Der schwerste Vorwurf im Artikel der Zeit vom 22. November ist jener, dass Österreich das Blutdoping System der DDR übernommen habe. Dabei beruft sich der Verfasser Gerd Millmann hauptsächlich auf anonyme Quellen, die zum Teil Angst hätten sich öffentlich zu äußern. Auch ein ehemaliges Regierungsmitglied sei darunter.

Zitiert wird vor allem der Richter Arnold Riebenbauer, der im Auftrag des ÖSV jenen Disziplinarausschuss leitete, der nach der Dopingaffäre von Turin zwei Biathleten Doping bescheinigte. ‚Manche fürchten um ihr Leben. Da geht es um viele Millionen Euro. Eine Spur führte uns zu einer Blutbank in Wien‘, so der Kärntner.

Hausfrauen und Studenten
Jenes Blutlabor weist alle Vorwürfe Doping zu organisieren zurück und sieht ihr Klientel nicht bei Spitzensportlern, sondern bei ‚Hausfrauen und Studenten‘.

‚Natürlich kenne ich es. Viele Skifahrer gehen dorthin, aber beweisen kann es niemand‘, sagt dazu das im Artikel anonym bleibende ehemalige Regierungsmitglied.

‚Ich weiß viel, darf aber nichts sagen, weil nichts zu beweisen ist.‘ So zitiert wird Ex-Sportstaatssekretär Karl Schweitzer zur Sache im Kurier.

Lange Liste an Vorwürfen
Weiter heißt es in Millmanns Artikel, dass Österreichs Sportverbände sich regelmäßig einmischen würden welche ihrer Sportler wann zu kontrollieren seien. Die Behörden würden zudem nicht ‚intelligent‘ testen, also in der Aufbauphase, sondern zu Zeiten wo Doping eher unwahrscheinlich sei. Kritisiert wird auch, dass des Dopings überführte Sportler in Österreich weiterhin eine Rolle im Sport einnehmen und dass auch aus der Doping-Affäre von Salt Lake City (2002) und Turin (2006) kaum personelle Konsequenzen gezogen wurden.

So wurde aus dem gesperrten Hans Knauss ein Kommentator bei Skiübertragungen der ORF, der ebenfalls gedopte ehemalige Hürdenläufer Elmar Lichtenegger ist Sportsprecher des BZÖ und arbeitet im Leichtathletikverband, Dr. Bernd Pansold, verurteilter Doping-Arzt aus der ehemaligen DDR, betreut heute Red-Bull-Sportler, in der Wohnung der heutigen Präsidentin des Oberösterreichischen Leichtathletikverbands Theresia Kiesl wurden vor neuen Jahren Anabolika und Wachstumshormone sichergestellt.

Zahnloses neues Gesetz?
Das zusammen ergibt für die Zeit eine ‚trübe Aussicht‘, denn, so wird abschließend ein (erneut anonymer) Mitarbeiter aus dem Bundeskanzleramt zitiert: ‚Jetzt schon versucht der ÖSV, sich über ein Hintertürl in die neue Agentur einzuschleichen.‘ Gemeint ist damit die neue Anti-Dopingbehörde, die das ebenfalls neue und am 1. Juli 2008 in Kraft tretende Anti-Doping-Gesetz überwachen soll.

Der ÖSV wehrt sich
Unterdessen ging der Österreichische Skiverband in die Offensive. Gegenüber der APA erklärte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Das ist eine Geschichte, die das Österreichische Anti-Doping-Komitee betrifft und nicht den Skiverband"

Etweas härter drückte es Alpinchef Hans Pum aus: "Dass eine so seriöse Zeitung so etwas abdruckt, ist verwunderlich. Alles ist anonym. Wenn man sich nichts wirklich zu sagen traut, sollte man besser den Mund halten."

Doping im heimischen American-Football
Immer wieder einen heißes Thema. Starke Gewichtszunahmen werden oftmals nicht mit dem häufigen Besuch von Fast-Food-Lokalen in Zusammenhang gebracht, verdächtigt wird man also schnell. Tatsächlich wurden 2006 zwei heimische Spieler positiv getestet. Auf Cannaboide in der Off-Season. Dass der österreichische Football-Verband Doping duldet oder gar organisiert, kann man jedenfalls als für so gut als wie ausgeschlossen erachten.

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