Wir wollten es wieder mal wissen. Also haben wir unsere Köpfe zusammengetan, uns die Picks der ersten drei Runden aufgeteilt, gereached, gestohlen und uns gegenseitig Lieblingsspieler vor der Nase weggedrafted, bis dieses fünfteilige Konvolut entstanden ist, das sich der Football Austria NFL Mock Draft 2012 nennt. Frisch aus den Federn von Simon Traxl (ST), Christoph Wagner (CW), Rupert Hitzenberger (RH), Gerhard Hütter (GH) und Marko Markovic (MM) ist von skurril bis nachvollziehbar alles dabei, wie es sich für einen gutn Mock gehört. Heute für Sie: Die Picks 1-16.

1st Round, 1st Pick – Indianapolis Colts select: Andrew Luck (QB, Stanford)

Die Colts haben 2012 viele Lücken zu schließen und nehmen mit Andrew Luck einen fertigen Architekten ohne erkennbare Schwächen mit etwas weniger offensichtlichem WOW-Effekt als die mögliche Alternative. Neben seiner unvergleichbaren Spielintelligenz, annähernd perfekten Wurfgenauigkeit und weit unterschätzten Athletik bringt er vor allem Eigenschaften mit, die für eine Franchise am Boden lebensnotwendig sind: Leadership, competitiveness und work ethic. (ST)

1st Round, 2nd Pick – Washington Redskins (via St. Louis Rams) select: Robert Griffin III (QB, Baylor)

Die Redskins haben sich diesen Pick extrem teuer erkauft: (#6 Pick 2012, der 2nd Rounder 2012, 1st Rounder 2013 und 1st Rounder 2014 gingen im Gegenzug an die St. Louis Rams). In Washington lechzt seit Jahren nach einem "Face of the Franchise", genau das erwartet man von Griffin. Griffin oder kurz RG3 wurde von allen seinen Trainern und Experten als Leader beschrieben wird, unter diesem Gesichtspunkt kann man diese Hochrisikotrade zumindest etwas verstehen. Griffin, der heurige Heisman-Trophy Gewinner, klettere mit jedem Saisonspiel heuer die Draftboards hoch. Ihm wird die Karriere vorhergesagt die Michael Vick haben hätte sollen. Sowohl als extrem präziser Pocketpasser (nach Week 3 der Collegesaison: mehr TDs, als Incompletions!) alsauch als sehr mobiler QB (4.41 über die 40yd bei der Scouting Combine) kann er Defenses vor fast unlösbare Aufgaben stellen. Der einzige Grund warum Griffin nicht als #1 Pick gehandelt wird (oder etwa doch!?) ist, dass mit Luck ein angebliches "once in a decade Talent" den Platz an der Sonne gepachtet hat. Washington riskierte mit diesem Trade sehr viel, sollte sich RG3 als der erhoffte Franchise QB entpuppen, dann kann man nur sagen: Well done! (RH)

1st Round, 3rd Pick – Minnesota Vikings select: Matt Kalil (OT, USC)

Der Draft 2012 hat viele sehr gute LT-Prospects aber Kalil ist noch ein Stück drüber. Und das obwohl in Kalil noch viel Potential vorhanden ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern im College verließ sich Kalil schon früh auf seine Technik, statt seine Gegenspieler durch seine Größe (6’7“ / 306) zu dominieren. Dass Kalil vom 1. Spiel weg starten wird können, steht außer Frage. (CW)

1st Round, 4th Pick – Cleveland Browns select: Justin Blackmon (WR, Oklahoma State)

Die Browns haben zwar auf RB "auch kein Talent" (A.K.T.), aber sie wollen Colt McCoy zumindest eine letzte Chance geben, ihr Andy Dalton zu werden. Blackmon dürfte schnell zum besten WR eines Teams werden, wo Joshua Cribbs der einzige Reciever mit positiven DYAR letztes Jahr war (und es auf den glohrreichen 42. Platz der Liga schaffte). Ja, Richardson und Claiborne sind Ausnahmetalente, aber Holmgren muss vorher wissen, wo sein Passspiel steht, und hat schon vor zwei Jahren mit Joe Haden in CB investiert. (MM)

1st Round, 5th Pick – Tampa Bay Buccaneers select: Trent Richardson (RB, Alabama)

Die Buccaneers waren in der Free Agency überaus aktiv und konnten ihre Offensive mit WR Vincent Jackson und Guard Carl Nicks bereits vor dem Draft entscheidend stärken. CB Eric Wright sollte eine weitere Kaderlücke schließen, und mit dem fünften Pick steht Tampa nach einem enttäuschenden 4-12-Record in der vergangenen Saison nun vor der Qual der Wahl: Mit der Verpflichtung von Vincent Jackson und Clevelands Entscheidung für Justin Blackmon kommen an dieser Stelle eigentlich nur CB Morris Claiborne und RB Trent Richardson infrage. Claiborne wäre zwar eine unmittelbare Verstärkung für Tampas löchrige Secondary, andererseits scheint die Option, mit Trent Richardson das vermutlich größte verbleidende Talent am Board sowie den bestbewerteten Running Back seit Adrian Peterson zu draften, nur allzu verlockend. Dann ist da noch die Frage, ob ein Cover-2-Team einen Top-5-Pick in einen Cornerback investieren sollte. Außerdem würde Richardson die Sinnhaftigkeit der 47.5-Millionen-Investition in Carl Nicks unterstreichen. (GH)

