Es ist schon besser geworden. Das Wetter. Für das wir nichts können. Auch ansonsten schaut es nach drei Runden schon mehr nach Superjahr aus, als noch vor zwei Wochen.

Die guten Nachrichten zuerst: Die Raiders werden die AFL 2011 nicht dominieren, die Dragons werden das auch nicht tun. Es wird überhaupt kein Team der „großen Vier“ – wie schon in den vergangenen beiden Jahren – die Rolle eines Alleinunterhalters übernehmen. Wobei ich mir bei den Vikings noch nicht ganz sicher bin diesbezüglich, da wird man nach dem 9. April (@Giants UPC Arena) Genaueres wissen. Unter Verdacht eine Macht für sich zu sein, kann, aber muss man sie nicht haben.

Die Salzburg Bulls, Black Lions und – das etwas überraschend – auch die Prague Panthers, haben große bis riesige Probleme dem Geschehen zu folgen. Sind wir uns da ehrlich: Wir kennen heute bereits die Playoff Teilnehmer des heurigen Jahrgangs, oder gibt es da etwa so etwas wie Widerspruch? Es sind eben die, die es zuletzt immer waren.

Thomas Haider startet und das ist gut so

Das Bild der Dragons ist noch unscharf. Die Leistung gegen Prag war mäßig, man hätte sich mehr erwartet. Vielleicht nicht gerade von Neo-Quarterback Thomas Haider, der 18 seiner 28 Pässe an den Mann brachte, vier Touchdowns bei nur einer Interception warf und damit den Vergleich zu Vikings Spielmacher Gross heute schon nicht zu fürchten braucht. Es ist die Defense, die ein wenig rätselhaft erscheint. 16 Punkte hört sich an sich ja nicht viel an, die Prager Offense wurde aber die Woche davor noch im eigenen Stadion ausgeschaltet – vom Stadtrivalen Vikings. Kein Sack, keine Interception und das gegen eine Offensive Line, die ihren Quarterback gegen die Wikinger in keiner Sekunde beschützen konnte. McManus hatte jedenfalls einen weitaus ruhigere Nachmittag als noch zuletzt, als er auf der Flucht vor der Vikings D-Line das Feld  im Slavia Stadion mehrmals umrundete. Mag es der Rost gewesen sein, eine solche Leistung jedenfalls würde gegen Wien und Innsbruck eher nicht für einen Sieg reichen. Eine Steigerung muss her, allerdings noch nicht gegen die Black Lions, die am kommenden Wochenende hoffentlich nicht mehr mit einem Safety als Spielmacher in Stadlau auftauchen werden.

Heftig ist der Ausfall von Andrej Kilman, der sich im Spiel die Handwurzel brach. Hier gibt es auch ein gemeinnütziges Interesse, Kliman ist „unsere“ designierte Primärwaffe in der Offensive des Nationalteams. Man kann nur hoffen, dass er im Juli dann wieder zu 100 Prozent fit ist.

Aus neun mach vier

Das „Spanische“ an der Österreichisch-Tschechischen Begegnung war der Kurzschluss, diese Partie der Einfachheit halber „Euro Bowl-Achtelfinale“ zu nennen. Ein solches gibt es laut EFAF nämlich gar nicht. Es wäre der Grunddurchgang gewesen. Bzw.: das war er schon. Ist wie eine Injektion beim Arzt so ein Euro Bowl Grunddurchgang – tat gar nicht weh. Nur vorher hatte man ein ungutes Gefühl.

Warum ist das so?

Es nehmen überhaupt nur mehr neun Mannschaften an diesem Grunddurchgang teil. 2010 und 2009 waren es noch zwölf. Die Tendenz lieber nicht tausende Kilometer zu reisen, um sich gegen Teams aus Deutschland und Österreich eine auflegen zu lassen, die ist da schon erkennbar. Das Teilnehmerfeld ist also begrenzt – neun im Grunddurchgang plus vier die fix im Viertelfinale warten – also gibt es dann auch Zweier-Gruppen. Und weil das alles auch Geld kostet und auch eine WM vor der Tür steht, gab die EFAF grünes Licht dafür, den Grunddurchgang der Gruppe 1 der EFL 2011 nach vier Mal zwölf Minuten auch schon wieder für beendet zu erklären. Rückspiel gibt es keines, was angesichts des Ausgangs die Tschechen nun doch etwas ärgern könnte. Selbiges für die Gruppe 2 gilt (Kiel-Carlstadt). Interessant aber, dass in der Gruppe 3 dann doch hin- und zurück als Modus bevorzugt wurde. Was auch bedeutet: Wir haben innerhalb ein und desselben Bewerbs unterschiedliche Modi (!). Gerne vergleicht man sich ja mit der Champions League im Fußball. Man stelle sich mal vor (ich vergleiche das jetzt auch mal), Manchester spielt daheim Lyon um den Viertelfinaleinzug und die Bayern müssen aber zwei Mal Inter spielen, um auch dort hinzukommen. Herr Hoeneß würde Herrn Platini fressen. Man kann sich diese Vergleiche („Es ist quasi die Champions League des Footballs“) für Medien daher auch ein für alle mal sparen. Denn sie ist es nicht. Es ist ein Turnier mit 13 Teilnehmern, die so spielen, wie sie gerade Zeit, Lust und Laune haben. Punkt.

