Das letzte ORF-Livespiel der Regular Season ist ein Monday Night Game: Indianapolis Colts gegen Cincinnati Bengals. Für die Bengals ist es der erste Live-Auftritt im ORF. Für die österreichischen Football-Fans bietet sich die perfekte Gelegenheit, zwei der spektakulärsten Offenses zu beobachten. Im Vorjahr siegte Indianapolis in Cincinnati mit 45:37 – ein ähnliches Offensivspektakel kündigt sich erneut an.

Bei den Colts ist diese Einschätzung noch fast untertrieben. Peyton Manning, zweifacher Liga-MVP, ist auf bestem Weg, fast alle Quarterback-Rekorde der NFL-Geschichte zu brechen. Vor zwei Jahren übertraf er mit 49 Touchdown Passes den Rekord von Miami-Legende Dan Marino. Ähnlich wie Green-Bay-Legende Brett Favre scheint er fast unzerstörbar und hat, seit er 1998 als Nummer 1 gedraftet wurde, noch keinen einzigen Start verpasst.

Mit Reggie Wayne und Marvin Harrison hat er eines der gefährlichsten Receiver-Duos zur Verfügung. Das Quarterback/Receiver-Kombo ist das touchdownträchtigste der NFL-Geschichte. Am letzten Sonntag erzielte Harrison seinen 100. Touchdown nach Pass von Manning. Und was für seinen Spielmacher gilt, gilt auch für Marvin H.: viele Jerry-Rice-Rekorde sind vor ihm nicht mehr sicher.

Um das Indy-Laufspiel muss man sich nach dem Abgang von Edgerrin James zu Arizona auch keine Sorgen mehr machen. Zwar ist der langjährige "Edge"-Backup Dominic Rhodes der nominelle Starter, aber Erst-Runden-Draft-Pick Joseph Addai hat kürzlich mit vier Touchdowns in einem Spiel (gegen Philadelphia) einen absoluten Rookie-Rekord egalisiert.

Die Colts blieben (wie 2005) am längsten (9 Spiele) ohne Niederlage – verloren aber zwei der letzten vier Partien, in Dallas und zuletzt (überraschend!) mit 17:20 in Tennessee. Es war die erste Niederlage in der Ära von Head Coach Tony Dungy, in der Indianapolis einen 14-Punkte-Vorsprung aus der Hand gab. Dennoch können sich die Colts (mit 11-2 Siegen gleichauf mit San Diego) aus eigener Kraft die Nummer-1-Position in der AFC und somit Heimvorteil in den Playoffs sichern. Ergo wird das Duell mit Cincinnati am drittletzten Spieltag ein Schlüsselspiel.

Die Bengals galten ab 1990 über mehr als ein Jahrzehnt als hoffnungsloses Loser-Team. Das änderte sich unter Head Coach Marv Lewis; spätestens im Vorjahr, als sich Cincy erstmals nach 15 Jahren wieder für die Playoffs qualifizierte. Dabei gewannen die Bengals auch die NFC North – noch vor den Steelers. Allerdings verlor Cincinnati in der ersten Playoff-Runde Quarterback Carson Palmer durch eine schwere Knieverletzung und folglich auch das Duell gegen den späteren Super-Bowl-Sieger Pittsburgh. Noch heute fragt man sich in Cincinnati, was gewesen wäre, wenn Palmer gesund gewesen wäre.

Besagter Palmer, fünf Jahre nach seinem Kontrahenten Manning ebenfalls als erster Spieler im Draft ausgewählt und nach seiner Kreuzbandoperation rechtzeitig zum Saisonbeginn 2006 wieder spielfähig, gilt seit 2005 auch als einer der herausragenden Spielmacher der Liga. Auch er wirft das Gros seiner Passes zu zwei überragenden Receivern: Chad Johnson und T.J. Houshmanzadeh.

Der charismatische Johnson hatte im November eine rekordträchtige Serie: 573 Receiving Yards in drei Spielen – der zweithöchste Wert der Geschichte. Mit 260 Yards in einem Spiel stellte Chad J. einen Klubrekord auf. "Housh" und Johnson waren selbst von der mächtigen Baltimore-Defense nicht zu stoppen.

Die Schwächen der beiden Teams?

Sie liegen in der Defense. Die Colts haben nach einigen verletzungsbedingten Ausfällen erhebliche Probleme, das Laufspiel zu stoppen. Die Bengals haben (ebenfalls nach Verletzungen) Schwierigkeiten mit dem gegnerischen Passspiel. Allerdings hat Cincinnati eine erstaunliche Negativserie gestoppt. Nach 269 Partien ohne Shutout (NFL-Rekord!) fehlte nur eine Minute, um zweimal in Folge (30:0 gegen Cleveland, 13:7 gegen Baltimore) ohne Gegenpunkt zu bleiben.

Anders als die Colts kämpfen die Bengals noch um die Playoffchance. Mit 7-5 Siegen sind die Hoffnungen auf den neuerlichen Divisionstitel gering (Baltimore hält bei 9-3), und das restliche Programm ist brutal. Daher ist das Match in Indianapolis auch für Cincy ein Schlüsselspiel.

Alles spricht für eine emotionale, intensive, punktereiche und somit zuschauerfreundliche Begegnung.

Auch für die Fans des Austro-Football wird wieder etwas geboten. In der Halbzeit gibt es Berichte von zwei Nachwuchs-Endspielen, die College Bowl und der Schüler Bowl.

Die nächsten NFL-Blast-Termine in ORF1

(Änderungen möglich! / alle Folgen zwischen 20.15 & 22.45 in ORF Sport Plus)
FR 08.12., 03.10-03.45 Uhr
FR 15.12., 03.00-03.35 Uhr
FR 22.12., 02.20-02.55 Uhr
FR 29.12., 02.25-03.00 Uhr

Christoph D. Ryan

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