Opfer: Footballspieler hat mir Schlag versetzt‘, verbirgt sich die Geschichte eines Zwischenfalls in einer Discothek in Söll, wo die Schilderungen der Streitparteien zwischen ‚Schupfer‘ und ‚doppelt den Kiefer mit der Faust brechen‘ rangieren.

Auch der zuständige Referee, Richter Peter Friedrich vom Innsbrucker Landesgericht, blickt noch nicht ganz durch und gönnt sich nach einer Play Challenge ein Replay in Form weiterer Zeugenbefragungen. Mit ein Grund für des Richters Bedenken könnte das eher seltsame Verhalten des Opfers nach der ‚Attacke‘ sein.

Der Vorfall ereignete sich bereits am 13. Februar des vergangenen Jahres und ist jetzt vor Gericht gelandet. Der im Gesicht verletzte 20-Jährige behauptet an jenem Tag zuerst auf einer Eisplatte ausgerutscht zu sein. Nachdem ihm der behandelnde Arzt mitteilte, dass ein Sturz nicht in Einklang mit seiner Verletzung zu bringen sei, sagte der junge Mann schließlich aus, er wäre von einem Footballspieler in einer Disco in Söll ins Gesicht geschlagen worden. Die Folge – ein doppelter Bruch des Nasenbeins. Daraufhin wurde vom Opfer Anzeige erstattet. Vorerst gegen unbekannt, denn über eine Milliarde Chinesen und ein paar hundert Tiroler Footballspieler haben genau was gemeinsam? Sie schauen in der Disco alle gleich aus! Woher der Zeuge überhaupt wußte, daß es sich beim Zuschlagenden um einen Footballspieler handelt geht aus dem Artikel leider nicht hervor. Womöglich hat er eine Nase dafür?

Jedenfalls begab sich der jungen Mann dann – nach eigener Aussage – auf die ‚mühsame Suche nach dem Täter‘. Ein Freund begleitete ihn zum Footballtraining in Innsbruck und schlussendlich fand man dort den bösen Dual Nasenbeinbrecher. Der gab vor Gericht schließlich auch zu, sich daran erinnern zu können, mit dem Mann aneinander geraten zu sein. Schläge ins Gesicht stritt er aber kategorisch ab. Er wäre vom Opfer drei Mal angerempelt worden und habe dem Unvorsichtigen lediglich einen ‚Schupfer‘ gegeben. Zeugenaussagen untermauern sowohl die eine, als auch die andere Version. Klassisches Unentschieden! Der Richter beschloss daher weitere Zeugen, darunter den Türsteher der Diskothek (angeblich ebenfalls Tatzeuge), zu vernehmen und vertagte die Verhandlung. Football-Austria.com wird berichten wie die Sache ausgeht.

Was sagt uns diese Geschichte? Wir können und wollen nicht beurteilen wer hier im Recht ist. Sollte der Betroffene tatsächlich eine von diesem Spieler auf die Nase bekommen haben, so kann er sich unseres Mitgefühls sicher sein. Er soll auch Recht (ist gleich Geld) bekommen. Sollte es andersrum und damit der Spieler hier zu Unrecht beschuldigt worden sein, dann darf man sich fragen, wie das mit der Eisplatte und den Footballspielern für ihn so ist? Wie auch immer – hat das ein Gericht in Innsbruck zu klären.

Wirklich interessant an der ganzen Sache ist aber der Hype Faktor. Würden Sie (angenommen sie wären ein völlig normaler Tiroler Bürger), einem anderen (völlig normalen Tiroler Bürger) in der Disco eine auflegen, der dadurch einen (doppelten) Nasenbruch erleiden, dann müssten Sie schon einen verdammt guten PR Manager haben, um es mit dieser langweiligen Geschichte doppelspaltig in die Kronen Zeitung zu schaffen. Eigentlich ist das unmöglich, denn es passiert an jedem Wochenende und wird in der Regel nicht mal von lokalen Bezirksblättern notiert. So kann man daran auch den Stellenwert von Football an sich und bislang messen. Es ist nicht mehr ‚irgendwer‘ der ‚irgendwem‘ eine ‚auflegt‘, sondern jene, dass ein Footballspieler (lokale Persönlichkeit) einem Mitmenschen (völlig unbekannt) die Nase einschlägt. Ob nun Wahrheit oder nicht. Das ist (für die Krone) eine (und das hört sich nur im ersten Moment naiv an) erwähnenswerte Geschichte. Es ist ein Indiz dafür, wo dieser Sport bereits steht im Medien Ranking. Wäre der Täter ein Hockey-, Badminton-, oder Faustballspieler – dann hätte es keinen ‚Krone-Alarm‘ in Tirol gegeben. So aber schon und das ist, abseits von der unerfreulichen Tatsache, daß es sich um einen Gewaltakt handelt, ein sehr gutes Zeichen für Football in Österreich. Daran müssen sich allen in Hinkunft messen lassen. Nicht nur wie sie spielen, sondern auch welche Rolle sie im öffentlichen Leben einnehmen.

Des friedlichen Gemeinsamens renitente Spieler? Gibt es in der Tat. Nicht nur in Tirol, sondern überall in Österreich und auf der ganzen Welt. Die handvoll Typen welche der Klasse ‚Ich spiele Football und mach dich deshalb Kickbox, wenn du mich antippen tust beim Tanzen!‘ sind jedoch Angehörige einer absoluten Minderheit. Jene gibt es, aber, unabhängig davon, ob der Beschuldigte dieser Klasse, oder einer ganz anderen, nämlich der garantierten Mehrheit der ‚friedfertigen‘, sprich normalen Menschen angehört, ist die ganze Story ein klares Zeichen dafür, dass ‚wir alle‘ im Licht der Öffentlichkeit wiederfinden und solche Dinge einfach beurteilen, bewerten und verarbeiten müssen. Wie auch immer diese am Ende wahrheitsgemäß aussehen mag. In dem konkreten Fall das Gescheiteste wäre sich die Hände zu reichen und die Sache ohne richterlichen Aufwand zu beenden. Denn diese Richter haben eigentlich weitaus Wichtigeres zu tun wie die konkrete Beschaffenheit von Handgreiflichkeiten zu bewerten.

Dank hat man, wenn man es genau betrachtet, an die Kronen Zeitung Tirol zu richten. Diese hat sich des Themas zwar maximal plakativ angenommen (großer Mann haut kleinen Bub – voll schlimm!), aber alleine die Tatsache, dass auch solche ‚Nebenkriegsschauplätze‘ ins Kalkül gezogen werden soll beweisen wie wichtig Ihnen dieses Thema ist. Man wird daher noch mehr über Football in Österreichs größter Tageszeitung lesen dürfen, wenn ihnen schon diese Kamelle ausreicht für eine Schlagzeile.

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