Einen einsamen Minusrekord heuer stellten die beiden Teams in der Offensive auf. Sah man beim zweiten Sonntagsmatch in Wien mit 580 Total Offense Yards (199 davon gingen auf einen Spieler) schon kein Offensivfeuerwerk, begnügte man sich aber in Eggenberg gar nur mit 397 offensiven Yards. Beide Teams zusammengerechnet wohlgemerkt. Dafür sahen die 1.550 Zuschauer jede Menge Turnovers, Fumbles, Interceptions und zwei Quarterbacks, die nicht ins Spiel fanden.

Die zweite Wahl der Raiders, Neuzugang Michael Pozzi, spielte bereits am Tivoli eine ganz schlechte Partie, so konnte es schlimmer gar nicht mehr kommen. In Graz reduzierte er seine Interceptions von fünf auf nur eine, fand mit Jakob Dieplinger erneut einen Passempfänger zum Touchdown, kam aber mit seinen 31 Pässen (15 komplett) keine 100 Yards weit. Ernüchterung im Swarcoland. Nicht viel besser der Spielmacher der Giants. Sheldon Cross setzte 17 Mal zu einem Pass an, zwei Mal warf er zu einer Interception, acht davon waren komplett für gesamt 141 Yards. 120 gingen auf das Konto von Armando Ponce de Leon, darunter ein Pass zum Touchdown. Ansonsten waren alle gut abgemeldet. Von Chris Rosier, als Retter in der Not nach Tirol eingeflogen, sah man noch recht wenig (36 Receiving Yards) und RB Florian Grein kam mit 81 Rushing Yards Netto nach vier Vierteln auch nicht so recht in Schwung. Jakob Dieplinger war erneut der effizienteste Angreifer der Raiders mit 54 Receiving Yards und einem Touchdown. Die Giants verloren ihren Running Back Harald Egger im zweiten Viertel, sein Ersatz Mann Florian Mittl schaffte in drei Viertel immerhin 94 Netto Yards. Die Giants Passempfänger waren bis auf Ponce de Leon nur zur Dekoration am Feld, Christian Kranz fing einen Pass für 10.

Um so stärker die Defensivabteilungen der beiden Teams. Raiders LB James Ellingson mit sieben Solo Tackles und zehn (!) Assits bester Mann am Feld. Bei den Giants teilten sich Jeremy Bohannon (5 Solo / 3 Assists) und Darvin Lewis (4/4) die Arbeit und verhinderten wie ihre Kollegen von der anderen Seite im ersten und letzten Spielabschnitt einen Score, ließen in im zweiten und dritten 16 Punkte zu.

So geschah im ersten Viertel recht wenig. Florian Grein rushte zu zwei First Downs. Die Raiders spielten einen vierten Versuch aus, der Pass von Michael Pozzi fand aber keine Anspielstation. Ein ähnliches Bild im ersten Offensiv Drive der Giants. Jeremy Bohannon und Sheldon Cross zu First Downs (Ponce de Leon), dann ein Fumble des Receivers, Raiders LB Mario Rinner holte sich den Ball. Die nächsten beiden Drives fast eine Kopie der ersten zwei. Die Raiders kamen nicht weiter, die Giants mit einem Fumble. Drive 5 & 6 – Raiders 4 & Out, ein First Down (CrossPoce de Leon), Interception Sheldon Cross (Daniel Alfreider).

Zu Beginn des zweiten Viertels die Interception durch Michael Pozzi (Jeremy Bohannon), doch die Giants konnten daraus keinen Nutzen ziehen. Christoph Kipperer versuchte ein Fieldgoal aus 25 Yards – vorbei. Auch in Folge wurden alle Offensivbemühungen beider Teams von der Defensive im Keim erstickt. Hie und da sah man ein First Down. Josef Schnellrieder trat zum Filedgoalversuch aus 21 Yards an – vorbei. Harald Egger fiel verletzt aus, Florian Mittel kam für ihn ins Spiel. Mit dem neuen Runningback kam man prompt zum Erfolg. Mittl rushte zu einem First Down, zuvor ein Pass von Cross auf Ponce de Leon und danach noch einer für 15 Yards zum Touchdown. Geht doch. Christoph Kipperer trat zum Extrapunktversuch an – vorbei. 6:0. Der Rest der ersten Hälfte: Kampf & Krampf und nicht Mal ein First Down.

Nach Wiederbeginn verlor Giants QB Sheldon Cross den Ball (Forced Fumble) Viktor Skradski holte das Ei für die Raiders und diese nutzten das Geschenk. Florian Grein rushte für 30 Yards, Michael Pozzi mit einem 26 Yards Pass auf Jakob Dieplinger zum Touchdown. Josef Schnellrieders Kick war diesmal gut – die Raiders gingen mit 6:7 in Führung. Danach war wieder Defense Time. Keine First Downs (mit Ausnahme einer Strafe). Ein langer Drive der Giants, in dem RB Florian Mittl die Hauptrolle spielte, brachte die Grazer gegen Ende des dritten Viertels in Fieldgoalreichweite. Christoph Kipprerers zweiter Versuch aus 25 Yards saß. 9:7. Kipperer wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß er damit seinem Team den Sieg retten wird, denn im letzten Spielabschnitt gab es noch genau drei First Downs, aber keine Punkte mehr. Beide Teams schafften es kaum über die Mittellinie. Die Giants kamen ein Mal an die Raiders 34, die Gäste an die 46 Yard Linie der Gastgeber.

Fazit
Die Defense beider Teams auf einem hohen Niveau spielend, dem die Offense nicht gewachsen war. Die Leistungen im Angriff waren ernüchternd bis erschreckend schwach, sind auch nicht zur Gänze auf starke Verteidigungen zurückzuführen. Eine matte Vorstellung beider Teams. Die Giants werden es in einer Woche gegen die Vikings sehr schwer haben. Die Raiders, jetzt mit dem Rücken zur Wand, könnten gegen die Black Lions am Tivoli wieder Selbstvertrauen tanken. Dazu müssen sie diese aber mal besiegen, denn 14 Punkte aus zwei Partien weisen darauf hin, daß ihre Offensive derzeit reichlich wenig zusammenbringt. Sollte sie am kommenden Wochenende nicht auf Touren kommen, wäre das Rennen um die Austrian Bowl für die Tiroler bereits vorbei. 
Ein Fehler welche beide Teams begangen haben, betrachtet man die bisherigen Spiele der Vikings und wußte man zuvor schon, daß die besten Legionäre heuer in der Defense stehen werden, war keinen Runningback geholt zu haben. Wobei die Giants schon einen hatten (Bruce Molock), der aber nach seiner Absage durch einen Verteidiger ‚ersetzt‘ wurde. Jetzt ist Harald Egger out für season (Mehrere Bänder im Knie kaputt), Wolfrum Hofbauer will nicht spielen (Schule) und Martin Grassegger liegt auch im Lazarett (Leiste). So lag die ganze zu tragende Last auf Florian Mittl, der seine Aufgabe zwar mehr als mittel erledigen konnte, aber wohl nicht die ganze Saison die Load wird nehmen können. Die Giants wären gut beraten einen Runningback nachzunominieren, denn mit einem Backup (ohne weiteren Backup) wird das Laufspiel auf Dauer ins Stocken geraten. Nächste Woche in Wien gegen die Vikings wird ihnen das wohl schon vor Augen geführt werden. Die Raiders haben mit Florian Grein ebenfalls ein österreichischen Runningback, der aber auch alleine auf weiter Flur steht. Es gibt keinen Backup RB den man in Tirol als Waffe einsetzten könnte. Zudem sind seine (Greins) bisherigen Leistungen im Vergleich zu einem Top US RB (Graham), mehr als mager. Was nicht nur am Spieler selbst liegt, sondern natürlich auch an der Line, aber Clinton Graham lief mit und auch ohne Protection zu 323 Netto Yards und fünf Touchdowns. Mehr als bislang alle Offense Abteilungen der restlichen AFL Teams zusammen. Hier ist der Unterscheid. Graham ist ein Difference Maker und wird auch von den Giants nur schwer zu stoppen sein. Nicht das gleiche, aber ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Blue Devils. Auch hier gibt es, nach dem man auf Keath Bartynski verzichtete (der war übrigens auch bei den Giants im Gespräch), keinen durchschlagenden Runningback mehr. Gary Brashears wurde eigentlich als Quarterback geholt, aber er ist nicht Michael Vick, nur weil er oft selber gehen mußte. 22 Netto Yards, zusammen mit dem Starting RB Richmond Appiah brachte man es zulertzt auf 64 Rushing Yards über ein Spiel. Das ist alles viel zu wenig.

Kurzum: Die Gegner der Vikings, die sie heuer so gerne entthronen würden, verfügen über kein effizientes Laufspiel. Das wird man aber brauchen, so wie sich die Spiele entwickeln. Tief geht nur mehr der, der das Risiko nimmt (Pozzi am Tivoli), denn die Secondary ist bei allen Teams die bisher gespielt haben heuer scheinbar die stärkste Abteilung. Neben den Linebackern, wo die Herren Lewis, Petty, Ellingson und Flordeo 1+2 bislang ein recht strenges Regiment führen. Daher steht Graham ganz alleine da und er wird, wenn sich daran nicht etwas radikal ändert, den nächsten nationalen Titel für die Wiener holen. Internationale Erfolge werden heuer nur schwer zu realisieren sein. Der Gang nach Braunschweig am 22. April für die Raiders könnte zum Offenbarungseid des österreichischen Footballs werden.

Gameday
Viele Zuschauer (Der Veranstalter gibt 1.550 an) hörten eine neue Soundanlage, sahen aber ansonsten wenig Neues. Essen & Trinken im Stadion ist weiterhin nicht mehr als ein schlechter Witz, der Zuschauer wird zum Bittsteller an der Seitentür der Kantine, die den Event grade mal nicht ignoriert. Der Fan- und Merchandisingstand wurde nicht rechtzeitig fertig, das schmuddelige Stadion dafür mit Langfahnen dekoriert. Höhepunkt war die Vorstellung des neuen Maskottchens Freakazoid, eine weitere Erfindung der G-Freakzzz. Der Schnalz-o-Meter konnte nicht in Betrieb genommen, weil der Platzwart dem Fanclub die Stromzufuhr verweigerte.

AFL
Turek Graz Giants vs Swarco Raiders Tirol 9:7

(0:0/6:0/3:7/10:0)
02.04.2006, Kick Off: 15:00h, Stadion Eggenberg, Graz,
Zuschauer: 1550
Referees: König M. / König T. / Windsteig / Praher / Edelmüller / Hofbauer

Football-Austria.com Spielbewertung

Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Football-Austria.com MVP:
Freakazoid (G-Freakzzz)

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