Seit 1918 ist das Burgenland Österreichs jüngstes Bundesland, die 451 Jahre welche man davor bei Ungarn war werden im Football nicht angerechnet.

Von der Entwicklung überrascht
Gladiators Manager Andreas Mayer ist von der perfect season überrascht. ‚Natürlich haben wir uns durch die Neuzugänge Chancen auf den Gewinn des Titels ausgerechnet, aber zaubern können wir nicht. Wir haben zwei Juniorennationalteamspieler und ein paar weitere Nachwuchsspieler, aber derzeit kein Team. Uns gibt es erst seit 2001, wir haben jetzt vor, nachdem wir eine funktionierenden Kampfmannschaft haben, uns verstärkt um den Nachwuchs zu kümmern. Die Erfolge heuer und die Camps im Sommer werden uns sicher neue Spieler bringen. Wir hoffen dadurch auch ein Nachwuchsteam aufstellen zu können.‘
Trotzt des Titelgewinns sieht Mayer der Zukunft der Gladiators mit gemischten Gefühlen entgegen. ‚Einige Spieler hören nach dem Titelgewinn auf. Alles ist jetzt möglich. Im schlimmsten Fall auch die Auflösung des Vereines, wobei das natürlich der absolute worst case wäre. Das glaube ich also nicht. Es kann auch sein, daß wir noch mal die Challenge Bowl gewinnen und danach in die Division I aufsteigen. Es hängt davon ab, wie sich bei uns jetzt die Personalsituation entwickelt.‘

Kamber geht, Houtz bleibt
QB Bernhard Kamber hat kurz nach dem Match dem Vorstand seinen Rücktritt erklärt. Er will nicht mehr Football spielen. Und zwar nirgendwo mehr. Sein Kärntner Kollege Manuel Houtz wird allerdings in Rudersdorf bei den Gladiators bleiben, egal in welcher Liga sie zukünftig spielen werden. Er hat dort Freunde gefunden, das Team gefällt ihm und auch privat ist er alles andere als unglücklich im Burgenland. Alleine dieser Spieler könnte mit dafür sorgen, daß sich die Gladiators auf dem heurigen Niveau auch ohne Kamber weiter halten können. Dazu hat Bill Moore noch einige Pfeile im Köcher. Es kann 2007 durchaus wieder überraschende und prominente Neuzugänge geben. Ob der dritte Kärntner im Bunde (Hannes Kamber) bleibt ist noch offen.

Causa Schlegelmilch
Der Knights QB Roger Schlegelmilch hat nach einer Interception in der Challenge Bowl, beim Versuch Hannes Kamber zu tacklen, den Head Referee Christian Steiner im Spiel hart erwischt. Steiner blieb benommen liegen, erlitt ein Cut an der Nase und war auch danach nicht mehr quietschfidel. Schlegelmilch hat sich dem Vernehmen nach dafür nicht entschuldigt, sondern Steiner mitgeteilt (angeblich mit sehr forschen Worten), daß er selbst daran Schuld sei. Der junge Mann brachte sich damit in Verdacht die Aktion absichtlich lanciert zu haben – ein ‚Frustfoul‘ nach der Interception? Derzeit liegt die Causa schwebend beim Strafsenat, eine Sichtung des Videos soll Klarheit bringen, Schlegelmilchs Spielerpass wurde vorerst einbehalten.

Aufstieg als Nummer 2?
Die Knights haben formal die Nachwuchshürde genommen. Auch heuer haben sie wieder für den Junioren Cup genannt, nachdem sie 2005 schon ‚freiwillig‘ mitgespielt haben. Eine schwierige Übung damals, die auch nicht ganz reibungslos über die Bühne gegangen ist, aber man hat das Programm durchgezogen. Daher will man heuer auch aufsteigen. Man habe es sich erarbeitet. Eher skeptisch steht so mancher Verbandsvertreter dem Ansinnen gegenüber. Das Argument, man könne die Spieler nicht mehr motivieren, weil die Gegner in der Division II allgemein zu schwach wären, ist nicht ganz zutreffend, denn sonst hätte man nicht drei Mal verloren und ein Mal nur knapp gewonnen. Dazu wird mit den Giants II ein Team hinzustoßen, welches durchaus eine Aufgabe für die Ritter darstellen könnte. Dahingehend überlegt man sich in den Verbandsgremien auch bereits andere Konstellationen wie man ca. gleich starke Teams in eine Liga bringen könnte. Womöglich gibt es 2007 vier Divisionen und beide ’steigen‘ in die vorletzte Liga auf? Eine von mehreren Möglichkeiten.

Kommentar
Es war einmal… So beginnen viele Märchen und nicht alle haben ein Happy End. Die Burgenländer könnten aus ihrem märchenhaften Traum jäh erwachen. Kein Nachwuchs – kein Aufstieg. Dabei haben es der Platzsprecher und die Kronen Zeitung schon in die weite Welt posaunt. Wir sind Division I! Dem Verein schwante natürlich schon lange vorher böses. Bill Moore war stets skeptisch was den Aufstieg betraf, wußte er ganz genau, daß nur ein Nachwuchsprogramm die Gladiators im Falle eines Sieges im Finale auch tatsächlich in die Division I hieven wird. Er wußte auch, daß das nicht zu schaffen sein wird. So wird er 2007 weiterarbeiten, ein Nachwuchsteam aufstellen und das ganze Programm in der Hoffnung auf Erfolg noch mal abspulen. Auch in der Hoffnung, daß die Zuschauer und die Medien dem Team treu bleiben. Selbst schuld, sagen dazu manche, denn es gibt Regeln an die man sich zu halten hat. Daß die Budapest Wolves sich daran nicht zu halten hatten interessiert dabei ebenso wenig, wie wer eigentlich die Erfinder dieser Regulative sind, woher sie kommen und was ihr tieferer Sinn ist. Der AFBÖ zwingt die Vereine ab der zweiten Liga zur Nachwuchsarbeit. Sein Credo ist es Football in Österreich zu fördern. Ein riesiger Teil des Budgets kommt daher dem Nachwuchs und dem Junioren Nationalteam zu Gute. Mediales Desinteresse spielt hier keine Rolle, es geht um die Basis des Sports. Eine Kernaufgabe des Verbandes, der man eigentlich gelassen gegenüber stehen kann. Wie weit man darüber hinaus bereit ist diese Regeln individuell auf ihre Sinnhaftgkeit zu überprüfen, immer mit einem Blick auf die Gefahren die Ausnahmen eben so in sich bergen, ist noch offen. Noch gibt es kein offizielles Nein, noch gibt es gar keine Ligaeinteilung. Womöglich wird es nächstes Jahre auch 4 Ligen geben, kommen die Giants II und die Oilers von unten nach? Die muß man dann klassifizieren, so wie auch die Rangers & Bruins einer Klasse zugeordnet werden müßten. Der Verband wird sich selbst fragen müssen, was er hier eintauschen will. Zieht man die Regeln knallhart durch, löscht man damit auch ein wenig einen Begeisterungsflächenbrand in einer Region wo sonst nicht allzuviel los ist. Läßt man die Gladiators durch die Paragraphen durchrutschen, dann wird man sich einiges anhören lassen müssen von der Hardcore Nachwuchs Fraktion, denen Football als Produkt, Trigger & Katalysator derart fremd ist, daß all das nur ein Nebengeräusch ist. Ein Nebengeräusch welches der ORF mit der Krone in Personalunion produziert, kann allerdings ganz schön laut werden. Was will man? Den Football fördern, wenn man das richtig deutet. Geht das immer nur damit zu sagen wir fördern den Nachwuchs, oder geht es manchmal auch darum zu verstehen, daß, wenn etwas passiert was großartig ist man ebenfalls zu unterstützen hat? Wer entscheidet darüber? Kann man in Ausnahmen Aufschub gewähren, wegen Gefahr im Verzug, oder reißt man scheuklappenblind im Funktionärsstil die schönen neuen Tapeten von den Wänden um schnell grau drüberzumalen? Skurril wird es spätestens dann, wenn der Präsident der Vikings von den Gladiators Nachwuchsarbeit einfordert, denn genau sein Verein hat jahrelang Strafen dafür bezahlt um weiter oben mitspielen zu können OHNE auch nur die geringste Nachwuchsarbeit zu leisten. Ein Fehler, wie man heute sagt. Lange ist’s her, 2007 steht man fett und fetzig da – man will ja nur die Kleinen vor einer falschen Entwicklung (die man selbst aber wissend, weil auch dafür Geld zahlend durchgemacht hat) schützen. Wie lieb gemeint. Die Exekutive in diesem Spiel hat sich also selbst jahrelang strafbar gemacht. Im Jahr 6 ihres Bestehens, so alt sind die Gladiators, standen die Vikings dort wo die Burgenländer heute sind. Nämlich ohne Nachwuchsteam da. Das hat sich bei den Wiener noch jahrelang so gehalten, erst ein Umdenken (durchaus injiziert von Karl Wurm) brachte die Wende vom Nachzügler zum Vorzugsschüler. Das letzte Saulus/Paulus Beispiel sind die Blue Devils. Gescholten als Nachwuchsverweigerer sind sie heute die Liebkinder. In drei Klassen tritt man an, auch bei der vierten will man bald mitmachen. Den Verein gibt es zwei Jahre länger als die Gladiators. Könnte das Alter hier in einem kausalen Zusammenhang stehen? In der Zeit, die gekommen ist, die es reifen ließ? Könnte es sein, daß nicht nur die permanenten Drohgebärden (ihr dürft nur dann, wenn…) es waren, welche aus Blüten Früchte machten, sondern es sich dabei um eine völlig normale Entwicklung gehandelt hat? Die Gladiators haben klar gemacht ein Nachwuchsteam stellen zu wollen. Sie haben die Division II überlegen gewonnen. Das reicht aus um die aufsteigen zu lassen. Es reicht nur dann nicht aus, wenn man unter Nachwuchsarbeitsparanoia leidet. Die ist leider nur schwer behandelbar und führt in machen Fällen sogar zum frühzeitigen Businesstod.

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