Diesen Freitag werden die Gladiators im Rahmen einer Pressekonferenz ihren neuen Spielmacher präsentieren. Niemand geringerer als Bernhard Kamber wird die Bälle für die Südburgenländer (offizielle Heimat Stegersbach) in der kommenden Saison verteilen, was nicht wenige verwundern und die direkten Gegner in der untersten Klasse nicht gerade erfreuen wird. Kambers Abstieg von der AFL in die Division II Methode zu unterstellen wäre vermessen, allerdings steckt hinter dem Engagement mehr als die reine Not. Eine Betrachtung.
Alle Wege versperrt
2004 verließ Kamber für ein Jahr seine Heimat Kärnten und damit auch die Falcons Richtung Vorarlberg um für die Cineplexx Blue Devils als General Manager und Spieler zu fungieren. Der damals neue Falcons Präsident Manfred Mocher war darüber alles andere als glücklich, es kam deshalb im Laufe der Saison immer wieder zum Austausch von Nettigkeiten zwischen Klagenfurt und Hohenems. Das Jahr für die Blue Devils wurde (sicher nicht wegen Kamber alleine) zu einem der erfolgreichsten ihrer Klubgeschichte. Man erspielte sich hinter den Vikings und Raiders den dritten Platz an der Sonne, engagierte mit Ron Anzevino einen überragenden Coach und machte überraschender Weise (nämlich genau deshalb) auch bei den Nachwuchsmeisterschaften eine ganz gute Figur. Mal abgesehen vom Nichtantreten im Semifinale bei den Big Boys. "Mission erfüllt!" sollte man meinen, aber zwischen Bernhard Kamber als Manager und Christoph Piringer als Präsident knisterte es immer wieder und man wurde sich nach Ablauf des einjährigen Vertrags nicht mehr darüber einig, wie ein weiteres Jahr aussehen könnte. Es kam zur Trennung, wobei die Emser dem Klagenfurter wenig Schlechtes Nachsagen wollten, denn wussten diese ganz genau, dass Kamber einer von vielen Puzzleteilen war, auf deren ihr Erfolg basierte.
Nach seiner Rückkehr gab es auch in der alten Heimat kein Betätigungsfeld mehr für ihn. Zu heikel die Situation bei den frisch fusionierten Black Lions, als dass ein Kamber hier für Ruhe sorgen könnte. Ganz im Gegenteil ist er jemand der polarisiert und nicht integriert. So wurde er nicht nur außen vor gelassen, sondern hielt sich auch selbst zurück. Auf die Frage von Football-Austria.com im Herbst, was er 2006 machen wird, sagte er damals noch: "Arbeiten, mit meinem Sohn auf Footballmatches gehen, mit Freunden im Park Bälle werfen und das Leben genießen." Keine Rede mehr von Vereinsfootball. Kamber in Rente mit 27?
Blendend oder Blender?
Es gibt einige interessante Aspekte, wenn man so will "Paradoxa", betreffend die Person K. Der/das wohl auffälligste ist jener/jenes, dass wenn man den Namen in einem Artikel fallen lässt, sich dutzende Leute aufgerufen fühlen der Welt mitzuteilen, dass "es" ja gar nicht interessant sei. Weder er, noch diese, bzw. seine Geschichten. Dieser Widerspruch ist eigentlich nur auf emotionaler Ebene erklärbar, denn über etwas was vollends uninteressant ist, verliert man in der Regel rational kein Wort mehr. Ebenso verhaltensauffällig seine Brötchengeber. Am Empfang steht man im Spalier und Habt Acht, beim Ausgang wartet das Arbeitszeugnis Marke "Er hat sich ja bemüht…". So ganz schlau wird man dabei nicht. Handelt es sich bei Kamber denn um jemanden der sich von Mal zu Mal als Supermann verkaufen kann und man erst hinterher draufkommt, dass er ist gar nicht so gut, oder liegt hier der Hund woanders begraben? So oft kann man ja nicht die Menschen täuschen, schon gar nicht einen Fuchs Piringer, oder etwa doch? Jedenfalls ging ein ehemaliger Verein von Kamber so weit und teilte uns mit, wir sollten nicht mehr schreiben, dass er gut wäre (!), weil wir uns damit ja lächerlich machen würden. Spätestens da klingelt der Reporterwecker schrill und man beginnt sich wohl Gedanken zu machen über diese völlig uninteressante, untalentierte Person, die einem der Lächerlichkeit Preis gibt, wenn man das Gegenteil über Sie behaupten würde. Auf der anderen Seite scheint es aber völlig in Ordnung eine ganz und gar nicht lächerliche Summe auf den Tisch zu legen, wenn man selbigen engagieren will…?
