Auslöser dabei dürfte eine Infragestellung des Antretens der Bulls in Prag seitens des Amerikaners gewesen sein.

Das offizielle Statement der Salzburg Bulls zum Rauswurf ist kurz und knapp:

[START] Die Salzburg Bulls haben heute den Vertrag mit US-Linebacker Nick Garratt aufgelöst. Die Salzburg Bulls bedanken sich bei Nick Garratt für die in vielen Bereichen hervorragende Arbeit und möchten betonen, dass es sich nicht um eine Entscheidung aus sportlichen oder gar finanziellen Gründen handelt. Nach einem Vorfall in der Vorwoche ist das Vertrauensverhältnis zwischen Garratt und der sportlichen Führung jedoch nachhaltig beschädigt worden was eine weitere Zusammenarbeit unmöglich macht. Die Verpflichtung eines Import-Spielers im Saisonfinish als Ersatz für den US-Amerikaner ist nicht geplant. [END]

Heute (Mittwoch) äußerte sich Bulls Obmann Alexander Narobe zur Vertragsauflösung. Er bestätigte den Grund in der später zurückgenommenen Weigerung Garratts in Prag zu spielen, aber die Trennung folgte vor allem, weil er andere Spieler dazu aufrief, ihm zu folgen.

Narobe dazu: „Die Bulls haben auch eine Verpflichtung den anderen Vereinen und dem AFBÖ gegenüber. Wir sind im Jahr der WM und die Sache mit den Invaders Ausstieg war schon schlimm genug, wobei uns so ganz nebenbei ein Gegner auf Augenhöhe abhanden gekommen ist. Dann sollen wir noch hergehen und nach drei Spielen sagen, es hat uns sehr gefreut und auf Wiedersehen? Was steht dann in den Medien? Schon wieder einer weniger. Und wir nehmen den Panthers, Dragons und Raiders so nebenbei auch noch ein Heimspiel weg. Das sollen wir tun? Das machen wir nicht! Wir haben in Prag gespielt und wir werden die Dragons spielen und wir werden auch die Raiders spielen. Es ist offensichtlich, dass wir einige Dinge falsch gemacht haben, weil wir sportlich nach wie vor den Anschluss nicht gefunden haben, dazu kommen jetzt auch viele Verletzte. Aber mitten in der Saison einfach alles hin zu schmeißen, das wird man von uns nicht erleben.

Dann geht ein bezahlter Profispieler her, sagt er will nicht spielen, weil wir eh nur verlieren und stachelt auch noch die anderen Spieler dazu an, dass wir die Saison aufgeben sollen. Natürlich trennen wir uns von dem, denn sein Job ist zu spielen und nicht nicht zu spielen!“

Narobe zur Zukunft der Bulls

„Wir spielen diese Saison fertig und dann werden wir uns zusammen setzen und intern besprechen, was wir machen. Wir haben uns damals verpflichtet für zwei Jahre AFL zu spielen. Dazu stehen wir und das tun wir jetzt auch. Was wir 2012 machen, das ist noch offen. Man kann aber eins und eins zusammen zählen, denn so geht es jedenfalls nicht weiter. Wir schaffen es nicht, die Lücke zu den großen Teams schließen.“

Vor etwas mehr als einem Jahr trennten sich die Bulls vorzeitig von ihrem US-Import Demetri Huffman.

Garratt selbst verrät zur Sache aus seiner Sicht mehr.

„Wir sind vor dem Spiel gegen Prag zusammen gesessen und ich habe der Vereinsführung dabei mitgeteilt, dass ich es bei der derzeitigen personellen Situation für verantwortungslos gegenüber der Gesundheit aller Spieler halte, wenn wir gegen die Panthers überhaupt antreten“, so Garratt heute gegenüber Football-Austria.

„Wir waren nach den vielen Ausfällen derart geschwächt, dass ich keinen Sinn mehr darin sah, dieses Risiko für alle – die Rookies wie die erfahrenen Spieler – einzugehen. Ich muss mich in so einer Liga, wo Top-Leute am Feld stehen, auf meine Mitspieler zu hundert Prozent verlassen können und sie sich auf mich. Das war nicht mehr gegeben. Wenn mir ein Gegner gegenübersteht, der mir in allen Belangen eklatant überlegen ist und ich mit Leuten aus der zweiten Mannschaft meines Vereins das Spiel bestreiten soll, dann muss ich diese Sinnfrage einfach stellen. Das sehe ich in meiner Verantwortung, denn ich betreibe den Sport schon sehr lange und kann Gefahren einschätzen. Dazu stehe ich auch heute noch. Ich würde das wieder genau so einbringen. Auch jetzt, wo ich weiß, wozu es führt. Nämlich zu meinem Rauswurf.“

Garratt sei dann von den Bulls über die Konsequenzen informiert worden.

„Auf meine Einwände hinauf erklärte man mir, dass der Verband den Klub aus der Liga werfen würde, wenn wir das Spiel nicht absolvieren. Ich fragte dann, ob er das angesichts unserer Leistung nicht sowieso tun würde und bekam ein Nein. Daraufhin erklärte ich mich bereit in Prag zu spielen, hatte dabei aber ein ganz schlechtes Gefühl. Ich sagte meinen Leuten, dass wir das Spiel vermutlich 0:100 verlieren werden und unser Ziel daher lauten muss, dass wir alle wieder gesund nach Hause kommen. Es wurde dann „nur“ ein 0:79.“

Garratt über die Bulls Organisation

„Als ich hier ankam herrschte das totale Chaos. Ich mochte das zu dem Zeitpunkt noch, weil ich mir dachte, dass wird schon alles besser werden. Ich habe mir ja auch nicht erwartet, dass es wie bei USC sein wird, aber es hat nach Wochen immer noch jegliche Struktur gefehlt und wusste lange Zeit nicht einmal, wer der Head Coach ist. Es kamen dann die Jungs aus Kirchdorf und da wurde es ein wenig klarer. Ich glaubte damals aber immer noch Stefan (Anm.: Schubert) sei der Boss, was ich gut fand, weil er halt einfach immer da war. Ich habe dann immer mehr Verantwortung übernommen, Meetings einberufen, Videos mit der Mannschaft studiert, weil ich mir dachte, dass wäre verlangt. Gesagt hat man es mir nie, untersagt auch nicht – also tat ich es einfach. Ich bin niemand, der sich gleich über alles aufregt, aber habe dann schon mal angefragt, wie das mit den offenen Punkten in meinem Vertrag sei. Das war nie zu klären, es war immer der Zuständige nicht da oder es war jemand anders – einfach chaotisch das Ganze.“

Garratt über seine Zukunft

„Ich würde sehr gerne wieder nach Europa kommen, am liebsten nach Österreich. Ich finde die Liga hier sehr gut und fand es schade, dass wir da so überhaupt nicht Fuß fassen konnten. Mein Ruf ist nach dem Rauswurf hoffentlich nicht derart beschädigt, dass ich keine Chance mehr bekomme. Wie gesagt stehe ich zu dem, was ich gesagt habe. Ich würde das in einem ähnlichen Fall wieder tun. Die Bulls sollten in dem jetzigen Zustand kein Spiel mehr in der AFL austragen, alleine aus Verantwortung ihren Spielern gegenüber. Ich hoffe, dass sich niemand schwer verletzt, denn diese Gefahr ist aus meiner Sicht klar gegeben. Ich wünsche allen alles Gute und hoffe auf ein Wiedersehen 2012.“

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