Thema der Woche
Eine ‚kleine‘ Serie über Terrell Owens zu verfassen, war schon länger das Ziel von Football-USA. Dass diese dann aber mit drei Teilen so ausführlich werden würde, keineswegs. Für den Autor war es interessant festzustellen, dass sich in allen drei Teilen immer wieder dasselbe Muster erkennen lässt. Egoismus, Neid, Habsucht und Gier sind unweigerlich mit den Initialen ‚T.O.‘ verbunden, allerdings auch unglaubliche Athletik, Kraft und Schnelligkeit, ebendiese Qualitäten, die ihn zu einem der besten WR der NFL machten. .
Als mündiger Leser sollte man versuchen sich vor Augen zu führen was dieser Spieler ohne seine Eskapaden und geistigen Kurzschlüsse alles hätte erreichen können. ORF-Experte Tino von Eckardt formulierte es letzthin goldrichtig: ‚Warum kann Owens nicht einfach sein wie der Harrison (WR von Indianapolis, Anm.)? Von dem (Harrison) hörst du nur Rekorde!‚
Mit diesem Satz wollen wir nun auch die dritte und letzte Episode im durchwachsenen Leben des Terrell O. in Angriff nehmen.
Nun war es also so weit. ‚Eldorado‚ war einen Pakt mit den Kuhjungen eingegangen. Entgegen der Zeit bei den Adlern entsprach das Salär dieses Mal seinen genügsamen Ansprüchen (25 Millionen für drei Jahre). Dennoch wurden von den Medien schon erste Problemchen ausfindig gemacht. Bill Parcells, ein Coach der seine Teams mit gewohnt harter Hand führt, sollte so eines sein, die Fans der Cowboys, die Owens wenige Jahre zuvor mit seiner berüchtigten TD-Feier zutiefst gedemütigt hatte, ein weiteres.
Dabei verlief die Zeit bis zum Saisonstart zur Überraschung vieler Experten erstaunlich ruhig. Auch beim Saisonauftakt gegen Jacksonville lieferte er trotz einer Dallas-Niederlage ein solides Debüt (8rec, 80yds, 1 TD, Anm.) im neuen Dress. Im folgenden Spiel verletzte sich der Superstar aber zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt am rechten Ringfinger. Denn nur drei Wochen später sollte es zum Showdown mit seinem ehemaligen Team in Philadelphia kommen. Eine rasche (Wunder-)Heilung war also einmal mehr vonnöten.
Nach der Finger-OP geschah während seiner Rehabilitation dann Sonderbares und bis heute noch nicht vollständig Aufgeklärtes. Am europäischen Abend des 27. September überschlugen sich die amerikanischen Medien mit Meldungen, dass Owens versucht habe sich mit einer Überdosis Schmerzmittel das Leben zu nehmen. Seine Pressesprecherin hatte ihn bewusstlos aufgefunden, daraufhin sofort Polizei und Rettung alarmiert. Dem Polizeibericht ist seither zu entnehmen, dass Owens, als er wieder bei Bewusstsein war, zugab, dass er sich etwas antun wollte.
Im starken Kontrast dazu stehen da natürlich die Aussagen, die er am darauf folgenden Tag auf einer eiligst einberufenen Pressekonferenz tätigte. Er sei ‚keineswegs depressiv‚, Selbstmord sei für ihn ‚kein Thema‚, außerdem fühle er sich ‚sehr wohl hier zu sein‚ und sicherte den Medienvertretern weiters zu, dass er am nächsten Tag das Training wieder aufnehmen wolle. Die spannendste Aussage war aber sicherlich, dass er über ‚10 Millionen Gründe‚ verfüge um am Leben zu bleiben. Ist es purer Zufall, dass sich sein Jahresgehalt auf exakt diese Summe beziffern lässt? Ein Schelm, wer hier anderes vermutet.
Die ganze Wahrheit wird einem Otto-Normalfootballfan wohl nie zugänglich gemacht werden. Ob dieser Aussetzer ein Hilfeschrei war, oder einfach nur ein weiteres Mittel um sich die (für ihn lebenswichtige) mediale Aufmerksamkeit zu sichern, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass Owens Probleme hat, unabhängig des Zwecks.
Gott gab ihm aber genug Talent, dass die Cowboys (wie bereits viele andere zuvor) beide Augen zudrückten und keine disziplinären Maßnahmen ergriffen. Das kleine Kind darf sich austoben, solange es auf dem Feld die erwartete Leistung erbringt, so offensichtlich das Credo.