Seit einiger Zeit spielt Kamber jeden Sonntag mit Freunden und Freude im Park Football. Vollkontakt im Schnee, ohne Ausrüstung und nur zur reinen Gaudi wie er sagt. Abgesehen davon, dass einem scheinbar wirklich sehr fad in Klagenfurt zur Adventzeit sein muss, macht das Ballschupfen im Beserlpark tatsächlich einige Menschen nervös. Gründet er schon wieder einen Verein? Spannt er uns eventuell gar Spieler aus? Ja sicher macht er das und außerdem hat ihn jemand dabei beobachtet, dass er beim Heimgehen eine Sonntagskrone gestohlen hat. Böse Sache das.
Vermutlich handelt es sich dabei um rein persönliche Scharmützel zwischen A und B und am Ende ist genau dies "das Uninteressante" daran. Kamber hat halt einfach ein Talent dafür sich unbeliebt zu machen und die schlechte Nachrede sehr wenig mit seinen sportlichen, sondern vielmehr mit seinen menschlichen Leistungen zu tun. Das gilt auch umgekehrt für Verehrer, die zwar nicht in so hoher Zahl vorhanden sind, dafür ebenso fanatisch wie die "Kamber Gegner" drauf sind. Die 12 Apostel? Lassen wir es dabei und wenden wir uns der Sachlage zu.
Sportliche Leistungen
Kambers Erfolge kann man, wie seine Feinde und Fans, nicht gerade an der linken Hand eines Sägewerkarbeiters abzählen. In den Jahren 97-99 wurde er von seinem Verein (Cowboys) als Jahres MVP genannt, 99 gewann er mit ihnen zum ersten Mal die Silver Bowl (Final MVP), 2001 (Final MVP) und 2002 holte er die silberne Trophäe ebenfalls nach Kärnten, damals schon für die Falcons. Einberufungen ins Nationalteam und jede Menge Auszeichnungen als MVP sprechen eine recht deutliche Sprache. Zumindest in diesen Jahren zählte Kamber zur Creme des heimischen Footballs. 2002 titelte der AFBÖ:
Silver Bowl 2002
Chrysler Vikings II – Carinthian Falcons
14 : 26
Die Falcons präsentierten sich an diesem Tag einfach als das bessere Team; gut gecoacht, kompakt spielend. Besonders QB Kamber ließ in einigen Situationen seine große Klasse aufblitzen. Ganz nebenbei "erspielten" sich die Falcons mit diesem Sieg eine "Perfect Season". (Quelle: afboe.at)

Der sportliche Abstieg des Teams erfolgte mit dem Ligaaufstieg. Gleichzeitig erlosch auch langsam Kambers Stern als Quarterback. 2003 wurden die Falcons mit einem 2-4 record noch Sechste in der Tabelle, scheiterten im Viertelfinale nur knapp an den Danube Dragons. Wobei man seither dem "Diktator Kamber" nachsagt, nach dem Aufstieg in die AFL verhindert zu haben, dass ein Import seine Stammposition übernehmen kann. 2004 verlor man schließlich alle Matches, auch jenes gegen den Lokalrivalen Cowboys, welche extra für dieses Spiel Importspieler engagiert haben. Diese waren zwar danach nicht mehr spielfähig, besaßen aber noch die Kraft sich selbst als "Kärntner Meister" abzufeiern. Ein Kennzeichen dafür, wie seltsam und für Normaldenkende unbegreiflich dieser Kärntner Konflikt stets war. 2005 suchte Kamber das Weite und fand es in Hohenems, wo er einen gut dotieren einjährigen Vertrag unterschrieb. Seit Herbst ist er nun wieder zurück in Kärnten.
