Eine ganze Menge, wie uns schnell klar wurde. Das ausführliche Interview unserer Leser mit ME erscheint in drei Teilen. Der erste Teil steht im Zeichen Europas.

Fragen über Fragen haben Sie uns geschickt. Viele davon gehen in ähnliche Richtungen, einige sind interessante ‚Einzelgänger‘. Das heutige Interview mit Eschlböck hat eine gesamte Bandlänge von sagenhaften 95 Minuten Redezeit! Daher haben wir uns dazu entschlossen, dass Interview in drei Teilen zu bringen.

Teil I: Football in Europa
Teil II: Football in Österreich (Montag)
Teil III: Medien, Sponsoren und Marketing (Dienstag)

Das Interview wurde heute Mittag aufgezeichnet. Walter H. Reiterer kochte auf und stellte danach ihre Fragen.

Wie stehen Sie zur momentanen Situation in der EFAF? Genauer gesagt zur EM-Absage und der heiklen Situation in Italien.

ME: Natürlich wäre es besser für alle Beteiligten gewesen, wenn alles ’smooth & easy‘ abgelaufen wäre, sprich heuer eine B-EM, nächstes Jahr eine A-EM stattgefunden hätte. Nun ist die Situation in Italien aber die, dass man nicht weiß, wer der Ansprechpartner ist, der bestehende Verband seit Jahren nur mehr eine ‚Hülle‘ ist und sich jetzt im Konkurs befindet, so daß man unter den gegeben Vorraussetzungen keine Europameisterschaft dort austragen kann.

Warum hat Österreich der Verschiebung zugestimmt?

ME: Die Verschiebung, für die ich auch gestimmt habe, macht Sinn, da auch die A-Europameisterschaft mit Sicherheit verschoben wird, insofern mit einem Jahr Verzögerung diesen Plan fortsetzen werden. 2009 B-EM, 2010 A-EM und 2011 gibt es wieder eine Weltmeisterschaft, also hat man ab dann jedes Jahr einen Nationalteam-Einsatz.

Wie viel kostet eine EM dem Veranstalter und wie teilen sich diese Kosten auf?

ME: Der Betrag (Anm.: ~ 100.000 Euro) schwebte ja schon durch diverse Foren und kommt ca. auch hin. Ein Teil der Kosten sind 25 Schiedsrichter. Die muss man zehn Tage unterbringen, verköstigen und hin- und hertransportieren. Dann hat man den ganzen Troß der Organisation – Kassenkräfte, Security, Balljungen. Leute, die sich um die Teams kümmern, auch die müssen wo untergebracht werden und verköstigen als Anerkennung für ihren Einsatz. Ich halte nichts davon, wenn Leute alles ehrenamtlich und freiwillig machen und dann auch noch dafür zahlen müssen. Wenn jemand ein Zimmer, ein Essen oder zehn Euro am Tag bekommt für seine Aufwände, ist das für die Motivationslage gleich etwas ganz anderes, als wenn der oder diejenige auch noch Geld reinstecken müsste. Da geht es uns ja allen gleich – das ist eine Anerkennung. Man muss für den Transport der Teams sorgen. Vom Practice-Field ins Hotel, zum Spiel, dann auch mal quer durch Österreich. Es sind natürlich auch noch die Trainingsfelder und die Stadien zu zahlen, wie die Gameday Crew, Rettung usw. Dann sollte man das Ding auch noch bewerben und man muss etwas für die Presse tun. Es gibt ein technisches Meeting im Vorfeld, du weißt es ja, du warst ja selber mit. Man muss die Turnierdirektion unterbringen, verköstigen, ihnen Telefone und ein Auto zur Verfügung stellen, damit die auch zu den entsprechenden facilities kommen. Damit kommt ca. diese Summe zu Stande. Die Unterbringung macht rund 50 Prozent des Budgets aus, dazu kommen Transporte, Gameday-Organisation, Marketing & PR. Das Fee an die EFAF macht ca. 2,5 Prozent aus.

Wissen Sie was mit den Geldern, die von den zahlreichen Österreichischen Teilnehmern an die EFAF gezahlt werden, gemacht wird ? Warum zahlt man? Für was zahlt man?

ME: Startgelder für Turnierteilnahmen sind hier wohl gemeint. Zu einem Teil sind auch Bankgarantien und Sicherheiten zu leisten, die man allerdings wieder zurück bekommt.

Zu den Spielen müssen neutrale Beobachter kommen, da in Vergangenheit diese ja nicht immer friktionsfrei gelaufen sind. Die Game Observer haben insbesondere die Aufgabe die Roster und Spielerpässe zu kontrollieren. Sind alle Spieler auch einsatzberechtigt? Sie sorgen für die ordnungsgemäße Abwicklung der Spiele. Das ist natürlich mit Reisekosten verbunden, denn ein Neutraler sitzt einfach nicht daneben. Oft ist es so, wenn Franzosen gegen Engländer spielen, dass halt ein Spanier oder Holländer als Game Observer hinfahren muss und nicht überall hin gibt es Billigflüge. Diese Kosten werden damit mal abgedeckt.

Die EFAF verwendet Teile dieser Gelder auch um ihren Betrieb entsprechend zu organisieren. Es müssen Rules & Regulations erarbeitet werden, über ihre Einhaltung geachtet werden, Verbindung mit den Ländern gehalten werden. Wie es der AFBÖ macht, nur halt auf europäischer Ebene. Es entsteht ein administrativer Aufwand und der muss refinanziert werden.

Ist das nicht eine Abzocke der EFAF?

Die Fees schauen auf den ersten Blick sehr hoch aus. Auf der anderen Seite muss man aber wissen was Verbandsarbeit bedeutet und welcher Aufwand tatsächlich entsteht. Es ist auch in der EFAF so, dass die Mitarbeiter für ihre Tätigkeit nicht bezahlt, dafür aber ihre Spesen übernommen werden. Das sind in erster Linie Reisekosten. Daher hat man sich die EFAF dahingehend geeinigt, dass, wenn die Leute schon keine Bezahlung bekommen für den teilweise nicht unerheblichen Zeitaufwand, sie in einigermaßen vernünftigen Hotels untergebracht werden und auch etwas zu Essen bekommen.

Eurobowl. Stichwort: Nichtteilnahme der Braunschweig Lions und anderer nationaler Meister. Wird der Bewerb dadurch nicht abgewertet?

ME: Im Prinzip dreht es sich ja nur um die Braunschweiger als großes Team, welches hier nicht mitmacht. Die Abwesenheit anderer Landesmeister, sag ich mal ganz offen, ist sportlich durchaus zu verschmerzen.

Natürlich kostet die Eurobowl den Vereinen Geld. Football ist in verschiedenen Ländern nicht so weit entwickelt, wie mittlerweile in Österreich, wo es mit Sponsoring teilweise gar nicht so schlecht läuft und daher die erforderlichen finanziellen Mitteln vorhanden sind um 60 Leute quer durch Europa zu transportieren. Das geht auch bei uns, wie man zuletzt ja mitbekam, nur mit Hängen und Würgen. Auch AFL-Teams gehen hier an ihre Grenzen.

Braunschweig ist eine eigene Partie. Football-Austria selber hatte ja schon öfter Kontakt zu dem Verein und kennt deren Beweggründe. Wie sie ticken – oder auch nicht ticken, insgesamt etwas merkwürdig, wie ich meine. Braunschweig ist auch in Deutschland nicht unumstritten. Zum Teil ist da auch ein wenig deutsche Überheblichkeit zu spüren. Quasi: uns interessiert nur die GFL. Vielleicht auch mit ein wenig Angst verbunden, denn eine ‚gmahte Wiesn‘ ist die Eurobowl für Braunschweig beileibe nicht mehr. Man wird sehen, wo sie das hinführt. Braunschweig baut kontinuierlich Jahr für Jahr ab. Was Marketing, was Zuschauerzahlen usw. betrifft. Vielleicht kommen sie irgendwann dahinter, dass ein spannender europäischer Bewerb, und da gibt es ja einige Proponenten aus Österreich, die hier spannende Spiele liefern könnten, sich für sie günstig auswirkt. Das ist die eine Geschichte.

Die andere Geschichte ist, dass Braunschweig verlangt, dass man den Bewerb attraktiver machen muss. Hier muss man den Ball zurückspielen. Sie selber müssen mithelfen den Bewerb attraktiver zu machen, indem sie teilnehmen! Man kann doch nicht sagen macht’s mir einen attraktiven Bewerb, dann spiele ich mit, sondern man muss selber ein Baustein dazu sein. So wie das Österreich macht. Jedes österreichische AFL-Team trägt seinen Teil bei, um die europäischen Bewerbe attraktiver zu machen, indem sie alle partizipieren. Wenn alle am selben Strick ziehen, dann kann es auch in die richtige Richtung gehen. Die Kosten sind hoch, aber einfach vorhanden. Auch unsere Vereine müssen dazuschauen um die Sache zu refinanzieren, aber wie man sieht geht es, wenn man will.

Wäre es möglich oder sinnvoll eigene europäische Bewerbe ins Leben zu rufen, wo diese Mannschaften dann wieder mitspielen wollen?

ME: Eine eigene und neue gesamteuropäische Serie zu machen, ergibt für mich keinerlei Sinn, da man das Ding dann weiter filetieren würde. Es geht ja auch um internationale Anerkennungen, darum, dass Systeme Hand und Fuß haben. Was für den Sport Sinn macht, sind regionale Projekte wie die SELAF bzw. jetzt CEFL ins Leben zu rufen, sprich sich in verschiedenen Regionen über Landesgrenzen hinweg stark aufzustellen. Das sehe ich nicht als Konkurrenz zur EFAF, sondern als Bereicherung. Das ist sicherlich ein Modell für die Zukunft.

Wie steht der AFBÖ dazu, dass die CEFL anders arbeitet als es Verbände sonst tun?

Wir erkennen die CEFL weder als Gegenmodell zu einer Verbandsstruktur, auch nicht, wie bereits gesagt als Konkurrenz. Es ist etwas anderes und es ist gut. Es gibt kurze Reisewege und für Teams die Möglichkeit auf europäischer Ebene zu spielen, die diese sonst nicht hätten. Das System ist in Wahrheit ja auch nicht neu, nun ist es halt mehr in den Südosten gerutscht. Österreich hat das mit der Alpen-Adria-Liga zusammen mit italienischen und slowenischen Vereinen in Vergangenheit schon gemacht. Es wird hier sicherlich in Zukunft Kooperationen geben. Es ist ja heute bereits so, dass wir miteinander reden. Es spielt auch ein Mitglied des AFBÖ in der CEFL mit. Ich sehe das als positive Entwicklung an. Da sind Leute am Werk, die dem Football einen kräftigen Schub geben wollen, auch entsprechend reininvestieren, wohlwissend, dass da so schnell kein Geld zurück kommt im entsprechenden Ausmaß. Irgendwann wird das ein System sein, welches man weiterspinnen kann. Als regionaleuropäische Bewerbe.

Thema Junioren-Europameisterschaft 2008 in Sevilla. Nach vier Bronzemedaillen in Folge schauen die Ziele für heuer wie aus?

Mindestziel ist es diesen dritten Platz zu bestätigen. Der Wunsch mehr zu erreichen ist natürlich da. Was aber sehr schwer sein wird. Wir haben mit Deutschland und Frankreich zwei Top-Nationen die quantitativ aus einem viel größeren Pool Spieler rekrutieren können als wir. Wir sind jetzt zwei Mal knapp in einem Grunddurchgangsspiel mit Semifinal-Charakter an Deutschland gescheitert. Vielleicht haben wir dieses Mal das bißchen Glück auf unserer Seite, oder die mentale Kraft um Deutschland im Grunddurchgang zu schlagen. Dann stünden wir im Finale und dort ist dann alles möglich. Das primäre Ziel ist es aber den Junioren auf hohem Niveau eine gute Ausbildung mitzugeben, sie Nationalteam-Luft schnuppern zu lassen und sie auf das Herren-Nationalteam vorzubereiten.

Lesen Sie morgen hier den zweiten Teil des Eschlböck-Interviews zu den folgenden Schwerpunkt-Themen: Das neue Vier-Ligen-System, Nachwuchsarbeit/neues Regulativ und die WSO.
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Eat@fishfingers
Lunch-Interview mit Michael Eschlböck
Koch: Walter H. Reiterer

Das Menü

  • Tomatensuppe mit Vollkorn-Croutons
  • Ziegenkäse im Speckmantel
  • Surf & Turf àla Guindillas Cayena (Würzig mariniertes kurz gebratetens Rumpsteak & Butterfly Schrimps vom Grill auf kanarische Art) anbei Butter-Jungerbsen, geschwitztes Paprikagemüse und Blattsalte
  • Pro-Bowl-Cup (Fruchtbecher mit Ananas und Dörrobstjoghurt)
  • Espresso oder Entschlackungstee

Guten Appetit!

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