Mit General Manager Sascha Steurer sprach letzte Nacht Walter Reiterer. Titans GM Sascha Steurer zum Thema "Spielgemeinschaft".
Sascha Steurer:
Den Artikel finde ich ja noch in Ordnung. Ja, wir sind, wenn man das so will, keine Spielgemeinschaft im klassischen Sinne. Wir spielen aber trotzdem gemeinsam. Wir haben uns auf ein gemeinsames Konzept geeinigt und alle wissen darüber Bescheid. Was mich schmerzt ist, dass du nun sagst, ich habe gelogen.
Walter H. Reiterer:
Es war zumindest nicht die Wahrheit. Ich habe ein rechtliches Bild von einer Spielgemeinschaft und kein romantisches. Wenn mir jemand sagt: Wir sind eine Spielgemeinschaft, dann hat das für mich einen klaren Rahmen, klare Bedingungen, Pflichten und Rechte. Das stellt sich jetzt ganz anders dar. Ich bin ungern der Zusteller von falschen Fakten.
Sascha Steurer:
Ist es eigentlich nicht egal?
Walter H. Reiterer:
Das mag sich für dich so darstellen. Mir ist es an sich auch egal, ob es eine Spielgemeinschaft ist oder nicht. Nicht egal ist mir, wenn mich jemand im Glauben läßt es sei etwas, was es dann tatsächlich nicht ist. Womöglich bin ich nicht der einzige der das glaubt, immerhin steht das auch auf eurer Webseite und auf der des Verbandes. Auch einige Spieler dürften das anders verstanden haben.
Sascha Steurer:
Für den Verband kann ich nichts, aber ich sehe auch die falschen Fakten nicht so wie du. Ich möchte gerne erklären wie das zustande gekommen ist. Den beiden Vereinen war mal klar, dass sie zusammen arbeiten und spielen wollen. Wir haben dann nach der besten Lösung gesucht. Ich habe ein Konzept erarbeitet und wurde erst General Manager, als dieses akzeptiert wurde. Und zwar nicht von den Rangers, von denen ich ja herstamme, sondern von allen Beteiligten. Danach haben wir evaluiert, wie wir es am Besten angehen. Wir sind dann schnell dahinter gekommen, dass eine Spielgemeinschaft, so wie sie in der WSO steht, uns nur vor Probleme stellt. Bis zu dem, dass wir einen neuen Verein gründen und eventuell in der Division 2 anfangen müssten. Das wollten wir nicht. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass die Rangers der federführende Verein sind. Danach kamen die nicht ganz unwichtigen Kleinigkeiten: Name, Teamfarben. Wir haben ein Gremium installiert, bestehend aus Mitgliedern der Tigers und Rangers, die über diese Sache gemeinsam bestimmen. Gibt es bei 3:3 keine Stimmenmehrheit, habe ich dann eine siebente Stimme, damit, sollte es keine gemeinsame Entscheidung der sechs geben, es trotzdem zu einer kommt. Das wissen alle und das war und ist auch allen so recht. Das funktioniert ja auch. Daher macht eine solche Diskussion mich nur mürbe, weil ich denke dann schon darüber nach, wozu ich mir das alle eigentlich antue.
Walter H. Reiterer:
Das verstehe ich ja und das ist ja alles auch wunderbar. Ich stoße mich lediglich an der Bezeichnung Spielgemeinschaft. Wir reden davon, das möchte ich auch mal klar gestellt haben, dass alle Spieler Mitglieder der Rangers sind. Wäre es eine Spielgemeinschaft, dann wäre ein Teil der Spieler von den Rangers, ein anderer von den Tigers. Beide Vereine müssten dann auch, um die Spielerlaubnis für die Division I zu erlangen, für sich die Nachwuchsarbeit erbringen. So bin ich eigentlich erst dahinter gekommen, über den Nachwuchsspielplan, dass da etwas nicht stimmen kann. Wie gesagt: Das es nun anders ist, ist an sich nicht das Problem. Ich begrüße das sogar, nur das Etikett ist falsch. Es steht Wasser drauf, es ist aber Wein drinnen.
Zu dem Gremium: Das ist ja alles lieb gemeint, nur: Gibt es eines Tages Ärger, dann entscheidet der Vereinsvorstand der Rangers über das Wohl und Weh der LA Titans. Das ist ja ein freiwilliges Mitspracherecht, welches man im Falle auch wieder entziehen kann. Dazu kommt, dass die Tigers nur mehr am Papier existieren, also sie der Verein sind, welche bei einer Auflösung der Zusammenarbeit, die eben keine Spielgemeinschaft ist, erhebliche Probleme haben könnten.
Sascha Steurer:
Okay, aber es geht hier auch um die Sache. Sache ist für mich. Sollte dieses gemeinsame Projekt nicht funktionieren, dann haben nicht die Tigers ein Problem, sondern alle. Der ganze Football im Raum südlich von Wien. Wenn wir jetzt wieder alle zurück in unsere Häuser gehen, dann ist es sowieso finster. Dann bleibt ein Team über und das wird in der Division Ii spielen. Wenn überhaupt. Von wegen Freiwilligkeit. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir haben verstanden, dass wir nur gemeinsam weiterkommen werden, dass zwei in der Liga spielende Vereine wohl nicht das Potential haben das auch zu tun. Deswegen gibt es ja die Titans. Nicht damit die Rangers mehr Spieler haben, sondern damit der Süden Niederösterreichs ein Team hat. Es sind ja auch Leute nach der Zusammenlegung abgewandert, es sind auch welche dazu gekommen. Wir sind auch eine Option. Südlich von uns ist das nächste Team in Rudersdorf. Wiener Neustadt gibt es nicht mehr – warum eigentlich? Es ist einfach glasklar, dass bei den vielen Möglichkeit die es jetzt in Wien gibt, Vikings, Vikings II, Dragons und Knights, es nicht auch noch zig-Teams in NÖ geben kann. Woher sollen denn die Spieler kommen? Mir ist es am Ende egal wie das Team heißt – wir haben uns auf Titans geeinigt. Gut so. Mir ist es wichtig, dass überhaupt eines überlebt. Da ist es uns keine Hilfe, wenn man uns als Lügner hinstellt.
Walter H. Reiterer:
Ich bin da ganz bei dir. Ich bin nur ein mißtrauischer Mensch und traue diesem Frieden nicht. Ich behaupte, sollte es einmal wirklichen Streit geben, z. B. über etwas richtungweisendes, dieser unbürokratisch mit einem Machtwort vom Rangers Vorstand gelöst werden könnte. So schätze ich die Sache ein. Papier ist geduldig, vor allem wenn darauf etwas geschrieben steht, was vereinsrechtlich irrelevant sein könnte. Dein Wort in Gottes Ohr, dass das so eine friedliche Community, die im Sinne des gemeinsamen Interesses Football spielt, auch bleiben wird.
Sascha Steurer:
Davon gehe ich aus. Für alles andere bin ich auch nicht zu haben. Das habe ich auch meinem Vorstand klar gemacht. Wenn wir gemeinsam spielen wollen, dann können wir auch nur gemeinsam über unsere Zukunft entscheiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns derart in die Haare bekommen, dass sich daran etwas ändern könnte.
Walter H. Reiterer:
Ich kann mir das halt schon vorstellen. Vor der Saison wollten zwei Spieler nach der Abmeldefrist die Titans verlassen. Von einem weiss ich, weil ich mit ihm sprach, dass er sagte, dass er eine mündliche Zusage hatte sich das Training der Titans noch anzuschauen und dann danach, also nach der Abmeldefrist, noch eine Freigabe bekomme, wenn er diese noch wolle. Vom anderen Spieler habe ich nur gehört, dass es ähnlich gewesen sein soll. Nun war das so, dass sie keine Freigabe bekamen und der Rangers Präsident Gerhard Bräuer mir sagte, dass das nicht stimmt. Die Sache mit der mündlichen Abmachung. Ich kann nicht sagen was stimmt, weil hier Aussage gegen Aussage steht und ich selber nicht dabei war. Allerdings war das ein Fall, der mir zumindest zu denken gab. Die Geschichte, welche mir der Spieler erzählt hat, hörte sich zu normal an, dass daran gar viel gelogen hätte sein können. Jedenfalls gab es hier Stress zwischen Leuten und Basis war eine mündliche Absprache, also etwas außerhalb des Rechts, sozusagen zwischen alten Freunden, die es gab oder auch nicht gab. Auf dem Fundament ist auch die Zusammenarbeit der Tigers und Rangers jetzt aufgebaut, so wie ich das sehe.
Sascha Steurer:
Die Sache war anders. Wir wollten, wenn man das so will, ein Exempel statuieren. Es konnte nicht sein, dass Spieler, in so einer Situation, einfach nach der Abmeldefrist gehen wollen. Wo fängt da an und wo hört es auf? Im Jänner rief uns ein Spieler aus dem Ausland an, er hätte gerne die Freigabe, denn er wolle auch wo anders spielen. Den hätten wir dann auch frei geben müssen. Wir konnten nicht in so einer Situation zum Durchlaufposten werden. Wer Lust hat macht mit, wer keine hat, na der macht halt was anderes. Wozu haben wir Abmeldefristen? Zur Sicherheit der Vereine. Damit die wissen, mit wie vielen Spielern sie rechnen können. Ich fange doch gar nicht an Pläne zu schmieden, wenn ich nicht weiß wer bei mir ist. Das war keine Entscheidung von Gerhard Bräuer, sondern ein klares Statement des Vereins.
Walter H. Reiterer:
Damals sagtest du, es hätte nichts mit der Spielgemeinschaft zu tun, sondern sei eine Entscheidung der Rangers. Das sagte mir auch der Roland Wirthel so. Wie dem auch sei, es ist ein Wackelstein-Konzept, welches nur bei Sonnenschein klappt.
Sascha Steurer:
Das sehe ich nicht so. Wir sind vom Schicksal verbunden. Wenn die Rangers versuchen sich gegen die Tigers durchzusetzen, dann schneiden sie sich ins eigene Fleisch. Das wird also klappen, ob Spielgemeinschaft, oder nicht – das war so die beste Lösung.
Walter H. Reiterer:
In Ordnung, hoffen wir das beste. Wie geht es weiter mit dem Schicksalsbündnis Titans?
Sascha Steuer:
Kurzfristig mal Budapest und die dortige Charity-Aktion. Danach wollen wir ein Relegationsspiel haben mit dem Meister der Division II. Ob der aufsteigen will oder nicht – er soll uns bitte fordern! Wenn wir das Spiel dann halt nur freundschaftlich austragen, uns die Einnahmen teilen und noch ein schönes Spiel machen – egal wie – wir wollen es spielen. Wir wollen von uns aus wissen wo wir stehen. Verlieren wir dieses Spiel, dann brauchen wir nicht mehr darüber zu debattieren wo wir hingehören. Gewinnen wir es, dann aber bitte auch nicht mehr. Ich bin mir sicher, dass wir den Challenge-Bowl-Champion schlagen können und das zwsichen uns, als letzten der Division I und dem ersten der Division II noch ein großer Unterschied liegt.
Walter H. Reiterer:
Den Challenge-Bowl-Champion von 2006 konntet ihr nicht schlagen. Den Vizemeister des Vorjahres übrigens auch nicht.
Sascha Steurer:
Beide Teams sind mit gutem Grund aufgestiegen. Die Gladiators, nicht böse sein, aber die gehörten absolut nicht dorthin. Das ist ein Team, welches jetzt in der Division I um die Playoffs mitspielt. Die Knights haben dazu noch die Nachwuchsarbeit und lediglich gegen die Burgenländer verloren. Unsere Spiele gegen die beiden Teams waren nicht so, dass man sagen müsste, wir waren chancenlos. Das Knights Spiel hätten wir gewinnen müssen, das zweite gegen die Gladiators gewinnen können. Okay, von hätten und können haben wir nichts, nur glaube ich, dass die Mannschaften in der Division Ii jetzt für uns alle zu schlagen sind. Falls nicht – ja dann wissen wir wenigstens wo wir hingehören. Dann schauen wir mal was die Ligaeinteilung bringt und wir werden uns dort einordnen, wo wir hingehören und uns hoffentlich auch hinhaben will.
Walter H. Reiterer:
Ich wünsche euch dafür viel Glück.
Sascha Steurer:
Danke, was machst du jetzt?
Walter H. Reiterer:
Ich werde das niederschreiben und auf Football-Austria.com veröffentlichen. Als nächtliches Telefonat.
Sascha Steurer:
Okay. Gute Nacht, Walter.
Walter H. Reiterer:
Gute Nacht, Sascha.