Zwei Seiten der Medaille
Seit längerer Zeit spielen die Emser mit dem Gedanken freiwillig abzusteigen. Heuer ging man als Mitfavorit in die Saison, musste sich am Ende aber von den drei Top Teams geschlagen geben. Die knappen Niederlagen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzept von Ron Anzevino und Christoph Piringer nicht aufgegangen ist. Dazu kam eine Ausfallserie die sich gewaschen hat. Laut Verein mussten die Devils im Laufe der Saison auf 24 Spieler temporär oder dauerhaft verzichten. Verletzungen, Rücktritte, berufsbedingte Absagen. Das alles zusammen hat den Stimmen im Verein mit Division I Präferenz neue Nahrung gegeben. So geht es anscheinend nicht. Auch der Präsident selbst stemmt sich nicht vehement dagegen. Im Gegenteil. Die Sponsorenverträge wurden daher in weiser Vorhersicht für die AFL und die Division I abgeschlossen, so man zumindest hier keine Verluste hätte. Die Schattenseiten sind aber auch bekannt. International ist man weg, die von den Erfolgen im Fußball (Altach, neben Hohenems gelegen, gewann die Redzac Liga und stieg in die Bundesliga auf) und Handball (Bregenz Meister, Hard Vierter) verwöhnten Medien werden wohl kaum mehr ein Auge auf ein zweitklassiges Footballteam werfen, zudem man im Eishockey mit Lustenau, Feldkirch, Dornbirn und dem EHC Bregenzerwald gleich mit 4 Teams in der Nationalliga (2. Division) vertreten ist. Interessantes Eishockey Detail am Rande: Das slowenische Spitzenteam HK Acroni Jesenice wird heuer in der EBEL (Erste Bank Eishockey Liga) mitspielen. Gleichzeitig ist das die Antwort auf die ewige Frage von Bernhard Kamber wer an der Spitze ist. Weg vom Puk – zurück zum Ei.

Miami First?
So stehen Sie nun da, die blauen Teufel und wirken ein wenig ratlos. Ein Workshop soll Abhilfe schaffen in dem es auch zu personellen Veränderungen kommen könnte. Wer sich personell verändern könnte? Es ist wieder Christoph Piringer, der trotz seiner jungen Jahre zuletzt einen ausgebrannten Eindruck hinterließ. Streitereien und Querelen, ob mit dem Verband oder anderen Teams, um Kleinigkeiten und größere Kleinigkeiten, haben den 29-jährigen müde gemacht. ‚Mit dem Geld welches ich jedes Jahr in den Verein stecke, könnten andere schöne Urlaube machen. Wenn ich guten Football sehen will, kann ich mit meiner Familie nach Florida fliegen und mir die Dolphins und Buccaneers anschauen. Ich frage mich immer öfter, wenn ich mir anschaue welche Leute den Football in Österreich organisatorisch prägen, welche Rolle die meine hier sein könnte? Ich finde sie nicht, bin hier viel zu sehr Geschäftsmann und mir stellen sich regelmäßig die Haare angesichts der Provinzialität des Ganzen auf. Hier werden so viele Gelegenheiten ausgelassen und spricht man diese an, heißt es immer: Mach es selber besser. Was ist das für ein Argument auf Kritik?‘ Auch über die Auswahl der Spieler für das Nationalteam ist Piringer bitter enttäuscht. ‚Man tut immer so als wären die Blue Devils ein Haufen Legionäre mit einem Steffani. Das stimmt einfach nicht, wenn man sich z.B. die Statistiken in der Defense ansieht. Daß hier kein einziger Spieler neben Mark Falger und Christian Steffani berücksichtig wurde, sieht man sich an wer sonst noch in das Team gekommen ist, ist eigentlich eine bodenlose Frechheit und Mißachtung gegenüber Leuten die ein ganzes Jahr hart trainieren und auch spielen. Dann kommen Leute ins Team, welche nicht mal starten bei ihren Mannschaften. Für mich ist das Thema daher auch erledigt. Es soll jeder für sich entscheiden was er davon hält und wie er dazu steht.‘

Ein potentieller Nachfolger von Christoph Piringer, so er das Handtuch werfen sollte, ist der angesprochene Mark Falger. Ob der die Muse und vor allem die nötige Zeit aufbringen kann um die Position einzunehmen ist aber fraglich. Die Vorraussetzungen dafür hätte er allemal, zudem Falger, im Gegensatz zu Piringer, als Integrationsfigur und Diplomat besser aufgestellt wäre. In anderen Disziplinen wäre ihm ‚der Alte‘ (der eigentlich jünger ist) wohl überlegen und am Ende des ganzen Workshops wird eine Frage stehen: Wo kommt die Kohle her für das zusätzlich benötigte Personal? Cineplexx ist seit zwei Jahren säumig, die kleinen Sponsoren, in der Mehrzahl von Piringer selbst akquiriert, machen nur in Summe das Emser Kraut fett. Ein potentielles Problem, sollte sich Piringer völlig zurückziehen.

Mit Spannung kann man daher den Ausgang der Sitzung erwarten. Sollten die Blue Devils nach dem Rückzug in das Hotel Seeblick sich auch aus der AFL zurückziehen – und das ist durchaus im Bereich des Möglichen – dann sind die Karten für eine Neuenteilung der höchsten Liga wieder Mal neu gemischt.


Cineplexx Blue Devils ziehen sich zurück!
Pressetext Blue Devils

Die Cineplexx Blue Devils stehen derzeit an einem Scheideweg. Die Entwicklung des American Football Sports in Österreich war in den letzten Jahren wirklich enorm. Angefangen vom stätig wachsendem Zuschauerinteresse über das immer größer werdende Interesse von Nachwuchsspielern. Football ist mittlerweile keine saisonbedingte Freizeitbeschäftigung mehr sondern ein kleineres Unternehmen das das gesamte Jahr hindurch zu funktionieren hat. Hier stößt man dann allerdings immer häufiger an Grenzen die es zu überwinden gilt.

Bei den Devils arbeiten mittlerweile zwei Vollzeit- und drei Halbzeitsbeschäftigte das gesamte Jahr. Hinzu kommen dann noch die Legionäre während der Saison. Bereits dies stellt für den Verein enorme finanzielle Herausforderungen dar. Wenn man allerdings langfristig erfolgreich sein und die Ausbildung junger Nachwuchsspieler weiter forcieren will, müssen weitere Personen eingestellt und selbstverständlich dann auch das Budget drastisch erhöht werden.

Die Alternative wäre ein reiner ‚Hobbyverein‘ der dann allerdings nicht mehr an der höchsten Österreichischen geschweige Internationalen Meisterschaft teilnehmen wird können.

Nun gilt es für die Hohenemser den richtigen Weg einzuschlagen und abzuwägen welche dieser Optionen auf längere Sicht mach- bzw. finanzierbar ist. 

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