Die Munich Cowboys (GFL Süd) sind des Texaners neue Arbeitgeber, wie sie selbst auf ihrer Homepage verkünden.

Während die Invaders zu den Details der überraschenden Trennung noch schweigen, gewährte Cunningham Football-Austria.com ein Interview.

Die Gerüchte verdichteten sich bereits vor einigen Wochen, dass Cunningham und die Invaders eventuell nicht mehr zusammen finden werden. Als sein Name mit den Munich Cowboys in Verbindung gebracht wurde, hefteten wir uns an deren Fersen. Nach Telefonaten mit Präsidentin Ulrike Hollmann und Pressesprecher Jörg Schmilewski war aber klar, daß Cunningham dort im Gespräch ist. Die Cowboys bestätigten zwar das Engagement Cunninghams zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber die vielen Fragen des Pressesprechers bezüglich des Texaners waren ein klares Zeichen dafür, daß er zumindest vor deren Tür steht. Letzten Freitag wurde er eingelassen – er unterschrieb einen 1-Jahres Vertrag als Headcoach bei den Bayern.

Invaders CEO Günter Zanker wollte dazu noch nicht viel sagen. Er bestätigte, daß sich der Verein von Cunningham getrennt habe, wollte über Details jedoch (noch) nicht sprechen. Klar scheint zu sein, daß beide Seiten schon länger damit gerechnet haben. Cunningham gab im November ein Inserat auf, welches er fünf Wochen später wieder zurückzog. Die Niederösterreicher stehen dem Vernehmen nach gleich mit vier amerikanischen Coaches in Gesprächen und das kann ja wohl auch nicht von gestern auf heute passiert sein. Durchaus auch möglich, so kann man es zwischen den Zeilen bei Zanker und bei Cunnigham heraus lesen, daß der Texaner mit voller Absicht ‚abgeschossen‘ wurde. Im Interview mit Football-Austria.com schildert Cunningham seine Beweggründe.

F.A.com: Mr. Cunningham, wie geht es Ihnen als neuer Headcoach der Munich Cowboys?
E.C.: ‚Ich wollte immer einen Trainerposten in der GFL haben. Das ist die stärkste Liga Europas und logisches Ziel jedes amerikanischen Coaches der nach Europa kommt. Insofern bin ich sehr glücklich, daß ich nach all den Jahren nun dort angekommen bin.‘

Wie ist ihr Verhältnis zu den Invaders?
‚Die Invaders sind ein großartiges Team und ich wünsche ihnen von ganzen Herzen nur das Beste für ihre Zukunft. Ich glaube an diese Truppe und ich denke sie werden es in absehbarer Zeit schaffen wieder in der höchsten österreichischen Liga spielen zu können. Ich hoffe ich habe dort während meiner Zeit viel bewegen können. Jedenfalls gibt es dort viele Menschen die einen Platz in meinem Herzen haben.‘

Präsident Günter Zanker hat da auch noch Platz?
‚Was soll ich dazu sagen? Goosie (Günter Zanker) ist, wie ich selbst, kein einfacher Mensch. Er ist der Boss und er wird schon wissen was er tut. Ich respektiere ihn.‘

Wie kam es zur Trennung?
‚Ich hatte keinen Vertrag mehr bei den Invaders, ein Angebot von ihnen und zwei weitere von GFL Teams. Ich habe mich für ein GFL Team entschieden.‘

Das klingt jetzt recht simpel und einleuchtend, aber da steckt doch mehr dahinter – Warum hat man ihren Vertrag in St. Pölten nicht vorzeitig verlängert?
‚Die Frage muß man den Invaders stellen und nicht mir.‘

Die Annonce im November kam nicht gerade zu einem glücklichen Zeitpunkt. Sie sind mit dem Team auf dem Weg nach Texas und suchen sich gleichzeitig einen neuen Job – das kam nicht gut an.
‚Das Inserat kam zum einzig richtigen Zeitpunkt, nämlich als mir klargemacht wurde, daß mein Vertrag nicht vorzeitig verlängert wird, sondern man bis zum Jänner abwarten wird. Das ist für mich ein eindeutiges Signal sich um einen Job umzusehen. Sollte ich ihn nicht brauchen, dann kann ich immer noch sondieren. Schaue ich mich aber nicht um und habe danach keine Arbeit mehr, dann wäre ich selber schuld. Was machst du wenn dein Boß dir sagt er weiß nicht ob du nächstes Jahr noch für ihn arbeiten wirst? Ich sah da auch keine Veranlassung Rückfrage zu halten. Für mich ist das eine völlig normale Vorgehensweise.‘