Was wäre da noch eine Saison ohne Owen’sche TD-Feier? Nachdem er wenige Tage zuvor zugegeben hatte bei Teambesprechung regelmäßig einzuschlafen (sehr zum Missfallen von HC Parcells, Anm.), stellte er sich nach einem TD gegen Washington in der Endzone schlafend. Hut ab, Herr Owens, unheimlich kreativ und die folgende 15-Yard Strafe mit Sicherheit wert!
Dabei häufte er aber heimlich still und leise durchaus beeindruckende Zahlen an. 2006 könnte Owens zum insgesamt sechsten Mal 13 oder mehr TDs erzielen (er hält momentan noch bei 12, Anm.) und dabei zum Rekordhalter Jerry Rice, der acht solcher Spielzeiten verbuchen konnte, aufschließen. Mit seiner siebten 1000-Yard Saison befindet er sich ebenso auf einem guten Weg in die Hall-Of-Fame, wenn da nicht seine dauernden Eskapaden wären. Eine weitere lieferte Owens erst unlängst beim Spiel gegen Atlanta. Von seinem Gegenüber, CB DeAngelo Hall, frustriert, ließ er sich einmal mehr zu einer Dummheit hinreißen. Bereits im ersten Viertel spuckte er dem Passverteidiger ins Gesicht, was von den Kameras, nicht aber von den Refeeres wahrgenommen wurde. Somit durfte er das Spiel zwar beenden, bei der 35,000 Dollar Strafe gab es aber kein Entkommen mehr.
Dabei verwundert es nur noch mehr, dass er seine Emotionen gerade am letzten Montag so im Zaum halten konnte. Dort wurde sein Team von den Eagles mit 23:7 abgefertigt, das prekäre dabei ist die Tatsache, dass beide QBs mit denen sich der 33-Jähige in der Vergangenheit angelegt hatte (McNabb und Jeff Garcia) nun über Siege gegen Dallas (und Owens) verfügen.
Vielleicht hätte Owens in diesem Spiel aber ganz einfach nicht einen sicher geglaubten TD-Pass durch die Hänge gleiten lassen dürfen, vielleicht hätte er während der Saison auch einfach öfters zupacken sollen (Owens führt die Liga in Drops an, Anm.), vielleicht hätte er sich doch nur einmal an die weisen Worte von Tino von Eckhardt halten sollen. Der meint schon lange: ‚Warum kann Owens nicht einfach sein wie der Harrison? Von dem hörst du nur Rekorde!‚
Power Rankings
Elite Eight
1. San Diego Chargers (Vorwoche: 1)
Die entscheidende Woche in allen Fantasy Football Ligen und der baldige Liga-MVP Tomlinson sucht sich ausgerechnet diese aus um seine TD-Orgie zu unterbrechen. Geschieht den ganzen punktegeilen Fantasy-Spielern recht.
2. Baltimore Ravens (2)
Ausgesprochen schade, dass die zwei besten Mannschaften der regulären Saison nicht auch im Endspiel aufeinander treffen können. Immerhin gäbe es mit San Diego – Baltimore ein tolles Championship Game und vielleicht auch die vorweggenommene Superbowl.
3. Chicago Bears (3)
Für Fans von Playoff-Teams in der NFC kann es nur positiv sein, dass die Bears auch weiterhin an Rex Grossman festhalten. Kein anderer QB kann gegnerische Mannschaften mit seinen Ballverlusten so lange im Spiel halten. Wenn da nur nicht diese formidable Defensive wäre.
4. New Orleans Saints (6)
Statistik der Woche: Die hochgelobte der Offensive der NY Giants mit Eli Manning, Tiki Barber oder Jeremy Shockey konnten keinen einzigen Snap in der Platzhälfte der Saints verzeichnen. Mit ein Grund, warum sich HC Tom Coughlin bald nach einem neuen Job umsehen darf.
5. New England Patriots (7)
Für den passionierten Longhorns Anhänger und College Football-Experten Christopher Houben ging am Sonntag ein Traum in Erfüllung. Zum einen gewann Vince Young seine sechste Partie in Folge, zum anderen hatte der ehemalige Texas-TE David Thomas mit fünf Catches für 83 Yards maßgeblichen Anteil am 24:21-Erfolg der Patrioten in Jacksonville.
