Kein Yang wo kein Ying und jedes Ding hat zwei Seiten. Das Jahr 2011 hatte viele Highlights zu bieten, gestern präsentierten wir ihnen unsere Top 10. Doch nicht überall verlief alles nach Wunsch. Hier unsere Lowlights des auslaufenden Jahres.
10. Ein Jäger mit entladener Flinte
Der ehemalige Penn State-Star und NFL-Luftschnupperer Tony Hunt wurde von den Vikings als der Top-Neuzugang des Jahres präsentiert. Der US-Amerikaner sorgte zunächst für ein erhöhtes mediales Interesse, wurde dann aber nach schwachen Leistungen und wiederkehrenden „Verletzungen“ vorzeitig und klammheimlich von den Wikingern wieder nach Hause geschickt. Viele Tränen weinte man ihm nicht nach, denn Hunt kam in Wien nie wirklich an.

Dauerhaft uninteressiert. Tony Hunt (r) verschwand lautlos aus Wien. Foto: Herbert Kratky

9. Schweizer Mogelpackung
Die Calanda Broncos traten an, um die Eurobowl erstmals in die Schweiz zu holen. Mit 22 Söldnern kamen sie nach Wien und verloren im Viertelfinale der EFL gegen an dem Tag eigentlich desaströs agierende Vikings. Seither laufen die Broncos mit einer Liste an Wunschspielern durch die Lande und bieten für einen Wechsel fünfstellige Beträge an. Mit Raiders Meistermacher Geoff Buffum als neuen Headcoach, will man 2012 den Österreichern, Franzosen und Deutschen erneut das Fürchten in der EFL lehren. Schweizer werden wohl nur mehr in Form von Schokolade und Uhren mit dabei sein.

Trade in Switzerland. Foto: Herbert Kratky

8. THC Positiv
Das positive WM-Ergebnis aus österreichischer Sicht: einen Dopingtest. Zwar war es wieder einmal „nur“ Cannabis, was aber weder für den Spieler noch für den AFBÖ eine Ausrede sein kann, geht es hier auch um Förderungen, die man nachträglich wegen solcher Geschichten auch wieder verlieren kann. Die Spieler vor einem Großereignis unterschreiben zu lassen, dass sie sauber bleiben werden, das nützt offenbar bei manchen nicht. Es muss der ganze Kader zu einem Überraschungstest geladen werden. Österreich war übrigens das einzige Land, bei dem ein Athlet während der WM positiv getestet wurde.

Eine Frage, die sich für einen Nationalteamspieler eigentlich nicht stellen sollte. Foto: S. Hofschlaeger /pixelio.de

7. Planlose Bullen
Man muss den Salzburg Bulls zu Gute halten, dass sie ihr Leid mit Geduld ertragen haben. Eine freundliche Parte sozusagen – das ist aber schon alles. Kein Stadion, keine konkurrenzfähige Mannschaft, ein fragwürdiger Umgang mit den Legionären und die Trainingsbeteiligung einer Beachvolleyball-Mannschaft. Ein Plan, was man 2011 eigentlich in der AFL bewegen wollte, den gab es von Anfang an nicht. Freundlicher wurde es im Herbst, denn da feierte man dann zarte Erfolge mit dem Nachwuchs. 2012 steht Rebuilding in der Divison 1 an. Zweite Klasse – das wird bei den derzeitigen Voraussetzungen auch das höchste sportliche Ziel für die Bulls bleiben.


Eine Nummer zu klein. Salzburg ist wieder zweitklassig. Foto: Niki Pommer

6. Die Bowl des blauen Auges
Die Mission Titelverteidigung wurde für die Danube Dragons von Spiel zu Spiel zur Mission Impossible. Vor allem die 42:0-Niederlage gegen die Vikings in der Blue River Bowl V holte die Drachen auf den Boden einer für sie harten Realität zurück. Die Dragons waren 2011 in der AFL nicht mehr bei der Musik der Oberen dabei. In ihren letzten drei Bundesligaspielen konnten sie keinen einzigen Punkt mehr erzielen. International gab es für die Zivko-Truppe schon traditionell nichts zu holen. 2012 sollte es mit den Neo-Wienern dann aber wieder nach oben gehen.


Au Weh! Nach dem Championsjahr 2010 ging es für die Drachen heuer wieder einen Schritt zurück- Foto: Herbert Kratky

5. Silver Bowl Termin
So wie sich die Rangers in den Top 10 befinden, sehen wir sie auch in den Flop 10 des Jahres. Im Bewusstsein, dass die Raiders² an einem bestimmten Tag kein vollwertiges Team stellen können, beharrten die Niederösterreicher aber genau auf diesen einen Termin. Man sei ans Stadion gebunden, ein Ausweichtermin wäre – leider, leider – nicht möglich. So holten sich die Rangers dann ihre zweite Silver Bowl gegen die Raiders³. Das erste AFL-Spiel der Rangers 2012 wird ebenfalls ein Heimspiel. Wieder gegen die Raiders, die dann ohne ³ und Personalsorgen anreisen werden. Das erste Kräftemessen zwischen den beiden ersten Mannschaften der Klubs seit Jahren könnte insofern „spannend“ werden.


Mödlinger Gold in der Silver Bowl. Innsbruck spielte an dem Tag das AFL-Halbfinale. Foto: Herbert Kratky

4. A-Klasse-Regel
So wie die Jahre zuvor wurde auch 2011 um die Legionäre gestritten. Vor allem auf die deutschen Pendler bei den Raiders hatten es ihre Gegner abgesehen, hinter denen man versteckte Legionäre vermutete. Beweisen konnte man freilich gar nichts. Die Regeln für 2012 wurden trotzdem anlassbezogen erneut verschärft. Tu Felix Austria.


Kleine Football Ornithologie: Berliner Adler vertragen sich mit Alpenpapageien. Foto: Herbert Kratky

3. Bye, Bye, Invaders
Bei der herbstlichen Ligasitzung waren die St. Pöltner noch ganz heiß auf die AFL-Saison, im Jänner sagten sie dann ihren Teilnahme ab. Kein Geld, keine Spieler, keine konkurrenzfähige Mannschaft. Anders als in Salzburg, entschloss man sich in St. Pölten die Bundesliga-Sache nicht auf Gedeih und Verderb durchzudrücken. Für einen Einstieg in die Division 1 war es dann aber auch schon zu spät, man hielt sich mit Freundschaftsspielen bei Laune, wo man dann allerdings auch nicht viel zu lachen hatte. Der Verband versetzte die Invaders für 2012 in die dritte Klasse, wo sie mit einem neuen Vorstand in die nächste Saison gehen werden.


Die Neue im roten Haus. Mit Ulrike Zöchling gehen die Invaders 2012 erstmals mit einer Obfrau in eine Saison. Foto: Christoph Wagner

2. Team Austria
So gut die WM 2011 als Event auch organisiert war, unser Team war es nicht. Die Truppe von Rick Rhoades spielte von Beginn an uninspirierten Football, der sich ausschließlich an seiner defensiven Stärke ausrichtete. Das Playcalling in der Offensive ließ Zuschauer und auch manch Spieler ratlos bis gähnend zurück, die Gegner hatten eine Antwort auf die rot-weiß-rote Einfalt parat. Die Niederlage gegen Frankreich war dann ebenso verdient, wie der unrühmliche Höhepunkt eines sieglosen Grunddurchganges für das Veranstalterland. Dass die Österreicher dann gerade gegen das überforderte Australien den Spielwitz auspackten, war nur mehr ein schwacher Trost. Die Krone sagte dazu, was sie zu sagen hatte. So geht es eben nicht.


Das war so nicht abgesprochen! Frankreich zeigte schwachen Österreichern ihre Grenzen auf. Foto: Herbert Kratky

1. Dieplinger verlässt die Raiders
Dass der Mann, der die Raiders wie kein anderer über zwei Jahrzehnte geprägt hat, mit einem unterkühlten Fünfzeiler von seinem Klub verabschiedet wurde, sagt wohl einiges über das Verhältnis zueinander aus, worüber man ansonsten schwieg. Bis heute ist nicht bekannt geworden, warum man eigentlich getrennte Wege ging. Dieplinger darf dazu offenbar nicht mehr sagen, die Raiders wollen nicht. Schade. Für jeden.


Scheidung: Daniel Dieplinger zieht das Raiders-Polo nach 19 Jahren aus. Foto: Herbert Kratky

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