Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, daß im Punktegarant für den Gegner noch ein wenig mehr schlummert als man den Löwen gemeinhin zutraut. Davon weiß Walter H. Reiterer aus Moosburg für Football-Austria.com zu berichten, der dort ein Viertel Sensation sah.
Die Black Lions sind gestraft für die Saison. Nach der Fusion der beiden Kärntner Teams Falcons & Cowboys unter dem gemeinsam Logo eines schwarzen Löwen, gaben sie bisher nur den Prügelknaben der AFL ab. Trotzdem, oder vielleicht genau deswegen, stehen die Herrschaften erhobenen Hauptes da. Die heftige 0:75 Niederlage gegen die Vikings sitzt ihnen in den Knochen, ansonsten hielten sich die Abfuhren in Grenzen – man möchte sich langsam konsolidieren. Probleme gibt es dabei genug und die liegen eventuell wo anders, als dort wo sie deren Präsident Manfred Mocher vermutet.
Am Samstag empfing man die Swarco Raiders Tirol am Kaiser Arnulf Sportgelände in Moosburg. Die Mankos & offenen Flanken des Teams konnte man bei dieser Begegnung ebenso gut erkennen, wie das Potential nach oben hin.
Die Raiders, nach der Messerattacke an Linbeacker James Ellingson (er war frisch aus dem Spital entlassen als Zuschauer mit dabei), noch immer nicht ganz zurück wo sie beim historischen Sieg über die Braunschweig Lions waren, starteten schwach in die Partie. Zwar konnten Mohammed Muheize & Markus Eitzenberger First Downs erzielen, doch ein Paß von Raiders QB Geoff Buffum, gedacht für Receiver Chris Rosier, landete in den Händen von Peter Werginz. Der, wie so viele Spieler der Löwen, auf beiden Seiten der Line (als CB & WR) am Feld stand. Die Offense der Lions kam erstmals aufs Feld & Neo Quarterback Corey Hetherman zeigte mit einem 78 Yard Paß auf Receiver Rok Stamcar auf, der gerade noch an der Raiders 9 Yard Linie gestoppt werden konnte. Der Versuch mit dem Laufspiel über Matt Crockett in die Endzone zu kommen mißlang. Crockett verletzte sich zu allem Überdruß in der Spielphase, an seiner Stelle lief Carter Conley mit dem Ball. Der Fieldgoalversuch von Michael Adrianow war aber gut & so hieß nach dem ersten Offensive Drive 3:0 für Kärnten & auch das erste Viertel ging bei diesem Spielstand zu Ende.
Die Gäste machten aber gleich zu Beginn des zweiten Viertels klar, daß es so nicht weiter gehen wird. Buffum fand dieses Mal Receiver Chris Rosier – Touchdown. 3:7 (PAT good, Josef Schnellrieder). Ein geblockter Punt brachte die Tiroler kurz darauf in gute Feldposition & in Ballbesitz. Die Defense der Lions hielt drei Mal dagegen, das Fieldgoal von Josef Schnellrieder aus 32 Yards Entfernung war dann aber gut zum 3:10. Die Offense der Lions in Folge bemüht, aber nie gefährlich. Mancher Paß von Heatherman kam zum First Down an, auch Carter Conley rackerte sich ab, von weiteren Punkten war aber ein gutes Stück entfernt. Interessanter Weise taten sich aber auch die Raiders in der Offense schwer schnell für klarere Verhältnisse zu sorgen. Wieder endete ihr Drive gestoppt werden, wieder trat Josef Schnellrieder zum Fieldgoalversuch an – 3:13 aus 35 Yards. Auf den Mann ist Verlaß. Gleichzeitig war das auch der etwas überraschende Halbzeitstand.
10 Punkte Vorsprung ist wenig bis nichts im Football, daher kamen die Raiders auch mit einem klaren Auftrag aus der Pause. Entscheidung jetzt! Es dauerte einige Zeit, bis im dritten Drive die Defense der Tiroler die nächsten Punkte holte. Mohammed Muheize intercepted einen Paß von Corey Heatherman und lief damit in die Endzone der Löwen, die augenscheinlich auch konditionelle Probleme bekamen. Zu viele Spieler spielten doppelt & da liegt das Kernproblem des Teams, welches danach, um es im Langläuferjargon zu sagen, blau ging. 3:20 der Spielstand, Josef Schnellrieders Extrapunkt saß natürlich exakt zwischen den Pfosten. Danach ging es ruckzuck bergab mit den Lions & bergauf mit den Raiders. Der Lions Drive wurde gestoppt und sofort erhöhten die Innsbrucker auf 3:27 durch Tight End Markus Eitzenberger.
Im letzten Spielabschnitt änderte sich nichts an der klaren Überlegenheit der Gäste. Ganz im Gegenteil. Touchdowns durch Andreas Hoheneder & Bernhard Birkfellner stellten das am Ende auch in der Höhe gerechtfertigte Endergebnis von 3:41 her. Von den Lions Offense, die mehr oder weniger auch die Defense mit den besten Männern bestückt, war nicht mehr viel zu sehen, außer zwei First Downs in der eigenen Hälfte.