6. Philadelphia Eagles (8)
Für den passionierten Eagles Fan Martin Pfanner ging dafür am Montag ein Traum in Erfüllung. Wegen zu langsamer Internetverbindung auf Eagles Radiokommentator Merrill Reese angewiesen, durfte er sich mit dem Sieg gegen Erzrivalen Dallas und dem damit verbundenen Playoff-Einzug dennoch geich doppelt freuen.
7. Indianapolis Colts (4)
Beim Schreiben dieser Zeilen stellt sich der Autor gerade die Frage, warum sich die Colts nach ihrer ersten (und äußerst peinlichen) Niederlage gegen Houston immer noch in den Power Rankings befinden. Vielleicht gibt die Partie gegen Miami den Ausschlag um diese Position zu rechtfertigen.
8. Tennessee Titans (-)
Der frisch gekrönte ‚Offensive Player if the Week in der AFC‘ verwundert Football-USA immer wieder. Vince Young ist ein Phänomen, das nur schwer mit Worten beschrieben werden kann. Dabei verwundert es doch sehr, dass nach all seinen spektakulären Leistungen beim Thema ‚Rookie of the Year‘ immer nur von Jones-Drew, Colston, Bush und Co. die Rede ist. Verdient hätte es "VY" allemal.
Team on the Rise: Denver Bronocs
Der Quarterback, von dem vielen bereits vor dem Draft meinten, dass er besser als Young oder Leianrt werde, schrieb vergangenes Wochenende zum ersten Mal NFL-Geschichte. Jay Cutler gelang es als bislang einzigem Ballverteiler in jedem seiner ersten vier Starts mindestens zwei TD-Pässe zu werden. Gepaart mit zwei Siegen in Folge macht das die Broncos wieder zu einem ernstzunehmenden Gegner in der AFC.
Terrible Three
1. Detroit Lions (Vorwoche: 1)
Fans der Detroit Lions kündigten für den vergangenen Sonntag erneut einen Protest gegen die Vereinsführung an. Geplant war, dass die Fans mit 8:57 auf der Uhr im zweiten Viertel das Stadion verlassen. Laut Zeitungsberichten folgten lediglich einige 100 diesem Aufruf. Der Rest wollte sich offensichtlich auch die 13. Saisonniederlage (26:21-Schlappe gegen Chicago) zu Gemüte führen.
2. Oakland Raiders (2)
Auch diese Woche möchte Football-USA wieder ein wenig Zweckoptimismus im Lager der Raiders Fans verbreiten. Letzte Woche wurde die Defensive gelobt, dieses Mal kommen die Special Teams zum Handkuss, denn Kicker Sebastian Janikowski vergab beim 9:20 gegen Kansas City (zur Abwechslung) kein einziges seiner drei Field Goals. Wer glaubt, dass in sieben Tagen an dieser Stelle die Offensive der bösen Buben gelobt wird, sollte sich da aber nicht allzu sicher sein und schon gar nicht zu früh freuen.
3. Cleveland Browns (-)
Den Krampf den die Cleveland Browns gerade den Fans im heimischen Stadion immer wieder vorsetzen gehört eigentlich bestraft. Vielleicht sind das die Browns mit einer weiteren Saison ohne Playoffs, großen Löchern in der Offensive Line und in der Secondary, sowie einem großen Fragezeichen auf der QB-Position ohnehin schon.
Football-USA Awards
Wertvollster Spieler der Woche: QB Vince Young (Tennessee Titans)
Auch für Football-USA führt diese Woche kein Weg an der Longhorns-Legende vorbei. Youngs Leistungen sind atemberaubend und nötigen einem einfach eine Menge Respekt ab. Diese Auszeichnung soll dabei nicht nur für diesen Spieltag gelten, sondern baut bereits auf dem Gezeigten der letzten Wochen auf. Alle Errungenschaften von Young gibt es kurz und präzise zusammengefasst in diesem Artikel zu finden.
Versager der Woche: LS Brad St. Louis (Cincinnati Bengals)
Dass der Long Snapper über Sieg oder Niederlage entscheiden kann, mussten die Detroit Lions bereits im Jahre 2004 schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Dass er aber auch über den Playoff-Einzug entscheidet, dürften die Cincinnati Bengals nun erfahren haben. Denn Brad St. Louis‚ zu hoher Snap beim Extrapunkt zum potentiellen Ausgleich gegen Denver, könnte den Tigern die Saison völlig vermasseln. Vor der 24:23-Niederlage gegen Denver war Cincy noch der haushohe Favorit auf eine Wildcard in der AFC, nun sind die Kätzchen auf reichlich Schützenhilfe angewiesen um im Januar überhaupt noch spielen zu dürfen. Falls es damit nicht klappen sollte hat St. Louis immerhin einen Monat länger Zeit um seine Long Snaps zu perfektionieren.
Watch (out) this Sunday
Ein wahres Endspiel erwartet die Fans diese Woche in Philadelphia. QB Jeff Garcia, der beim letzten Heimspiel von den notorisch unzufriedenen Fans noch ausgebuht wurde, kehrt mit einer Siegesserie von drei Spielen im Rücken ins Lincoln Financial Field zurück und hat dabei sogar die Chancen den fünften Divisionstitel in sechs Jahren einzufahren. Voraussetzung: ein Sieg über die Falcons
Atlanta HC Jim Mora darf sich kein weiteres Jahr ohne Playoffs erlauben. Sein vor Talent strotzendes Team wurde in der Offseason wiederum großzügig verstärkt, allerdings war davon in dieser Saison nur zeitweise etwas zu sehen. Nachdem die Mannschaft bereits letzte Woche gegen Carolina mit 10:3 abstank, ist nun also Rehabilitation vor den eigenen Fans gefordert. Ansonsten war’s das mit den Playoffs und dem Job bei Atlanta für Mora.
Nächste Woche in ‚An jedem verdammten Mittwoch‘
Football-USA hat sich mit Christopher Ryan, Michael Guttmann, Tino von Eckardt und Michael Eschlböck anlässlich der Playoffs einige Experten ins Boot geholt. Jede Playoff-Partie wird eingehend analysiert werden, zu jeder gibt es sowohl von Football-USA als auch von unserer Expertenrunde schlüssige Prognosen.
Der Leser darf sich im neuen Jahr also, neben abschließenden Power Rankings und Football-USA Awards, auf einen noch nie dagewesenen Meinungspluralismus einstellen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Bis dahin sind Lob und Kritik, Wünsche und Anregungen, sowie Fragen aller Art an die unten angeführte Adresse wie immer stets willkommen.
Martin Pfanner (martin.pfanner@gmail.com)
Ergebnisse
Thursday, December 21, 2006
Green Bay 9, Minnesota 7
Saturday, December 23, 2006
Kansas City 20, Oakland 9
Sunday, December 24, 2006
Tampa Bay 22, Cleveland 7
Tennessee 30, Buffalo 29
Carolina 10, Atlanta 3
St. Louis 37, Washington 31
Baltimore 31, Pittsburgh 7
New Orleans 30, NY Giants 7
New England 24, Jacksonville 21
Houston 27, Indianapolis 24
Chicago 26, Detroit 21
Arizona 26, San Francisco 20
San Diego 20, Seattle 17
Denver 24, Cincinnati 23
Monday, December 25, 2006
Philadelphia 23, Dallas 7
NY Jets 13, Miami 10
Power Rankings
Elite Eight
1. San Diego Chargers 13-2
2. Baltimore Ravens 12-3
3. Chicago Bears 13-2
4. New Orleans Saints 10-5
5. New England Patriots 11-4
6. Philadelphia Eagles 9-6
7. Indianapolis Colts 11-4
8. Tennessee Titans 8-7
Team on the Rise
Denver Broncos 9-6
Terrible Three
1. Detroit Lions 2-13
2. Oakland Raiders 2-13
3. Cleveland Browns 4-11
Termine
Saturday, December 30, 2006
N.Y. Giants at Washington 8:00 pm
Sunday, December 31, 2006
Carolina at New Orleans 1:00 pm
Cleveland at Houston 1:00 pm
Detroit at Dallas 1:00 pm
Jacksonville at Kansas City 1:00 pm
New England at Tennessee 1:00 pm
Oakland at N.Y. Jets 1:00 pm
Pittsburgh at Cincinnati 1:00 pm
Seattle at Tampa Bay 1:00 pm
St. Louis at Minnesota 1:00 pm
Arizona at San Diego 4:15 pm
Football-USA Spiel der Woche
Atlanta at Philadelphia 4:15 pm
Buffalo at Baltimore 4:15 pm
Miami at Indianapolis 4:15 pm
San Francisco at Denver 4:15 pm
Green Bay at Chicago 8:15 pm
alle Beginnzeiten sind in Eastern Time
(Österreich: +6 Stunden) angegeben