Absturz oder Ambition?
Keine einfache Frage, denn was macht ein mehrfacher Titelträger, ehemaliger Nationalteamspieler und zuletzt Manager des drittbesten Vereins in Österreich bei den Gladiators, außer sich lächerlich? Noch dazu der Verein zuletzt nicht gerade mit berauschenden Leistungen in der Offseason glänzte. Niederlagen gegen Klassenkollegen kann man noch als normal klassifizieren, die Klatsche gegen die Neueinsteiger Styrian Stallions ist aber nicht gerade ein Indiz dafür, dass sich die Gladiatoren in der kommenden Saison auf einen sportlichen Höhenflug begeben werden. Ganz im Gegenteil, denn stehen hier mit den Thunderbolts, Knights und nach dem Ergebnis zuletzt gemessen auch den Stallions Stücke am Spielprogramm, welches so manchen Gladiatoren Schwierigkeiten bei der Premiere bereiten könnte. Was will Kamber hier bewegen? Kann er überhaupt etwas bewegen? Warum tut er sich das an?
Er selbst sieht das anders und meint dazu: "Die Gladiators sind für mich ein Team welches durchaus Potential hat. Zwei Dinge sind hier zu berücksichtigen. Erstens spiele ich einfach gerne Football, zweitens glaube ich, dass ich das ganze Team im Burgenland mitreißen und motivieren kann. Das wäre doch eine schöne Sache für alle, wenn man hier ein wenig Leben hineinbringen kann. Mein Primärziel daher: die Burschen aufwecken und sie aus der untersten Liga herausholen. Ich weiß, dass es dort Spielertypen gibt mit denen das zu schaffen ist. Ich sehe mich primär als Motivator. Wichtig dabei ist auch, allen Spielern klarzumachen, dass jetzt nicht der Kamber kommt um aus Blech Gold zu machen. Ich kann ein Team motivieren und leiten, ich kenne meine Fähigkeiten als QB, aber ich bin kein Zauberer. Das wird also keine One Man Show werden, weil die würde nicht funktionieren."
Es könnte also (um gleich beim Konjunktiv zu bleiben), wenn die Begeleitmusik stimmt, zu schönen Solis kommen. Es ist der beste QB jedoch keine Hilfe, wenn niemand seine Bälle fängt. Das Spiel der Gladiators ist, wie bei allen anderen Teams der dritten Liga, eher auf den Lauf ausgerichtet. Kamber kann zwar selbst gehen, aber der Michael Vick der Division II wird er wohl nicht werden. Daher werden die Burgenländer im Training versuchen ein Passspiel zu etablieren, welches dann – und nur dann, wenn es wirklich funktioniert – die Secondary der Gegner vor unlösbare Aufgaben stellen könnte. So die Theorie mit Fragezeichen. Ob das mit dem vorhandenen Spielermaterial machbar ist, wird man frühestens im März wissen. Auch gut möglich, dass Kamber nicht alleine ins Südburgenland kommt.
Eine nationale Frage
Ein zusätzliches Motiv weiter ins Geschehen einzugreifen dürfte für Kamber das Nationalteam sein. So schön die Qual der Wahl auf vielen Positionen für Headcoach Bernie Binstorfer auch sein mag, Quarterback gibt es keinen einzigen, welchen man unter die Kategorie "all time high" einordnen könnte. Zumindest heute nicht – es mag in ein paar Jahren anders sein. Daher wäre es sehr überraschend, wenn er (Binstorfer) überhaupt einen QB im Jänner einberufen sollte. Viel mehr ist zu erwarten, dass er genau diese Frage bewusst offen lässt und damit eigentlich jedem österreichischen Spieler auf der Position eine Chance geben wird. Neben vielen anderen Kandidaten, wohl auch einem Kamber in der untersten Liga, sollte er dort Wunder bewirken. Tatsächlich fallen muss die Entscheidung erst 2007 und diese Motivation ihres unverhofften Neuzugangs könnte den Gladiators in der kommenden Saison sehr gut tun.
