Irgendwie lag es vorher in der Luft, obwohl kein Team so recht darüber reden wollte. Nach den jüngsten Ergebnissen sah man die blauen Teufel plötzlich nicht mehr ganz als die krassen Außenseiter dieses Halbfinales, verloren sie nur denkbar knapp ihr Match gegen die Chrysler Vikings, welche zwei Mal zuvor die Papa Joe’s Tyrolean Raiders klar schlagen konnten. So rechneten auch einige der Spieler der Wikinger damit, dass der erste Austrian Bowl Teilnehmer dieser Saison durchaus auch aus Vorarlberger kommen könnte ("…eigentlich heuer der stärkere Gegner"). Als es aber Samstag Nachmittag am Tivoli Neu zur Sache ging, taten die Tiroler den Teufel um dieses Spiel zu verlieren und räumten alle Spekulationen ganz rasch bei Seite. In einem von nur einer Seite aus hochklassigen Match machten die Raiders mit ihren Gegner einen fairen, aber ganz kurzen Prozess.
Teamnews Raiders: Raiders jagen die Devils zum Teufel!
Teamnews Devils: Gesellen fanden ihren Meister
Fotogalerie: RAI vs. DEV

Von den Devils der Vorwoche war nichts mehr zu sehen. Vor allem QB T.J. Moriarty war unsichtbar, weil nicht mehr da – logisch, da nicht spielberechtigt.
Für ihn spielte nun wieder Jon Abner, der zuletzt am 12. Juni diese Position inne hatte und die Pause war für den Amerikaner augenscheinlich kein Vorteil. Defense lesen? Fehlanzeige. Kommunikationsschwierigkeiten und Abstimmungsfehler ("what did he say?" – oh – delay of game!) – so kam Abner nie vernünftig ins Spiel. Trotzdem brachte er noch einige gute Läufe und auch zwei TD Passes auf Eric Moore an, wobei einer mehr vom Tiroler Föhn 45 yards weit, nach einem fast wütend geschleuderten Ball, in die Hände Moores und damit in die Endzone der Raiders getragen wurde.
Schon sehr schön, nur eher mehr zufälliges Kraftgolf als Football. Ein Hole in One während einer Runde 40 über par ist ja auch was. Was sonst noch teuflisches zu sehen war ist kurz zu beschrieben. Ein abgemeldeter Keath Bartynski, der trotz Zwangspause in der Vorwoche bereits Anfang der zweiten Halbzeit durch den Wind war, Bernhard Kamber, seit kurzem der Kicker mit der wide left Garantie, ein Linebacker Eric De Wolf, der nicht nur durchgehend Applaus von Mario Rinner für personal fouls, face masks und holdings bekam, sondern auch von den Referees die dazugehörigen yards an Strafen und Christian Steffani, mit einer der mal sehr hintergründig angelegte Rolle eines ehemaligen Hauptdarstellers. Würde man sagen die Devils haben einen rabenschwarzen Tag erwischt, dann wäre das eine Untertreibung. Das Team lief zwar um 15 Uhr brav und pünktlich auf das Spielfeld ein, kam dort aber nur körperlich jedoch nie geistig an. Einzige Entschuldigung: es war der erste Totalaussetzer dieses Jahres.
Gänzlich angekommen am Feld von Anpfiff weg: die Raiders. Man kann zwar immer nur so gut spielen, wie es der Gegner zuläßt, aber auch wenn er einen zum Siegen einlädt, dann muss man es wohl noch umsetzen. Das taten die Tiroler. Und wie. Große Klasse: Nick Eyde, dazu Jakob Dieplinger, Frank Secretain, Benjamin Ballard und Christopher Rosier auf beiden Seiten der Line, so wie die komplette Defense der Raiders eine meisterliche Vorstellung bot. Einzelne Spielzüge hervorzuheben erübrigt sich. Was die Tiroler taten hatte Hand und Fuß. Ab dem dritten Viertel spielte überhaupt nur mehr das Team in Schwarz, jenes in Blau, bzw. Weiß sah geduldig zu und bekam dafür den letzten (ihren zweiten) TD als Gastgeschenk überreicht. Im letzten Viertel gingen die Raiders bereits in die Testphase über, spielten mit vielen Backups, konnten zwar nicht mehr scoren, ließen aber auch keine Punkte mehr zu.
Der in dieser Höhe auch völlig gerechtfertigte Sieg macht Vorhersagen für die kommende Austrian Bowl beinahe unmöglich. Zudem man erst heute Abend weiß, wer der Gegner sein wird (das zweite Halbfinale, Vikings vs Giants, findet Sonntag am Sportklubplatz statt – Football-Austria.com wird berichten).
Nicht unwahrscheinlich könnten das die Chrysler Vikings werden, dann stellt sich die Frage: auf welche Tiroler treffen sie in Folge? Die gestern waren den Devils klar überlegen, die Devils den Vikings vorige Woche klar nicht unterlegen, die Vikings den Raiders bislang sogar mehr als überlegen – eine wirklich schöne Liga dieses Jahr, wo jeder jedem irgendwie über ist, zumindest auf dem Papier und unter unterschiedlichen Voraussetzungen und Betrachtungsweisen. In Wahrheit, so die bisherige Erfahrung, sollte die AB XXI Vikings vs Raiders heißen und die Vikings diese mit 30 Punkten Unterscheid gewinnen. Wer mag aber darauf wetten, denn war es 2004 nicht auch schon so?
Football-Austria.com gratuliert den Papa Joe’s Tyrolean Raiders zum hochverdienten Einzug in die Austrian Bowl XXI – nur die Chrysler Vikings konnten sie dieses Jahr besiegen, so wie den Cineplexx Blue Devils zu einer Saison mit Höhen und Tiefen, wobei das Positive zwar nicht zum Schluss kam, aber doch klar überwiegt. Ein Team, welches für Furore, Spannung und auch Überraschungen gesorgt hat. Well done, alle beide.
AFL Halbfinale
Papa Joe’s Tyrolean Raiders vs Cineplexx Blue Devils 46:12 (7:6/20:0/19:6/0:0)
02.07.2005, Kickoff: 15.00h, Tivoli Neu, Innsbruck, 1500
Referees: Arnold / Berger / Pfennig / Ulicny / Kuntschik / Eberhard
Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Burger Test:
Football-Austria.com MVP:
Josef Schnellrieder (Raiders)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments