Raiffeisen Football C-EM 2007
Schweiz vs. Niederlande
14. August 07 | 15:00
Sportstadion Wolfsberg

Unterschiedlicher könnten die Nationen, die morgen in Wolfsberg im frühen Spiel das Feld betreten werden, wohl nicht sein. Die Schweizer Eidgenossen sehen ihr Land als eine Willensnation ohne sprachliche oder konfessionelle Eigenheiten, die Niederländer sind immer noch Teil einer Monarchie, genauer gesagt des ‚Koninkrijk der Nederlanden‚. Erstgenannte zählen sechs Dutzend Viertausender auf ihrem Staatsgebiet, in den Niederlanden befindet sich die höchste Erhebung gerade einmal 322m über dem Meeresspiegel. Die Oranjes, von verbandsinternen Querelen geschüttelt, schicken eine nach eigene Aussagen nicht optimal besetzte Football-Truppe ins Spiel, die Schweizer leisten sich derweil den Luxus einen Quarterback mit US-College-Erfahrung aufzubieten.

Dem Optimismus bei den Niederländern tut dies sicherlich keinen, bei den Schweizern erst recht keinen Abbruch. ‚Wir werden morgen gewinnen‚ ist unisono von beiden Mannschaften zu vernehmen. Wenngleich kein Team substanziell über das andere Bescheid weiß. Macht ja nichts, denn die Hoffnung auf einen Erfolg stirbt allerspätestens mit dem Schlusspfiff.

Um die Chancen auf einen Triumph etwas zu erhöhen, postierten die Niederländer beim gemeinsamen Abschlusstraining spitzfindigerweise einen Kameramann auf dem Dach des Wolfsberger Sportstadions. Dieser hatte es sich zur Aufgabe gemacht den Gegner gehörig unter das Objektiv zu nehmen und den Oranjes so Material zum Videostudium zu beschaffen. AFBÖ-Pressesprecher Martin Kuen gebot diesem Treiben tapfer und rasch Einhalt. Diese Anekdote soll den immensen Siegeswillen, klarerweise auf beiden Seiten vorhanden, nur noch besser dokumentieren.

Auf Schweizer Seite spinnt Präsident Dieter Witschi den Faden allerdings schon ein wenig weiter. Unlängst stellte er einem verblüfften Walter H. Reiterer die Frage, warum die Dressen der heimischen, rot-weiß-roten Auswahl denn rot seien. Witschis mit einem Augenzwinkern versehene Antwort: Damit man das Blut nicht sehen kann, welches es gegen die Schweiz geben wird.

Die Geschichte rund um den Nachbarn im Westen Österreichs bietet aber nach wie vor Raiders QB Marko Glavic. Der Kanadier mit Schweizer Wurzeln entschloss sich wenige Wochen vor der C-EM für die Eidgenossen aufzulaufen und wird mit dieser Entscheidung den Raiders-Verantwortlichen wohl die ein oder andere Runzel auf die Stirn getrieben haben.

Nach dem Abschlusstraining stand uns der Spielmacher zu einem Interview zur Verfügung:

FA.com: Wie war die letzte Trainingseinheit vor dem Spiel?
Glavic: Es lief gut. Heute hatten wir erstmals zwei Einheiten an einem Tag. Es gibt immer noch viele neue Sachen für mich, ich habe das Playbook ja erst vor einigen Tagen bekommen, aber ich konnte heute auch einiges lernen und fühle mich nun in der Offense wesentlicher wohler.

FA.com: Was dürfen sich die Fans vom Schweizer Nationalteam erwarten?
Glavic: Ich denke, dass die Fans sich eine verbissen agierende Offense mit zahlreichen Big Plays erwarten dürfen. Die Schweizer werden alles geben und mit Leib und Seele bei der Sache sein. Ich glaube, dass so mancher von unserer Verbissenheit überrascht sein dürfte.

FA.com: Du wurdest als DIE Verstärkung für das Schweizer Nationalteam verkauft. Wie sehr, glaubst du, wird die Mannschaft durch deine Anwesenheit aufgewertet?
Glavic: Ich bin auch nur ein Mensch und es befinden sich zehn andere Spieler am Platz. Es ist gut zu wissen, dass die Schweizer meine Anwesenheit gutheißen und ich werde auch mein bestes geben um den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Hoffentlich lässt sich das dann aber auch in Siege ummünzen.

FA.com: Es war lange Zeit unklar, ob du für die Schweiz spielen wirst. Was war schlussendlich ausschlaggebend doch für die Eidgenossen anzutreten?
Glavic: Seit Beginn der Saison stand ich in Kontakt mit dem Schweizer Verband, der mir mitteilte, dass sie an meinen Diensten interessiert wären. Nach der Saison haben sich die Gespräche dann vertieft und der Schweizer Verband wollte mich nach wie vor. Daheim habe ich mir das dann alles durch den Kopf gehen lassen und es hat schlussendlich geklappt. Es war zwar mehr eine Last-Minute-Entscheidung, aber es ist schön hier zu sein und Football spielen zu dürfen.

FA.com: Es schwirrt das Gerücht herum, dass du für deine Dienste im Teamdress der Eidgenossen bezahlt wirst. Ist da was dran?
Glavic: Nein, stimmt nicht. Ich spiele für dieses Team, weil es für mich die Möglichkeit darstellt weiterhin Football zu spielen.

FA.com: Wie gut weißt du über den morgigen Gegner, die Niederlande, bescheid?
Glavic: Eigentlich gar nichts. Ich weiß, dass sie in orange auflaufen werden. Wir werden sehen was passiert.

FA.com: Anderes Thema. Du wurdest in dieser Saison in elf Spielen kein einziges Mal gesackt. Wann wird es das erste Mal so weit sein?
Glavic: Das was wir in Innsbruck geleistet haben war schon beeindruckend. Es kann morgen beim ersten Spielzug der Partie passieren, genauso aber bei keinem der nächsten drei Spiele. Sollte es so weit kommen, werde ich bereit sein.

FA.com: Am Donnerstag wird es gegen Österreich gehen. Du triffst auf eine Defense, deren Coordinator dich schon zwei Mal gesehen hat, und deren Spieler dich ebenfalls gut kennen. Inwieweit ist das ein Nachteil?
Glavic: Das mag schon sein, aber mein Vorteil ist ja, dass ich gegen all diese Spieler und Coaches schon gespielt habe. Dementsprechend weiß ich auch, wie sie reagieren und agieren werden. Ich glaube, dass ich mich sogar im Vorteil befinde. Die Österreicher kennen nur mich, nicht aber meine Receiver und Running Backs. Ich aber kenne all ihre Spieler und Formationen. Es wird auf jeden Fall lustig werden.

FA.com: Wie gut funktioniert das Zusammenspiel zwischen dir und deinen neuen Receivern?
Glavic: Langsam aber sicher wird es was. Mit jedem Spielzug fühle ich mich besser. Auch wenn ich die Jungs erst gestern alle getroffen habe.

FA.com: Auf welchem Platz wird das Schweizer Team schlussendlich landen?
Glavic: Zuallererst glaube ich, dass wir morgen sehr gut aufspielen werden. Hoffentlich so, dass am Ende ein Sieg herausspringt. Gegen Österreich sind wir natürlich der krasse Außenseiter. Sie werden glauben, dass sie uns mit 50 Punkten Unterschied besiegen können. Das ist wunderbar und gut für sie. Wir werden versuchen ihnen einen Kampf zu liefern. Ich weiß, dass die Fans uns für verrückt halten, wenn wir sagen, dass Österreich bezwungen werden kann, aber es sind schon verrücktere Dinge passiert. Wir werden auf jeden Fall ein Spiel gewinnen, wahrscheinlich zwei.

Raiffeisen Football C-EM 2007
Serbien vs. Norwegen
14. August 07 | 19:00
Sportstadion Wolfsberg

Um 19:00 Uhr werden die Serben ihre zweite Partie innert drei Tagen absolvieren müssen. Dieses Mal gegen die Norweger. Deren EM steht bislang unter keinem guten Stern. Die Nordlichter waren am Montag viel zu spät, nämlich erst um 17:00, angekommen, noch dazu mit lediglich der halben Ausrüstung (der Rest wird bis auf weiteres von der Fluggesellschaft als verschollen gemeldet). Der Trainerstab gibt sich dennoch zuversichtlich den Südosteuropäern eine weitere Niederlage zufügen zu können. Man baut auf die Erfahrung, die die Spieler während der abgelaufenen Saison insbesondere in den europäischen Bewerben sammeln konnten.

Zu beiden Spielen ist ein ausführlicher Live-Ticker geplant.

Martin Pfanner

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