1st Round, 6th Pick – St. Louis Rams (via Washington Redskins) select: Morris Claiborne (CB, LSU)

Selten wird sich ein Team so über Spieler im Draft gefreut haben, der es komplett nicht interessiert. In dem Fall war es QB RG3, der das Wettbieten um den #2 Pick erst ins Leben gerufen hat. So kamen die Rams u.a. zum Pick #6. Die ersten 3 Picks im Draft sind ja praktisch schon vorherzusehen, dass man sich in St. Louis auf einen der folgenden 3 Spieler recht zeitig festlegen konnte: WR Blackmon; CB Claiborne oder RB Richardson, jeweils mehr oder weniger Needpositionen der Rams. Meine Mitmocker haben mir dann die Wahl erleichtert und so findet man seit Aeneas Williams endlich wieder einen sehr guten CB in Reihen der Rams. Claiborne, der direkte Nachfolger von Patrick Peterson (Cardinals) ist diesem auch sehr ähnlich, nicht ganz so athletisch aber mit besseren Fähigkeiten in der Mancoverage, aber ebenfalls ein sehr gefährlicher Returnman. Er wurde zwar teilweise von seinem Teamkollegen bei LSU Tyrann Mathieu und seinen Bigplays überschattet, gilt aber im Vergleich als der verlässlichere Prospect. Die Ära Jeff Fisher könnte sicherlich mit einem schlechteren Pick starten. (RH)

1st Round, 7th Pick – Jacksonville Jaguars select: Riley Reiff (OT, Iowa)

Wenn ein Typ wie Guy Whimper Starter in der Offensive Line ist, darf man sich nicht wundern, dass im Draft rasch nach einem Upgrade gesucht wird. Riley Reiff ist einer dieser unscheinbaren Tackles, der seinen Job macht. Er wird selten Gegner dominieren oder massiv Pancakes erzeugen, aber er erledigt seinen Job – sowohl in Pass-, als auch in Run-Situationen. Wahrscheinlich hat der Quarterback einige Jahre seine Freude mit Reiff. Dazu muss er nicht mal gegnerische Tackles brechen wie Whimper … http://youtu.be/pUPVjSz-YTM (ST)

1st Round, 8th Pick – Miami Dolphins select: Ryan Tannehill (QB, Teas A&M)

Chad Henne war gestern, Ryan Tannehill ist die Zukunft. Die Dolphins bewiesen mit Henne vier Jahre Geduld und werden wohl auch einiges an Geduld mit Tannehill benötigen, da dieser erst seit gut eineinhalb Jahren regelmäßig QB im College gespielt hat. Seine Entwicklungskurve zeigt jedoch konstant nach oben, auch dank seiner  profesionellen Einstellung. Absolut der richtige Mann für den neuen Dolphins HC Joe Philbin, der aus Aaron Rodgers in den letzten vier Jahren das gemacht hat was er heute ist: ein All Pro Quarterback. (CW)

1st Round, 9th Pick – Carolina Panthers select: Dre Kirkpatrick (CB, Alabama)

Die Panthers sind auf 1-tech DTs stabil, Dontario Poe ist außerdem ein Combine-Wunder ohne game tape, und die passenden (und nötigen) 3-techs Cox und Brockers sind beide ein Reach auf 9. Daher also die Solidifizierung der Secondary, wo jenseits von Chris Gamble immer gähnende Langeweile war, mittels Kirkpatrick, der, wenn man den Marihuana-Vorfall Anfang des Jahres vergisst und nur Talent betrachtet, sogar der BPA ist. (MM)

1st Round, 10th Pick – Buffallo Bills select: Jonathan Martin (OT, Stanford)

Mit Jonathan Martin holen die Bills einen weiteren tragenden Baustein der Pro-Style Offense von Stanford innerhalb der Top 10 Draft-Picks in die NFL. Demetress Bell ist nach Philly abgehauen und hinterlässt eine Lücke auf der Left-Tackle-Position, ohne dass die Bills Ersatz in der free agency finden konnten. Riley Reiff wäre vermutlich Buffalos erste Wahl, der ist in diesem Szenario aber nicht mehr zu haben. Martin gilt als technisch versiertes Allround-Talent, mit der nötigen Schnelligkeit, um den pass rush in Schach zu halten und Wege im Laufspiel zu ebnen, das sich nicht zuletzt ob seiner Spielintelligenz auch bei den Profis durchsetzen sollte. (GH)

1st Round, 11th Pick – Kansas City Chiefs select: David DeCastro (OG, Stanford)

Eigentlich suchen die Chiefs ja einen Signalcaller, hier hat man auf Tannehill spekuliert und lag daneben. Normalerweise draftet man keine Guards in den Top 15, selbiges hat man vor zwei Jahren schon bei Eric Berry riskiert und der Erfolg gibt recht. DeCastro gilt mit Abstand bester Interior-Lineman im heurigen Draft, einige Vergleich mit Steve Hutchinson drängen sich auf. Besonder hervorheben muss man DeCastros Dominanz bei Runblocking im College, sein Beweglichkeit und seine Athletik, die vor allem bei Pullingplays zur Geltung kommt. Egal, wer der zukünftige Starting QB sein wird, an DeCastro wird er eine riesen Freude haben. (RH)

1st Round, 12th Pick – Seattle Seahawks select: Melvin Ingram (DE/OLB, South Carolina)

Kein Defensive Liner unter den Top10? Verteidigungsguru Pete Carroll traut seinen Augen nicht. Er freut sich, und holt mit Melvin Ingram einen so genannten Tweener, der ihm an verschiedensten Stellen nützlich sein kann. In der Base Defense stellt man ihn als Defensive End auf, in Nickel Situationen als Defensive Tackle und zwischendurch wird er zum Elephant oder Outside Linebacker. Jedenfalls wird die Seattle Defense um einen Big Play Threat erweitert, der Pass Rush um etliche Prozente verbessert und Ingram, Wright, Sherman und Thomas dürfen sich streiten, wer langfristig das Aushängeschild der jungen Einheit wird. (ST)

1st Round, 13th Pick – Arizona Cardinals select: Michael Floyd (WR, Notre Dame)

Nachdem kein Offensive Tackle mehr verfügbar ist, der einen 1st Round Pick wert ist muss man sich neu orientieren. Seit dem Abgang von Anquan Boldin fehlt ein sehr guter #2 Receiver. Early Doucet ist am besten im Slot aufgehoben, und Andre Roberts hat mehr den Charakter eines Possesion Receivers. Floyd hat sich von 2010 auf 2011 enorm gesteigert und ist für mich der klare #1 Wide Receiver in diesem Draft. (CW)

1st Round, 14th Pick – Dallas Cowboys select: Luke Kuechly (LB, Boston College)

Das ist mehr so ein sabbernder Jerry Jones-Pick, wo er nicht ganz begreift, wie das passieren konnte, dass so ein Juwel so weit fällt. Kuechly. Ich mein, hallo. Eines der seltensten ILB-Juwele, die man in einem Draft finden kann: Ein Tackling-Monster, das unfassbare Instinkte besitzt beim Ball-Auffinden, und aber schnell genug ist, um ein three down backer zu sein. Ihn neben Sean Lee zu stellen, würde das Dallas LB corps zum besten der NFC machen, und das einzige, was sehr Cowboys-untypisch für ihn ist, ist, dass er ein high-character guy ist. Das wird Jerry schon verkraften, sollte Kuechly noch auf 14 zu haben sein. (MM)

1st Round, 15th Pick – Philadelphia Eagles select: Fletcher Cox (DT, Mississippi State)

Ein Pick, der den Eagles nicht allzu schwer fallen sollte: Jason Babin und Trent Cole sind Bookend-DEs, aber in der Mitte der D-Line benötigt Philly Unterstützung. Andy Reid draftet bevorzugt Linemen in der ersten Runde, und mit Flechter Cox wird ihm der vielleicht beste DT auf dem Silbertablett serviert. Die Eagles könnten zwar auch Verstärkung auf OLB vertragen, aber Cox repräsentiert an dieser Stelle zu viel Value, um einen reach for need zu riskieren. Im Gegensatz zum work-out-wonder Dontari Poe kann Cox neben einer starken Performance beim Combine auch auf eine produktive College-Karriere verweisen. Cox verteidigt den Lauf solide und seine herausragende Schnelligkeit und Athletik sollten ihn auch in der NFL zu einer permanenten Gefahr für gegnerische QBs machen. (GH)

1st Round, 16th Pick – New York Jets select: Courtney Upshaw (OLB, Alabama)

Der eigentliche Need der Jets wäre RT, hier ist der Markt aber schon früh abgegrast worden. So wird hier die zweitgrößte Schwachstelle bediehnt. Bryan Thomas kommt zwar wieder zurück, ist aber mit 33 auch keine Langzeitlösung. Upshaw, Nick Sabans National Championship Game Defense MVP, kann genau der gesuchte Spieler sein. Er hat seine Stärken im Passrushen, wo vor allem mit seinen sehr schnellen Händen und seinem instinktiven Spielstil Terror im Offensebackfield erzeugen wird. Das große Fragezeichen ist, wie er sich situationsabhängig in Passcoverage-Situationen verhalten wird, da wurde er am College kaum geprüft. Wie wichtig ein dominanter Rookiepassrusher in einer 3-4 Defense sein kann, hat man letztes Jahr an Von Miller in Denver gesehen. (RH)
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