Fazit
Klare Angelegenheit für Tirol, klare Sache auch wo bei den Lions der Hund begraben liegt. Nämlich an selbiger Stelle wie im Jahr zuvor bei den Falcons. Zu viele Spieler spielen doppelt, zu wenig gutes Personal steht an der Sideline. Schuld daran ist sicher die lange Verletztenliste, bzw. die Tatsache, daß das Team diese Ausfälle nicht kompensieren kann. Das Team selbst, wäre es vollzählig, würde vielleicht noch den einen oder anderen guten Legionär vertragen, aber Spieler wie Bernd Leitsoni, Peter Wernginz & Hans Seppele verfügen wohl über die Fähigkeiten und die Erfahrung in der AFL zu reüssieren. Alleine das Team tut das derzeit nicht. Woran krankt es? Kurz und bündig gesagt ist es die Nachwuchsarbeit, welche hier den Lions ein Schnippchen schlägt. Mit Quereinsteigern & Rookies als Platzhalter an manchen Positionen ist in der ersten Liga kein Blumenstrauß mehr zu gewinnen. Die anderen Teams stehen reihenweise mit 20-jährigen Burschen am Platz, die ihre 10. Saison Football spielen. Die Kärntner müssen zurück zum Start und sich überlegen ab wann und wie sie diesen Nachteil kompensieren können. Das dauert Jahre, aber nur mit Jugend & Junioren wird das auf Dauer eine schwierige Sache. Genau dort müßte investiert werden. Am besten gestern schon.
Manfred Mochers Analyse sieht dazu etwas anders aus. Er sieht viele Verletzte und da sieht er ganz richtig. Nur das ist ein Grund, aber kein Hindernis. Eigenwillig wird die Ursachenforschung aber spätestens dann, wenn Mocher ‚manche abwesende Spielerpersönlichkeiten‘ damit kritisiert, daß sie ’seltsame Ideen‘ hätten, wie z. B. in der dritten Klasse zu spielen. Es ist klar wer damit gemeint ist & das verwundert dann schon ein wenig. Es ist u. A. Bernhard Kamber, vor der Saison noch persona non grata bei den Black Lions, den Mocher hier bei der Kärntner Ehre packen will. Bernie, come back – wir brauchen dich! Hallo? Aber auch an Manuel Houtz & Vikings Top Receiver Joe Widner (!) richten sich Mochers Appelle. Die Kärntner müßten doch zusammenhalten und nicht den Wienern zu Titeln verhelfen. Mochers lokalpatriotisches Ansinnen ist nachvollziehbar. Widner ist kein Landesverräter, sondern spielt lieber um die Eurobbowl als um die rote Laterne, aber sollte er & alle anderen sich davon überzeugen lassen, daß sie zurück nach Kärnten müssen, dann bleibt noch eine Frage offen. Wer von ihnen trainiert die Minis und wer die Schüler?
AFL
Carinthian Black Lions vs. Swarco Raiders Tirol 3:41
(3:0/0:13/0:14/0:14)
20. Mai 06, Kickoff 18:00
Kaiser Arnulf Sportplatz, Moosburg
Referees: Lair / Windsteig / Zemsauer E. / Hölbling / Albrecht
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Chiken Nuggets Test:
MVP: Josef Schnellrieder (Raiders, 2 FGs, 5 Extrapunkte)
Gameday
Der Kaiser Arnulf Sportplatz ist nicht perfekt für Football, aber insgesamt eine sehr schöne Sportanlage. Das Feld, wie auf vielen anderen Plätzen keine 100 Yards lang, es gibt auch keine echten Footballtore. Ansonsten erinnert es ein wenig an die Schmelz. Eine kleine überdachte Terrasse plus Tribüne. Sehr hübsch das. Der Einlauf der Teams wird zelebriert, es gibt einen Platzsprecher der schon vorher mal ein Match gesehen hat und sehr ausgewogen & fair moderiert. Dazu Cheerleader (die Lionettes) & ein gutes Angebot an Speisen und Getränken in der Sportkantine. Das ganze erweckt den Eindruck, daß die Organisatoren (neben Manfred Mocher u. A. auch Christa Sumnitsch, Football Urgestein Alfred Reiner, Egon Katnik u. v. m.) hier mit Herz & Hirn bei der Sache sind. Es wird was getan und es steckt viel Arbeit dahinter. Die Zuschauer strömen nach den letzten Niederlagen nicht mehr so zahlreich zu den Matches, aber ein paar Hundert fanden sich doch in Moosburg an dem Tag ein, darunter auch eine lautstarke Abordnung der Raiders. Alles in allem sicher nicht der schlechteste Gameday, der sich mehr Zuseher verdient hätte, denn auch das Match war durchaus sehenswert.