Apropos EFAF

Wenn wir schon dabei sind – Sie haben ja sicher die kolossale Schlammschlacht um deren Präsidenten Robert Huber mitbekommen. Falls nicht – Lesen Sie e hier nach. Ich will das an der Stelle nicht weiter aus- oder fortführen, aber Ihnen eines schon gerne sagen. Seit der denkwürdigen EFAF-Sitzung in Frankfurt, als man die Holländer vor der Türe stehen ließ, bekam ich ebenso regelmäßiger wie völlig ungefragt Informationen darüber geliefert. Von anonymer und auch nicht anonymer Seite. In den letzten acht Wochen wurde die Anzahl der E-Mails, Protokolle, Memos, Gerichtsbeschlüsse und Anwaltsschreiben fast schon unübersichtlich. Nach demersten Artikel der Süddeutschen Zeitung arbeitete ich den ganzen Kram über Robert Huber auf, zog auch meine Schlüsse daraus – auch aus dem Verhalten von Menschen selbst. Ich meine: E-Mails, die einem nichts angehen im eigenen Interesse weiterleiten, da ist nicht nur der Inhalt dann interessant, sondern das sagt auch etwas über denjenigen und seine Motive aus, der sie eben weiterleitet. Hielt man mich offenbar von einer Seite für so etwas wie den Julian Assange des europäischen Footballs, der diese EFAF „Ungeheuerlichkeiten“ dann – wo genau eigentlich? – anklagt, ist man jetzt eher unglücklich mit mir. Ich sei ein „Verteidiger des System Hubers“, „korrumpiert“ und man sei „enttäuscht“, weil ich „bislang doch immer so objektiv darüber berichtet hätte“. Objektiv heißt da wohl: Herrn Huber eins Auswischen, ihn auf Gedeih und Verderb schnell abschaffen. Das ist mir in der Form einfach zu dumm und zu tief, Freunde, die ihr ja alle nur so viel Gutes wollt. Da helfen auch keine „Erinnerungen“ von Anwälten, doch am richtigen Weg zu bleiben. Die Sache ist innert der EFAF mal bis Herbst vorbei, die WM wird das Gezetere also nicht mehr stören können. Danach könnt ihr euch dann weiter zanken und die Köpfe einschlagen.
Zurück zum Spiel: Dass die Dragons dann noch gerne gehabt hätten, dass das eine EFL-Grunddurchgangsspiel auch gleich für die AFL zählt, das ist dann – bei aller Hingabe zur Zusammenlegung von Ereignissen – doch nicht durchgegangen beim AFBÖ. Eigentlich überraschend, denn man „dehnt“ den AFL-Grunddurchgang der Dragons auf sagenhafte drei Heimspiele aus, insgesamt sind es nun sechs. Das sind immerhin ebenso viele, wie alle anderen Teams auch haben. Wo bleibt da der Meisterbonus? Kann man das nicht lassen? Müssen wir wirklich andauernd Football spielen? Da kann man sich ja weh tun und warm ist es im Sommer auch!

Grazer Halbmarathon

Den Giants wird offenbar auch schnell warm, wenn die Außentemperaturen steigen. Schnell heißt bei ihnen in der Regel nach zwei Vierteln. Die Grazer sind ja, wie jedes Jahr seit 2001, völlig chancenlos. Das lernt man als Leser von Foren. Weil die Alten können nimmer (oder hören ganz auf) und die Jungen sind noch nicht so weit. Nun scheint mir das nicht das ausgesuchte Problem der Grazer zu sein, ich erkenne vielmehr ein ganz anderes: Sie gehen regelmäßig in der zweiten Halbzeit ein. Frage: Wenn die Dragons sich die Einsparung eines EFL-Rückspiels wünschen dürfen, dürfen sich die Giants dann wünschen in Zukunft die erste Hälfte am Samstag und die zweite am Sonntag zu spielen? Es wäre ihnen sicher geholfen. Geh bitte.
Spaß beiseite, denn lustig war das für die Raiders gar nicht, was ihnen da zwei Viertel lang widerfuhr. Die Grazer kontrollierten Gegner und Spiel, punkteten zwei Mal und es sah 24 Minuten alles danach aus, als wären die Hausherren auch wirklich die Herren im Hause Eggenberg. Das Dumme nur: nach 15 Minuten wurde beinhart weitergespielt und da machte dann nur mehr ein Team richtig mit. Jenes aus Tirol, die in Summe deutlich fitter wirkten als die Grazer. Die drei geworfnen Picks von Gunn mögen es schon auch gewesen sein, aber warum warf er sie? Warum war er (plötzlich) stetig unter Druck und warum sahen außer ihm nur mehr wenige so aus, als hätten sie nach einem halben Footballspiel nicht schon genug Auslauf für den Samstag gehabt? Und vor allem: Warum ist das fast immer so bei Giants Niederlagen? Jason Galanos sagt gerne: Die Giants haben eine schwache Kondition. Ich hielt das anfangs für einen bösen Spott in Richtung seiner ehemaligen Gegner. Offenbar habe ich mich in Galanos getäuscht.
Und die Reloaded Raiders? Die ersten zwei Viertel hat man sich wohl anders vorgestellt, aber Ende gut – alles gut. Die Tiroler Nagelprobe findet in zwei Wochen auf der Hohen Warte statt. Da treffen die Raiders auf die Vikings und das wird vermutlich sogar ihr schwerstes Spiel 2011.

Alles in allem sind es des Frühlings zarte Knospen, der Sommer ist noch nicht da, kündigt sich aber an und wird auch kommen.

Meint Ihr
Walter Reiterer

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