Das Inserat wurde danach aber zurückgezogen.
‚Das stimmt. Goosie hat mich damit konfrontiert und war darüber sehr aufgeregt. Das kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht bin ich da auch zu sehr Amerikaner und misstrauisch? Ich hab ihm gesagt, daß ich nicht weiß ob ich noch einen Job bei den Invaders haben werde im nächsten Jahr, er es mir nicht sagen will oder kann und es wohl mein Recht ist in der Situation mich umzusehen. Daraufhin hab ich ein Angebot von ihm bekommen und das Inserat zurückgezogen.‘

Sie hatten zu dem Zeitpunkt keinen Vertrag mit einem anderen Team?
‚Nein, ich hatte mit gar keinen Team einen Vertrag in dem Moment. Ich ging davon aus, daß ich in St. Pölten bleiben kann. Das Angebot war für uns in Ordnung.‘

‚Für uns‘ heißt in dem Fall genau was?
‚Mein persönlichen Entscheidungen betreffen ja auch meine Frau die seit Jahren mit mir reist. Wir sind ja keine jungen Tramper mehr die durch Europa tingeln, sondern ein ‚älteres Paar‘, welches auch ein wenig Sicherheit braucht. Wir entscheiden das demnach auch gemeinsam und Österreich war für uns die erste Wahl, da wir uns hier sehr wohl gefühlt haben. Wir werden jetzt nach München ziehen und ich werde versuchen dort Erfolg zu haben. Eine spätere Rückkehr nach Österreich wollen wir nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil – ich kann mir gut vorstellen wieder in dem Land zu trainieren und wir uns dort zu leben. Wer weiß schon was die Zukunft bringt?‘

So ganz schlau werde ich aus der Geschichte nicht – was hat da nicht mehr gepasst?
‚Da haben wir etwas gemeinsam. Ich werde daraus auch nicht schlau. Ich weiß das sieht seltsam aus und das ist es auch. Ich hatte mit den Invaders Erfolg, sportlich wie wirtschaftlich, aber nicht den nötigen Rückhalt im Vorstand. Das kann dir schon mal passieren.‘

Wo fehlte der Rückhalt?
‚Ich sagte bereits ich will keine Schmutzwäsche waschen – das ist nicht mein Stil.‘

Es geht nicht um Schmutzwäsche, ich denke die Fans haben ein Recht darauf zu erfahren warum ein erfolgreicher Coach den Verein verläßt. Immerhin heißt es, sie haben den Vertrag mit den Cowboys schon lange Zeit in der Tasche und man habe sie deshalb gefeuert?
‚Das stimmt nicht. Die Wahrheit ist, daß ich den Vertrag vorigen Freitag unterschrieben habe. Die Invaders haben mich nicht gefeuert, sondern meinen Vertrag nicht verlängert. Wir reden da aber vom Vorjahr.‘

Wer war das zweite GFL Team mit dem sie gesprochen haben?
‚Ihr wisst das und darum brauche ich es nicht extra zu sagen.‘ (Anmerkung: Cunningham war auch als Coach der Dresden Monarchs im Gespräch)

Warum haben sie das Angebot der Invaders nicht angenommen?
‚Weil der Vertrag dann in Österreich an Bedingungen gekoppelt war, welche für mich als Coach ein Arbeiten unmöglich machen.‘

Die da wären?
‚Da sind wir wieder bei der Schmutzwäsche waschen. Ich sitze bei einem ‚board meeting‘ und verstehe keine Silbe. Okay, meine Schuld – ich hätte Deutsch lernen sollen. Das was mir übersetzt wurde war, daß ich als Coach sehr willkommen sei, aber in Zukunft meine Finger vom Geschäft lassen soll. Wovon war da die Rede vorher? Ich soll dem Verein keinen Sponsor mehr bringen? Ich soll keine Coaches Clinic mehr machen? Ich soll keine Camps in Texas mehr organisieren? Dann will ich auch nicht mehr Coach sein, denn diese Einstellung ist mir fremd! Ich hab danach beschlossen das Angebot nicht anzunehmen.‘

Ich denke es geht nicht darum, daß alles nicht mehr zu machen, sondern nicht mehr im Alleingang?
‚Ein Vorwurf den ich mir gefallen lassen muß, eventuell ist das auch eine Schwäche von mir. Ich bin ein Macher und rede viel über die Sachen die ich vorhabe, noch mehr über jene die ich realisieren werde. Ich will die Leute begeistern, bin aber kein Geschichtenerzähler. Wenn ich sage wir machen eine Coaches Clinic, dann findet die statt. Wenn ich sage wir fliegen nach Houston und spielen gegen ein College, dann passiert das auch. Gegenfrage: Gibt es irgendwas was ich versprochen und nicht gehalten habe?‘

Bei der letzten Vorstandssitzung waren sie nicht mehr dabei.
‚Was soll ich dort noch tun? Ich hatte ja bereits vernommen was man nicht von mir will.‘

Ist Günter Zanker also ein beleidigter Manager der gerne mehr involviert gewesen wäre?
‚Das haben Sie gesagt.‘

Ich habe danach gefragt…
‚Ich weiß es nicht. Ich habe, das nur als Beispiel, bei der ganzen Houston Geschichte finanziell daraufgezahlt. Beim Buffet, beim Stadion, bei der Organisation. Ohne dem nachzuweinen, weil das war alles in allem eine tolle Geschichte und mir auch wert. Wenn ich dann nach Österreich zurückkomme und Goosie mir als erstes ein 21 Euro Falschparker Ticket vom Vorjahr vorhält, dann frage ich mich wovon wir hier reden? Ich rede von einem Hauptsponsor, den ich auch eingebracht habe, von relativ großen Projekten innerhalb und im Umfeld des Teams und er will als erstes wissen wer das Ticket bezahlt. Uns trennen da Welten.‘

Finden Sie das provinziell?
‚Das haben Sie gefragt!‘

Wie empfinden sie das?
‚Ernüchternd.‘

Sie haben dem Verein Anheuser Busch als Sponsor gebracht. Was passiert nun mit dem Geld?
‚Ich habe den Deal für die Invaders eingefädelt und nicht für mich. Mein Problem dabei ist, daß ich mit meinem Namen dafür gestanden habe. Jetzt gehe ich und muß dieser Firma erstmal erklären warum ich nicht mehr an Board bin. Es geht um Reputation in dem Fall. Das werde ich dem Verein natürlich nicht streitig machen. Sie haben sich das verdient und werden das klug einsetzen. Ich freue mich für sie sogar und gönne es ihnen von Herzen.‘

Sie haben also damit gerechnet länger bei den Invaders zu bleiben?
‚Definitiv. Ich dachte eigentlich, daß der Verein mir nach der Saison einen langfristigen Vertrag anbieten wird.‘

Sind sie deshalb zornig?
‚Überhaupt nicht. Zorn ist ein ganz schlechter Ratgeber. Ich bin ehrlich traurig und ein wenig desillusioniert. Ich ging davon aus wir wären auf einem guten Weg. Das haben scheinbar nicht alle so gesehen. Schade.‘

Was passiert mit der Coaches Clinic?
‚Ich persönlich werde in St. Pölten natürlich keine mehr machen können.‘

Wird sie in München stattfinden?
‚Das will und kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen.‘

Was werden Sie am meisten an Österreich vermissen?
‚Die Menschen. Pauli, Max, Peter und die anderen Jungs der Invaders. Ich hab die Buben unglaublich gern und ich gehe nicht ohne Tränen in den Augen. Dann natürlich auch die Lebensqualität in Österreich. Das ist eines der schönsten Länder in denen ich jemals war.‘

Danke für das Gespräch.
‚Ich habe zu danken und ich möchte mich auf diesem Weg bei allen Menschen in Österreich verabschieden.‘

Die St. Pölten Invaders werden sich nach eigenen Angaben frühestens kommende Woche (nach der Spielersitzung am 5.2.) zu der Angelegenheit offiziell äußern.

###

Kommentar von Walter H. Reiterer
Um Eldon Cunningham ganzheitlich zu beschreiben, müßte man eigentlich ein kurzes Buch über den Texaner verfassen. Ich werde versuchen mich möglichst kurz zu halten. Manchen seiner Kritiker reicht ja bereits das Wort Blender um sein Tun auf den Punkt zu bringen, doch die Beschreibung ist ebenso unzureichend wie schlichtweg von der Wortwahl falsch. Er blendet nicht, er schillert nur manchmal etwas zu grell. Was Cunnigham verspricht das hält er nicht immer, er bricht es aber auch niemals. Ein Jonglierkünstler, der aber wesentlich mehr Substanz hat, als einige ihm zusprechen wollen. Wo ist die Wirklichkeit im Leben Cunninghams? Wahrscheinlich kennt er sie selbst nicht genau. Seine Ziele definiert er grob, umreißt sie manchmal nur mit Gedanken und erwartet die Fertigstellung des Plans erst im Laufe seiner Durchführung. Es ergibt sich immer etwas und wenn es so nicht geht, dann wird es anders funktionieren. Das Sinnbild eines Texaners. Pläne sind dazu da um verworfen zu werden. Trotz dieses sehr schlampigen Umgangs mit Werkzeugen des Projektmanagements, brachte Cunningham in jüngster Vergangenheit seine Visionen Schritt für Schritt auf den Boden, setzte ein Projekt nach dem anderen durch. Oft zum Erstaunen von Freund wie Feind, die er dabei auch reihenweise produziert hat. Das amüsiert den Mann manchmal, er definiert sich und sein Leben zum Teil dadurch. Wo setzten die Meinungsmacher an?

Der Coach Cunningham.
Manche schwören auf ihn, andere sprechen ihm jegliche Fähigkeit als Trainer schlichtweg ab. Fakt ist, daß er einen sehr simplen Weg gefunden hat um erfolgreichen Football zu spielen. Die Invaders hat seine Methode, welche sich seit seiner High School Zeit kaum verändert und er sich von seinen NFL greisen Freunden angeeignet hat, in die Playoffs gebracht. Und wieder kann man an dem Punkt zwei Dinge behaupten. Mit Glück reingerutscht (3:3 record), mit Pech nicht das Finale erreicht (knappe Niederlage gegen die Vikings²). Die Junioren führte er, gemeinsam mit Harry Schmidt, zum Titel. Sagt man also a) Cunningham ist kein guter Coach, so gilt auch b) er hat damit aber Erfolg. Die Gleichung kann nie aufgehen und das macht ihn tatsächlich mysteriös. Die Invaders trennen sich von ihm, also hoffen sie besseren Ersatz zu finden. Er wechselt seinerseits in die GFL, also stellen die Invaders einen NFLE Coach nun an? Sie sehen – es ist nicht so einfach wie es manchmal aussieht.

Der Macher (Manager) Cunningham.
Hier wird es noch undurchsichtiger und genau da darf man auch die eine Hälfte der Schwierigkeiten der Vereinsführung mit Cunningham vermuten. Ein Texaner schießt zuerst und fragt erst danach wer vor der Tür steht. Und der Hüftschuß ist seine Lieblingslage. Abgesehen davon, daß die Invaders niemals einen Manager mit seiner Person installieren wollten, hat das Cunningahm von Anfang an nicht die Bohne interessiert. Er peitschte seine Projekte durch, meistens ohne Rückfrage bei der Obrigkeit und zog sich zunehmend den Zorn uninformierter ‚blinder Passagiere‘ zu, die nie genau wußten wohin die Reise ging. Einer davon ist Invaders Präsident Günter Zanker, der stetig daran scheiterte das Wildpferd zu zähmen. Immer wieder wurde er vor vollendete Tatsachen gestellt, immer wieder reagierte sein Trainer darauf mit Achselzucken. Als Nebenprodukt seiner (Cunninghams) Unternehmungen blieben regelmäßig Rechnungen auf des Präsidenten Schreibtisch liegen. Hier ein zusätzlicher Bus, da ein weiteres Hotelzimmer, ein nicht einkalkuliertes Flugticket, ein vergessenes Catering usw. usf. Schuld daran war nicht nur die fehlende konkrete Agenda (Zahlen) Cunninghams (für ihn zählte nur das Endergebnis), sondern auch die Klarheit in der Sprache (und Taten) seiner Vorgesetzten. Wenn man das alles nicht will, dann muß man es abstellen. Läßt man ihn gewähren, dann fährt er einfach fort. Hier sind ganz bestimmt beide Parteien mit Schuld daran, daß sich so mancher ‚Pi mal Daumen Plan‘ am Ende als finanzielles Fiasko herausgestellt hat. Cunningham war das egal, doch der Vorstand schäumte. Schließlich brachte er auch Geld in den Verein und so war man sich nie sicher wann der Zeitpunkt kommen wird (war er gar schon da?) an dem es reicht. Der letzte Tropfen der das Faß sprichwörtlich zum Überlaufen bringt. Das Problem wurde nie gelöst und löst sich nun so auf.

Der Mensch Cunningham.
Hier haben wir einen charismatischen Cowboy, der seine Leute, die Menschen allgemein und sich selbst liebt. Wie im Geschäft, sind auch seine privaten Pläne jederzeit veränderbare Schemata, welche nur an ein paar Ecken fix in den Angeln liegen. Seine Frau, sein Texas, sein Football. Dazwischen liegt die Welt und darin viel Platz um in ihr zu leben. Mit den Lebenserhaltungskosten ist das so eine Sache. Wenn Cunningham von einem offenen Parkticket spricht, dann kann das auch eines von mehreren sein. Dieses eine ist jedenfalls offen. Die anderen – jedes für sich – vielleicht auch. So gesehen läßt sich da auch auf andere Lebensbereiche im wahrsten Sinn des Wortes umrechen. Ist Vertrag jetzt Vertrag oder läßt man sich darauf ein, daß der Coach noch zusätzliche Kosten verursacht? Neben denen, welche dem Verein durch diverse vergessene Zusatzkosten bei Projekten entstehen? Nun, wohl eher nicht und diese Kleinigkeiten, mitsamt den Unwillen Cunninghams das zu verstehen, bilden den Rest des heutigen Totalschadens Cunningham vs Invaders.

Der Lieferant Cunningham.
Cunningham liefert Zitate, Geschichten, Aktionen und Erfolge auf die Medienmacher nur warten. Eigentlich könnte ich mich auf diese Betrachtung alleine zurück ziehen und zum Teil tue ich das auch. Uns (Medien) könnte es doch egal sein, ob Cunningham ein guter oder schlechter Coach ist, so lange er Erfolg hat und damit polarisiert. Uns könnte es auch völlig Schnuppe sein welche zusätzlichen Kosten einem Verein entstehen, wenn uns NFL Coaches zum Interview gereicht werden, oder gar ein ganzer Flieger nach Houston zum Football Urlaub abhebt. Hauptsache es passiert was, oder? Noch viel weniger interessieren sollte uns wie er lebt, was er tut und wer die Konsequenzen dafür mit zu tragen hat, so lange am Pepsi Field Teamzelte abgebaut werden. Eine Aktion, welche Cunningham übrigens nur lanciert hat um zu zeigen, daß er da ist. Das stand niemals so im NCAA Regelbuch und das weiß der Texaner auch. ‚Sie haben es aber getan, Walter‘. ‚Ich weiß, Eldon.‘

Also schert uns (okay: mich) das alles einen feuchten Kehricht und ich finde es demnach nur schade, daß mir mit seinem Abgang mir ein Teil des Drehbuchs abhanden kommt?

Jein, denn so brav und regelmäßig Cunningham auch schöne Inhalte liefert, so verspüre ich doch noch einen letzten Rest ‚Anstand‘, was berühmtere Kollegen von mir, berufsethisch korrekt, Verbundenheit mit der Materie nennen. Die quatschen aber lieber meistens mehr darüber, als sie danach leben. Diese Pinoccios gehen auf den Geist, rauben mit ihren aufgesetzten Ansprachen nicht nur Zeit und Verstand, sondern treiben einem die zitierte Verbundenheit, wenn man nicht aufpaßt, auch gleich mal wieder aus. Aber sagen wir mal es geht einfach nur um Football. Da gibt es in dem Fall auch noch eine andere Seite. Die Invaders sind ein Verein, der sich in den letzten Jahren immer wieder neu erfinden mußte. Seit ‚Zanker‘ weht dort ein anderer Wind und der kommt nicht von oben, sondern ist ein Aufwind, der auf (ehrlicher) Arbeit fußt. Cunningham hat viele mit seiner Begeisterung angesteckt, aber auch Zanker ist ein guter Virenträger. Insofern muß man dem Chef auch zugestehen seine Angestellten zu beurteilen und nötigenfalls sich von ihnen zu trennen. Ob das in dem Fall auch wirklich nötig war ist eine andere Geschichte.

Cunningham muß mit dem schlechtesten aller möglichen Dienstzeugnisse von seinem alten Arbeitgeber rechnen, könnte dann auch mit finanziellen Forderungen dieses konfrontiert werden, was ihn selbst und seinen neuen Verein nicht unbedingt erfreuen wird. Es kann aber auch sein, daß man das Kapitel Cunningham im Buch der Invaders ohne viel Aufsehen einfach schließt und abhakt. Eine Prognose für seine Zukunft bei den Munich Cowboys zu treffen ist schwierig. Sollte es in München einen fähigen Manager geben, der in der Lage ist mit Cunningham (kongenial) zu operieren, dann könnte der Texaner ein wahrer Glücksfall für unsere bayrischen Freunde sein. Fliegt er dort jedoch weiter wie Ikarus der Sonne entgegen, wird man in München 2008 dort stehen, wo die Invaders und auch Cunningham heute sind. Es bleibt dann aber noch das (immer geheime) gemeinsame Bekenntnis. ‚Aber geil war’s schon!‘

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Most Voted
Newest Oldest
Inline Feedbacks
View all comments