Mit neuem Hauptsponsor und General Manager, neuer Spielstätte, neuen Spielern und erstmals einem sechsstelligen Budget, wollen sie Österreich und Europa das Fürchten lehren.

"Wir werden die Division 2 in Grund und Boden stampfen"
Amüsiert bis interessiert lauschte die Presse in der Trattoria Montefsuco diesen und vielen anderen starken Sprüchen der Gladiatoren. Sie haben nicht vor die Division II, quasi als Bestrafung, einfach über sich ergehen zu lassen, sondern sie aufzumischen. "Wir haben in dieser Liga absolut nichts verloren", meint Quarterback Bernhard Kamber und fügt beinahe bußfertig an, dass sich den Abstieg der Verein allerdings ausnahmslos selbst zuzuschreiben hat. "Wir haben 2007 nicht alle unsere Hausaufgaben gemacht und dafür die Rechnung präsentiert bekommen. Wir ärgern uns über uns selbst und wollen heuer alles unternehmen, um die Sache wieder ins richtige Licht zu rücken." Aber alles der Reihe nach.

Neuer Hauptsponsor – 100.000 Euro Jahresbudget
Die Firma CNC Mechatronik firmt erstmals als Namenssponsor für die Gladiators. Über die Höhe der Sponsoring-Summe schwiegen sich beide Parteien aus. Kolportiert wurde aber zuvor schon eine Gesamtleistung von rund 40.000 Euro seitens des Namengebers. Die CI-Farben der Firma (Nachtblau & Silber) werden auch als neue Vereinsfarben übernommen. "Es gibt ja einige Vereine in Österreich die neuerdings einen Namenssponsor haben. Wir haben einen, der sich auch mit Recht als solcher bezeichnen kann", so Kamber, der sich stolz darüber zeigt, dass der Verein heuer erstmals über ein Gesamtbudget von knapp über 100.000 Euro verfügt.
Auf vielen Hochzeiten
Für ein Division 2-Team stellt das eine eher ungewöhnlich hohe Summe dar. Wobei sich die Burgenländer schon im Vorjahr recht offensiv als ‚european-player‘ präsentierten und durch die internationale Positionierung für Sponsoren interessanter wurden.

CEFL Manager Gabriel Dielacher vertritt dahingehend die Auffassung, dass die Gladiators durch die erstmalige Teilnahme an der CEFL enorm profitiert haben. Es stelle einen Mehrwert dar, absolviert man gegen Belgrad und Budapest Live TV-Spiele. Die Gladiators stritten das zumindest auch nicht ab, denn die lokalen Medien überschlugen sich im Vorjahr förmlich, wie international nicht ein Sport-Verein aus dem Burgenland ist. 

Der neue Sponsor
Ing. Peter Perner von CNC Mechatronik sieht die Gemeinsamkeiten im Vordergrund. "Der Erfolg unserer Firma basiert auf einem aufeinander eingeschworen Team von 34 Leuten. Natürlich möchten wir damit unseren Namen noch bekannter machen, denn wir investieren derzeit in ein neues Projekt im Burgenland runde 7,5 Millionen Euro. Aber wenn es um Sponsoring geht, dann muss man vor allem darauf achten, ob man zusammenpasst. Ausschlaggebend war für mich ein Besuch eines Spiels, wo ich erstmals mit dem Sport in Berührung kam. Ich war davon begeistert, wie viel da eigentlich dahinter steckt. Ich wurde rasch vom Football-Virus infiziert. Nach Gesprächen mit den Vereinsverantwortlichen erfuhr ich welche Ziele und Visionen sie haben und es wurde mir rasch klar, dass sich unsere Firma hier einbringen sollte. Es ist Dynamik, Strategie, Kraft und System. Das ist eine gute Sache für beide Partner." 

Nicht verheimlichen wollte Perner, dass zwei Spieler der Gladiators in seinem Betrieb tätig sind. "Natürlich klopften die Burschen mich ständig ab. Aber sie hätten wohl keine Chance gehabt, hätte ich darin keinen tieferen Sinn für das Unternehmen selbst erkannt. Wir passen einfach gut zusammen." 

Neuer General Manager – zwei Nachwuchsteams
Mit dem zusätzlichen Geld wurde u.A. der Kanadier Mike Dougehrty, der auch als Spieler in der CEFL zum Einsatz kommen wird, beim Verein als General Manager angestellt. Er soll sich vorrangig um den Aufbau der Nachwuchs-Sektion kümmern und als Schnittstelle zur CEFL dienen. Gemeinsam mit dem neuen Nachwuchsbeauftragten Marko Rist will man im Herbst mit einer Jugend und einer Junioren-Mannschaft bei den Nachwuchsmeisterschaften antreten. Martin Schmalzer verließ den Verein aus persönlichen und beruflichen Gründen ("Kann mit dem Kopf nicht mehr zu hundert Prozent bei den Kids sein"). 