"Ob ich Quarterback im Nationalteam sein will? Wer will das nicht!? Sehen wir aber der Wahrheit ins Auge. Wir haben in Österreich keinen herausragenden Quarterback, aber viele ungefähr gleich gute. Für mich gehören dazu Christian Kranz, Martin Grassegger (Giants), Andreas Diwald (Bulls) und Philipp Jobstmann (Vikings) um nur einige Namen zu nennen, denn es gibt auch noch andere die hier im kommenden Jahr aufzeigen könnten. Ich kenne diese Spieler, hab auch teilweise gegen sie und auch mit ihnen gespielt. Wer bin ich dazu im Vergleich? Ich hab voriges Jahr überhaupt nicht auf der Position gespielt und werde in der kommenden Saison in der untersten Liga antreten. Würde ich mir jetzt auf die Brust klopfen und sagen: Hey, ich bin der Nationalteam QB! – dann mache ich mich damit doch lächerlich. Auf der anderen Seite ist das Thema für mich aber noch nicht ganz erledigt. Ich werde versuchen 2006 eine herausragende Leistung abzuliefern und hoffen, dass sich die NT Scouts auch Spiele der Division II anschauen. Sollte ich eine Chance bekommen im Nationalteam, dann nicht wegen vergangener Leistungen oder großer Worte, sondern rein der aktuellen Leistung wegen. Ich weiß, dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre und gut spielen kann. Was ich 2007 machen werde, weiß ich heute noch nicht – eventuell findet man mich eine Liga darüber wieder, womöglich sogar mit den Gladiators. Wir haben natürlich vor den Titel zu gewinnen und aufzusteigen, ich werde dabei nicht nur in spielerischer, sondern auch in organisatorischer Hinsicht im Südburgenland mithelfen. Man sieht ja heute was sich am Nachwuchsbereich in Hohenems getan hat – ich denke das sollte auch am anderen Ende Österreichs möglich sein.", so Kamber umfassend.
Konflikte vorprogrammiert?
Ganz so durch die rosa Brille wie der Neo-Burgenländer darf man das Ganze natürlich nicht sehen. Hier prallen zwei Welten und auch Football Kulturen aufeinander. Auf der einen Seite ein Verein, dessen Mitglieder im Sommer halt gerne Football spielen, also im besten Fall als ambitionierte Hobbyspieler zu sehen sind, auf der anderen jemand der den Anspruch erheben wird, dass alle Spieler regelmäßig zum Training erscheinen und sich einer (seiner) Hierarchie unterordnen werden. Dass man damit dem einen oder anderen zu viel zumuten wird, ist so sicher wie das Amen im Gebet. Die Frage ist nur wie viele hier nicht mitziehen werden, denn die personellen Ressourcen sind ebenso beschränkt, wie die Leidensfähigkeit mancher Spieler. Gut möglich, dass sich dieses Engagement am Ende als Fehler herausstellt. Ebenso möglich aber, dass die Gladiators 2006 die ganze Division II in Grund und Boden spielen. Es hängt auch davon ab, wie weit es Headcoach Bill Moore gelingen wird als Puffer zu fungieren und die Lücke zwischen Anspruch und Realität mit sinnvollen Inhalten zu füllen. Klar ist aber eines: das Team legt sich selbst damit einen ungeheuren Erfolgsdruck auf, denn in einer Liga, wo einzelne Spieler Matches entscheiden können, kann das Ziel mit einem QB Kamber nur der Gewinn der Challenge Bowl sein.
Hurra, der Kamber ist da!
Ganz und gar begeistert ist der Verein selbst über diesen Überraschungscoup. Eine Pressekonferenz wurde für Freitag einberufen (soweit uns bekannt die erste in der Division II in Österreich), ihrem neuen QB wird dort sein Trikot mit der Nummer 13 überreicht – die Hoffnungen und Erwartungen sind enorm hoch und die Lokalpresse wird sich wohl nicht nur zur Gänze einfinden, sondern auch in Jubel ausbrechen. Football-Austria.com wird für Sie vor Ort von der Pressekonferenz im Südburgenland berichten.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments