Werte Leser,
Statt des Powerrankings (auch das wird es heuer wieder geben) will ich meine Sichtweise zum Thema Spielerwechsel zum Besten geben.
Ursprünglich war der Gedanke vollkommen journalistisch aufzutreten und mit betroffenen Personen Kontakt aufzunehmen um deren Sichtweise zu durchleuchten. Jedoch führt das zu Interpretationen des jeweiligen selbst von dem was bisher passiert ist und würde vermutlich vom eigentlichen Thema ablenken. Nämlich warum gibt es Wechselfristen und warum ist es wichtig diese auch strikt einzuhalten.
Um unseren geliebten Sport weiterzubringen sind Wechselfristen eine Grundvoraussetzung.
Diese dienen tatsächlich zur Planungssicherheit (soweit es diese überhaupt gibt) für die jeweils nächste Saison.
Was leitet sich aus dieser ‚Sicherheit‘ unter Anderem ab:
- Der Verein weiß mit welchen Spielern er für die kommende Saison rechnen kann. Da gilt das Motto aus Vereinssicht: je früher – um so besser.
- Das heißt auch er kann sein Trainingsprogramm entsprechend der Spieleranzahl planen; z.B.: Wie viele Coaches brauche ich? Mit welcher Anzahl an Trainingswilligen ist das Training zu gestalten?
- Split in Units, bzw. Zusammenfassen von Gruppen,…
- Auf welchen Positionen kann/muss ich (der Verein) mich verstärken?
- Realistische Einschätzung von Zielen für die kommende Saison.
- Trainingsschwerpunkte aufgrund der vorhandenen Erfahrung setzen – muss ich mehr Basics machen, oder mehr Athletics? Kann ich komplexere Spielzüge üben?
- Welche Erwartungshaltung kann ich den Sponsoren gegenüber vertreten?
- Bin ich in der Lage eine Saison Ressourcen mäßig zu bestehen? – bestes Beispiel die Teilnahme von Vereinen an zwei verschiedenen Ligen wie SELAF – DIV1; oder AFL und EFL
- Sicherheit für die anderen aktiven Vereinsmitglieder – diese wissen dann ebenfalls zeitnahe mit wie viel Spielern nächstes Jahr zu rechnen ist. Am Platz und beim Training. Damit können diese auch auf objektiven Grundlagen entscheiden wo sie am besten Ihre Karriere bestreiten/ fortsetzen
- Budgetsicherheit aufgrund der Mitgliedsbeiträge
- Und natürlich Sicherheit für den Verband, dass der Spielplan umgesetzt und durchgesetzt wird. Er sollte nicht von Absagen durchzogen sein.
Selbstverständlich ist man weder als Verein noch als Verband vor dem ‚Zusammenbruch‘ in der Saison zu 100% gefeit. Aber man hat mit dieser einfachen Methode sehr gute Vorraussetzungen geschaffen.
Damit wird diese Sportart in Österreich (d.h. der AFBÖ) noch interessanter.
Das bedeutet mehr Breitenwirkung, was wiederum mehr mediale Aufmerksamkeit nach sich zieht. Das wiederum führt zu mehr sponsorwilligen Unternehmen (man muß diese nur finden). Es entsteht eine Aufwärtsspirale.
Dass für das Bestehen und zum Entwickeln einer Sportart wie American Football wesentlich mehr Aufwärtsspiralen gehören, sollte jeden bewusst sein. Das heißt eine Wechselfrist und die verbindliche Zusage bei einem Verein zu spielen ist nur einer der Grundfaktoren. Einer der vital und essentiell ist.
Für die Aktiven bedeutet dass diese eine absolute (im Sinne der Planbarkeit) Verpflichtung gegenüber dem Verein, dem Verband und dem Sport als gesamten haben.
Die Pflichten der Aktiven sind in den jeweiligen Vereinsstatuen als auch der Wettspielordnung beim AFBÖ wieder zu finden.
AUSNAHMEN DER ABSOLUTEN REGEL (ein Widerspruch!)
Was ist eigentlich mit den Pflichten des Vereines und des Verbandes gegenüber den Aktiven? Auch diese sind beschrieben, aber wie diverse Vorkommnisse zeigen, ungenügend.
Der Aktive bzw. der Spieler sollte/muss auch Rechte zum Ausstieg haben – der Verein darf jederzeit Mitglieder bei Fehlverhalten ausschließen, wie der Fall der Vikings zeigt. Egal wie verdienstvoll und lange der Spieler mitgewirkt hat. Das der Verein das darf ist gut und richtig so.
Was aber ist mit dem Spieler?
Warum darf dieser nicht vom Verein austreten und zwar auch nach den Wechselfristen wenn essentielle Vorraussetzungen für ein ordentliches Training bzw. für den Spielbetrieb fehlen?
Wie z.B.:
- Eine genügende Anzahl an Aktiven beim Training? Eine Anzahl von 10-15 Spieler je Training ist mittlerweile zu wenig um in Österreich ordentlich Football spielen zu können.
- Das Einhalten von Versprechen – wir werden im Oktober mehr Spieler beim Training haben. Wir werden mehr Coaches haben, wir werden, wir werden dies, wir werden jenes – von vielen Seiten oft gehört und praktiziert.
- Ein vernünftiges Trainingsprogramm – ein Trainingsplan.
- Ein Playbook
- Was ist mit einem Spieler der beruflich (ja die Spieler müssen auch von was Leben und den Mitgliedsbeitrag zahlen) oder aus familiären Gründen im Jänner umzieht – von Vorarlberg nach Wien, oder von Wien nach Innsbruck? Der darf dann auf das Wohlwollen seines Vereins hoffen? Der dann vielleicht sagt sicher darfst woanders spielen nur nicht bei…
Die Vertretung der Interessen von Spielern gegenüber dem Verband hat der Verein zu leisten.
Dieser Verantwortung sollten sich die Vereinsverantwortlichen bewusst sein und nicht durch das fehlen von Abgrenzungen den eigentlichen Sinn der Regel zum vermeintlich eigenen Vorteil ummünzen.
Ich persönlich finde es eine Schande Spieler zu zwingen ein Jahr auszusetzen, wenn man als Verein (verschuldet oder unverschuldet) nicht in der Lage ist ein ordentliches Training zu gewährleisten.
Der AFBÖ hat aus meiner Sicht die Pflicht die Interessen der Spieler wahrzunehmen und vor unlauteren Vereinsvertretern zu schützen. D.h. der AFBÖ und die Vereine die ja den AFBÖ repräsentieren haben hier ein Minimalregulativ zu erarbeiten, welches dem Spieler das Recht gibt bei gravierenden Missständen in seinem Verein aktiv agieren zu können und in letzter Konsequenz eben unbeschadet Aussteigen kann.
Das zwingt jeden Verein ein Mindestmaß an Qualität für seine Aktiven zu bieten, wenn er in den Genuss einer Planungssicherheit kommen will.
Selbstverständlich sollte es hier ligaspezifisch Unterschiede geben, wie ein adäquates Training betrieben werden kann.
Weiters kann man auch Abstufungen (sofern das Administrativ möglich ist) bei der Spielersperre machen.
z.B.: Abmeldung ab 15. September begründet: 3 Spiele Sperre, sowie Spielsperre beim Verein mit Zugehörigkeit vor dem 15. September. Ab 15. Oktober 5 Spiele Sperre, usw.
Selbstverständlich darf eine solche Regel nicht die Ziele welche die Wechselfrist verfolgt aushöhlen. D.h. ein verspäteter Wechsel darf nur unter handfesten Gründen passieren.
Viel geschrieben, viel gesagt. Mir tut’s weh die Artikel und Kommentare der letzten Tage zu lesen. Bei allem Respekt gegenüber Spieler und Vereinsverantwortlichen – habe ich nicht genügend Spieler beim Training, dann habe ich (der Verein) nicht das (moralische) Recht zahlende! Mitglieder mit Zwang beim Verein zu halten.
AFBÖ, RANGERS, KNIGHTS MACHTS WAS – DA LAUFT WAS GRUNDFALSCH!
P.S. Powerranking:
Wenig überraschend nach den Meldungen in der Offseason, dürfte es ein Dreiergespann oben geben, einen der in der Mitte ist und zwei die sich von unten heraus profilieren müssen.
Ich erwarte mir eine Saison bei welchen die Wettstreiter mit erheblich unterschiedlichen Leistungslevels aufwarten und wo es bei dem einen oder anderen Team in der Saison selbst zu gravierenden Leistungsunterschieden kommt. Von grottenschlecht bis grenzgenial.
Das Powerranking wird für mich so spannend wie nie.
Jason Galanos, Spielerlegende der Dodge Vikings, ist seit 2005 als Aktiver im Ruhestand und erstellt für Football-Austria.com das ‚J.G. Spiders Power Ranking‘.