FA: Die ‚Twilight Zone‘ ist nun Realität. Sind Sie zufrieden damit?
PKW: Nein, bin ich nicht. Eigentlich ist das eine Katastrophe. Mich würde es nicht wundern, wenn wir binnen kürzester Zeit unseren Vorsprung auf internationaler Ebene dadurch verlieren. Wir schwächen uns damit selbst. Der Grunddurchgang bekommt noch dazu einen Charakter und eine Erklärungsbedürftigkeit, die mir beide gar nicht gefallen. Man kann wenig gewinnen, aber auch wenig verlieren. Das einzig Positive dieser Ligasitzung war für mich die erfreuliche Entwicklung für das Junioren-Nationalteam.

Glauben Sie, dass deshalb weniger Zuschauer zu den Spielen des Grunddurchgangs kommen?
Das glaube ich weniger. Raiders vs. Giants bleibt Raiders vs. Giants, ob es um was geht, oder halt wie jetzt, um weniger geht. Die Fans werden das sehen wollen, so oder so. Es sind sportliche Aspekte, die mich stören. Wir orientieren uns nach unten, anstatt nach oben. Das werden wir vielleicht schon heuer in der Euro Bowl zu spüren bekommen.

Wegen der neuen Import-Regelung?
Nicht nur, aber auch. Wir haben schlussendlich der Reduzierung auf vier Legionäre zugestimmt, da wir zum Einen auch sparen müssen, zum Anderen es eine breite Mehrheit auch ohne uns gegeben hätte. Ich glaube aber nicht, dass die Anzahl der Imports alleine die Stärke einer Liga bestimmen kann. Nur, das jetzt macht uns alle zusammen sicher nicht besser.

Der Meister der AFL könnte gleichzeitig auch Absteiger sein…
Was soll ich dazu noch sagen…? Ich glaube halt, dass die beiden Teams aus der Twilight Zone alle Spiele gegen die Division 1 klar gewinnen werden. Ebenso deutlich werden sie das Wildcard-Spiel dann gegen die AFL Teams verlieren. Danach werden wir alle gescheiter sein.

Was hätten Sie gemacht?
Der AFBÖ Vorstand wird von allen gewählt und man muss dann schon auch so viel Vertrauen in ihn haben, dass wir schon wissen, was wir tun, wenn wir sagen, dass etwas falsch rennt. Ich hätte gesagt, dass es weiterhin ein Vier-Ligen-System gibt. Sechs spielen in der AFL. Wer nicht kann oder will, der geht runter. Wer kann oder will nicht Division 1 spielen? Okay, runter in die Division 2. Und so weiter. Nicht die Ligen den Vereinen anpassen, sondern die Vereine in die für sie richtigen Ligen einteilen. Unser Problem ist, und da war auch Football-Austria federführend, dass wir mittlerweile wegen jeder Kleinigkeit eine Abstimmung machen müssen. So schaut das Ergebnis auch aus. Bundesligaspiele mit Teams in einer Zwischenzone und ein Grunddurchgang, bei dem man ein Heimspiel und eine Woche Pause gewinnen kann. Toll.

Sind jetzt wir Schuld an der ‚Twilight Zone‘, die wir selbst nicht wollten?
Nein, aber das kommt dabei raus, wenn man es allen recht machen will. Es ist am Ende keiner zufrieden. Die Debatte hat ja teilweise groteske Formen angenommen. Da kam zum Beispiel die Frage auf, was wir tun sollen, wenn die Teams aus der Twilight Zone in den Spielen im Grunddurchgang ihre Legionäre am Feld nicht einsetzen und dadurch im Wildcard-Spiel dann vier frische Amerikaner zur Verfügung haben? Ja, gar nichts können wir tun! Dann kam der Vorschlag, man müsse sie dazu verpflichten, diese einzusetzen. Also bitte.

Hat das System Zukunft?
Nein. Ich traue mich heute schon wetten, dass wir 2009 zusammen sitzen werden und uns ein neues System für 2010 überlegen müssen.