Bekannte Ansage
"Ja, wir sagten das auch im Vorjahr, dass wir mit zwei Nachwuchsteams antreten wollen", so Kamber. "Da sind wir wieder bei den nicht erledigten Hausaufgaben. Uns hat die lange Saison Kraft gekostet, aber auch neue Kraft gegeben. Gegen Ende hin sind wir immer schwächer geworden, also war klar wo wir den Hebel anzusetzen haben." 

Nicht etwa dort das Programm zu verkleinern, vielmehr bauen die Burgenländer diese im Umfang aus. Einige Spieler könnten so auf 24 Saisonspiele kommen. "Wir haben derzeit einen Kampfmannschafts-Kader von rund 35 Spielern. Dazu kommen dann sechs Spieler der Black Lions, die wir in der CEFL einsetzen werden." 

The harder they come
Die Gladiators seien 2008 demnach so stark wie nie zuvor. Tatsächlich haben die Burgenländer einige interessante Neuzugänge zu verzeichnen. Ex-Viking und Giants-Receiver Joe Widner ist nur einer davon, der heuer auch erstmals in Österreich für die Burgenländer spielen wird. Einige Spieler aus dem Nachwuchs rücken nach. Besonders setzt man auf die Winzer-Söhne Hailiman & Hailiman. Der erst 16-jährige Quarterback Peter soll sogar Spielzeit in der CEFL bekommen. "Er ist das größte Football-Talent in Österreich", meinte Kamber sich über die Qualitäten des Jungen im Klaren. "In Österreich darf er noch nicht in einer Kampfmannschaft spielen, in der CEFL aber wohl. Daher wird er auch einige snaps bekommen. Es ist langsam Zeit an die Zeit nach mir zu denken. Ich will noch lange im Burgenland bleiben und eines Tages die Früchte meiner Arbeit hier ernten, wenn ich selbst nicht mehr spiele. Peter ist 16. In vier Jahren ist er der beste Quarterback Österreichs. Er wirft heute den Ball 75 Yards weit. Als ich das zum ersten Mal sah wusste ich, dass hier im Burgenland etwas passieren wird und ich mich hier einbringen muss. Ich verstehe mich als Mentor der jungen Garde." Bruder David Hailiman spielt heuer bereits seine zweite Saison als Receiver im ersten Team und fiel auch Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer positiv auf. 

Inform-Stadion als neue Heimstätte
Ebenfalls neu ist die Spielstätte, die auch im neuen Namen der Mannschaft einfließen wird: CNC Gladiators Oberwart. Das Inform-Stadion zu Oberwart wird zum Colosseum der Gladiatoren. Damit verbindet Paul Edelsbrunner einige Hoffnungen. "Rudersdorf war nett. Sehr nett sogar", sagt Edelsbrunner. "Allerdings hatten wir dort auch mit einigen Problemen zu kämpfen." Damit meint der Ex-Giant vor allem einen lästigen Nachbarn, der Spiele am Wochenende aus Lärmschutzgründen verhindern konnte. Damit war mal klar, dass in Rudersdorf künftig an Wochenenden nur mehr Fußball gespielt werden kann, weil da geht es leise genug zu. "Wir sind, so glaube ich, der erste Verein der von einem Platz flog, weil er zu viele Zuschauer hatte", so Edelsbrunner, der sich dabei das Schmunzeln nicht verbeißen konnte. "Problematisch war die geographische Lage aber so oder so. Wir haben ein veritables Problem damit neue Spieler aus der Gegend zu akquirieren. Wenn man so will, könnte man ja sagen, dass jeder Mann im spielfähigen Alter in der Gegend ja eh schon ein Spieler der Gladiators ist. Oberwart ist keine Großstadt, aber im Vergleich zu Rudersdorf ist es urbanes Gebiet. Das Einzugsgebiet ist eben viel größer und wir erhoffen uns dadurch natürlich mehr Leute anzusprechen. Spieler wie Zuschauer, denn ins Inform-Stadion passen 7000 Leute. Wir werden also einige Zeit brauchen, bis wir ein Ausverkauft-Schild aufstellen können", scherzte Edelsbrunner weiter.

Video: Gladiators Pressekonferenz Teil 1

Noch ist nicht klar wie viele Spiele im Inform-Stadion gespielt werden können, da die Fußball-Nationalmannschaft von Kroatien dort für die EURO trainieren wird. Als Ausweichplatz steht Loipersdorf zur Verfügung. Ein Spiel werden wird im Rahmen einer Medienkooperation mit einer Zeitung in Feldbach (Steiermark) ausgetragen. 

Sportliche Ziele
Neben dem Antreten in zwei Nachwuchsklassen im Herbst, will man in der CEFL heuer das Finale erreichen und die Division II klar dominieren. ‚Wir werden die dritte Liga in Grund und Boden stampfen‘, so Edelsbrunner. ‚Das meinen wir nicht bösartig, aber wir müssen dort für klare Verhältnisse sorgen, damit sich niemand mehr in Zukunft uns dort als Gegner wünscht.‘ Es wird vorerst kein ‚B-Team‘ für die dritte österreichische Liga geben. ‚Wir beginnen in voller Stärke und schauen dann wie es läuft. Können wir Spiele frühzeitig entscheiden, dann werden wir junge Spieler bringen‘, so Bernhard Kamber, der nicht daran glaubt, dass man hier auf großen Widerstand stoßen wird. ‚Mit diesem Kader und als Playoff-Teilnehmer der Division I 2007 können wir uns jetzt nicht als Außenseiter eine Liga weiter darunter hinstellen. Wir können alle drei Teams schlagen und das werden wir auch tun. Auch die Titans werden uns hier keine Steine in den Weg legen können.‘

Schwere CEFL-Saison
Kamber gab dann aber zu, dass sich die Gladiators zum zweiten Mal auf ein Abenteuer begeben. Bei aller prognostizierter Leichtigkeit des Seins in der Division II, werden sechs Starter auch in der AFL für die Black Lions spielen und die CEFL-Saison wird alles, nur kein Honiglecken. ‚Die CEFL wird schwer, aber das ist ja genau das Interessante für uns. Wir wollen heuer unsere Freunde in Serbien und Ungarn schlagen, dazu bekommen wir mit Bratislava einen unangenehmen und schwer einzuschätzenden neuen Gegner dazu. Ich freue mich darauf.‘

Die Gladiators haben in ihrer Geschichte allerdings noch nie ein Team aus Ungarn oder Serbien besiegen können. Die Budapest Wolves hatten stets die Nase vorne, ebenso Belagrad und Novi Sad. Es wäre also eine Premiere.

CEFL will zweiten Österreicher
Gabriel Dielacher machte klar, dass die CEFL im kommenden Jahr ein zweites Team aus Österreich in der Liga haben möchte. Geographisch streckt man die Fühler nach West- und Mitteleuropa aus. Österreich, Italien, Tschechien, die Schweiz und Deutschland sind potentielle Ausbauländer. Kandidaten aus der Türkei und Ägypten hat man erstmal abgelehnt.

‚Nicht, dass wir es nicht spannend finden würden Kairo und Istanbul in unserer Liga zu haben, die wurden beide bei uns vorstellig, aber das passt noch nicht in unser Konzept‘, so Dielacher. ‚Wir wollen jetzt mal alles beisammen halten. Kurze Wege – spannende Spiele – schlank und attraktiv wollen wir weiter sein. Und wir wollen mehr Spiele ins Fernsehen bringen. Das heißt nicht, dass wir nicht eines Tages ein Finale am Bosporus oder am Nil spielen werden. Nur heuer sicher noch nicht.‘

Stark begonnen – stark nachgelassen
Die Gladiators sind für Dielacher ein Team mit zwei Gesichtern. ‚Sie haben stark begonnen, sind dann aber immer schwächer geworden. Der negative Höhepunkt war für mich der ‚Schuhpasta-Skandal‘. Sie wurden dafür bestraft, die Sache ist daher erledigt. Ich möchte das aber kein weiteres Mal mehr sehen. Was ihre Ziel anbetrifft, müssen sie wesentlich stärker auftreten als 2007 um diese zu erreichen. Ich freue mich daher, dass sie sich verstärken konnte, das war auch dringend notwendig.‘

Die Stärke der CEFL – der Schwächste fliegt
Dielacher, selbst lange Jahre Spieler der Graz Giants (Jahres MVP 1984), schätzt die Spielstärke seiner Serie recht nüchtern ein. ‚Wir repräsentieren sportlich sicher nicht die Spitze Europas. Wie auch nach zwei Saisonen? Die CEFL befindet sich heute auf gutem Division I-Niveau im Vergleich zu Österreich. Wir haben allerdings im Schnitt mehr Zuschauer und generieren enormes Medieninteresse. Daher wächst die Sache sehr rasch was die Anzahl der Spieler und Sponsoren betrifft. Mein Job ist es, dass in der richtigen Geschwindigkeit und Richtung voranzutreiben. Ein Vergleich mit der Euro Bowl oder EFAF-Cup ist eigentlich nicht möglich. Da spielen einige Teams mit, die natürlich wesentlich stärker aufgestellt sind als unsere Teilnehmer. Auf der anderen Seite partizipieren aber auch Vereine in diesen Bewerben, die wir in der CEFL glatt abgelehnt haben, weil sie zu schwach waren. Zum Beispiel Breslau, die jetzt für mich überraschend im EFAF-Cup spielen. Die waren unserer Meinung noch nicht so weit, um in der CEFL antreten zu können. Das Leistungsgefälle zwischen den Top-Teams und dem Rest ist dort also sehr stark. Wir trachten eher danach, dass wir eine ausgeglichene Liga haben, wo jeder jeden schlagen kann. Daher haben wir uns auch heuer wieder von einer Mannschaft verabschiedet. Der Schwächste fliegt bzw. bekommt eine Auszeit um sich zu konsolidieren. Sportlich wollen wir so jedes Jahr einen Schritt vorwärts machen.‘

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