Gerwin Wichmann sagte nach der Sitzung in etwa genau das. Gehen Sie konform mit dem Tiroler?
Voll und ganz. Ich betrachte das Ergebnis als Ganzes auch als persönliche Retourkutsche an ihn. Man wollte beweisen, dass man ein vernünftiges, aber hartes System – vier Klassen nach Spielstärke eingeteilt, mit einem Ab- und Aufstiegszenario, nämlich einer Relegation – kippen kann. Jetzt haben wir statt diesen klaren Regeln halt eine ‚Twilight‘ Zone und zehn Mannschaften unterschiedlichster Spielstärke in einer dritten Liga. Ich halte das für einen Rückschritt für den American Football in Österreich.

Zehn Teams in der untersten Spielklasse – Wie sehen Sie die Divison 2 Neu?
Nochmal: Ich bin und war für vier Ligen nach Spielstärke eingeteilt, mit Auf-und Abstieg – sprich einer Relegation. Nach einigen Saisonen hätte sich das eingespielt und wir müssten uns nie wieder über ein Ligensystem unterhalten. Es wäre dann so, wie in anderen Teamsportarten in Österreich auch. Ob dann und wann ein Team nicht mehr kann, oder nicht mehr will – das gibt es ebenfalls in anderen Sportarten auch. Die sollen dann halt freiwillig absteigen, wenn es nicht geht.

Das jetzt ist genau das Gegenteil davon. Schauen Sie mal in die Gesichter der Leute jetzt. Sieben Teams wollten sechs Spiele, drei wollten acht Spiele im Grunddurchgang. Da war man sich bereits uneins. Das Ganze ist ja nur entstanden, weil die Amstetten Thunder partout runter wollten. (Anmerkung: Die Thunder hätten den Platz der aufgelösten Styrian Stallions in der Division 2 bekommen). Sie haben damit den Beweis angetreten, dass man als kleines Team in Österreich ein ganzes System zu Fall bringen kann. Dafür haben wir nun ein neues. Mir tun heute schon die Styrian Bears leid, die gegen die Giants 2, Titans und Knights spielen müssen. Sie haben dadurch keine Möglichkeit, sich mal zu finden in einer Liga, sondern stehen sofort ehemaligen Division 1-Teams gegenüber und einem Ableger eines AFL-Teams. Vereine, die es zum Teil schon mehrere Jahrzehnte gibt. Ich hoffe für den neuen und sympathischen Klub, dass es ihn dabei nicht gleich wieder zerbröselt, denn es wird vermutlich böse Niederlagen gegen diese Teams für sie geben.

Als die Debatte zu keinem Ergebnis führte, teilte Gerwin Wichmann die Liga einfach in zwei regionale Gruppen auf. Dabei ist mit Gmunden wieder ein Verein auf der Strecke geblieben. Entweder man hätte diese Klasse also nach Spielstärke und Spielanzahl eingeteilt, womit man de facto wieder vier Ligen hätte, oder, wie jetzt es halt sein muss, nach regionalen Gesichtspunkten. Ich kann mich nur wiederholen: Wir hätten bei dem Vier-Ligen-System bleiben sollen.

Anderes Thema: An PKW als Vikings-Präsident: Die Vikings 2 sind nicht mehr dabei.
Ja. Wir wollten am 15. Dezember entscheiden, ob wir ein Team 2 bilden können, oder nicht. So viel Zeit hatten wir aber nicht, da Gerwin Wichmann uns sagte, dass er nicht den Ligaplan machen kann und dann auf unsere Entscheidung warten muss. Das ist auch verständlich. Wir haben uns daher entschlossen, 2009 kein Team 2 ins Rennen zu schicken.

Ist das nicht ein großes Problem für den Verein?
Nein, es ist ein großer Vorteil. Wir sparen immense Kosten.

Laufen den Vikings nun nicht reihenweise die Spieler davon?
Die Spieler die aufhören wollten, haben aufgehört. Das sind nicht sehr viele. Der Rest hat derzeit 120 Prozent Trainingsbeteiligung und wird 2009 AFL spielen. Dieses Problem wird herbeigeredet. Ich verstehe ja, dass es für manche und auch für Football-Austria interessant ist, aber es laufen uns die Spieler nicht reihenweise davon, sondern sie laufen ins Gym.

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