Ein Erdhaufen, zwei Farne, ein Holzkreuz und ein weißer Zettel mit seinem Namen darauf. Das soll es gewesen sein?

Lokalaugenschein am Friedhof Petronell (NÖ). Rundherum wunderschöne und gepflegte Gräber mit Platten aus Granit – mittendrin ein Erdhaufen, darin steckt ein Holzkreuz. Der Zettel darauf verrät uns den Namen des Verstorbenen: Toni Fritsch. 32 pt. Arial bold.

Das Grab des am 13. September 2005 im 61. Lebensjahr verstorbenen Fritsch ist mehr als nur lieblos gestaltet.

Ist das alles was der Superbowl-Champion seiner Nachwelt wert ist? Kein Marmor, kein Granit, keine Inschrift, kein Grabstein? Wie kam es dazu überhaupt?

Fans und Freunde begaben sich nun auf Ursachenforschung und wollen dass der ehemalige Rapid- und Nationalteamspieler eine ihm würdige letzte Ruhestätte bekommt.

Erbin will angeblich nicht zahlen
Das Erbe von Fritsch fiel seiner damaligen Lebensgefährtin zu gute. Nach Angaben der Nachforschenden hätte die zwar die nötigen finanziellen Mittel für ein ordentliches Grab, will das Geld aber nicht ausgeben. Die Bürgeremeisterin von Petronell hätte der Dame bereits mehrmals geschrieben, es sei aber nichts passiert. Das Grab gehört einer Privatperson und nicht der Gemeinde, so ihre Argumentation. Man würde seitens der Gemeinde einen Kostenanteil bereit stellen, aber die Initiative müsste von der Lebensgefährtin, der das Grab auch gehöre, ausgehen. Diese würde aber auf stur schalten.

Ähnlich reagierte der SK Rapid, der sich an den Kosten beteiligen würde, wenn seine Lebensgefährtin einlenkt.

Karl Wurm, Präsident der Raiffeisen Vikings, machte klar, dass sein Verein hier mithelfen würde, ebenso er sich das vom AFBÖ vorstellen kann. Voraussetzung dafür wäre es aber in beiden Fällen, dass man eine vertrauenswürdige Person namhaft macht/findet, die dann auch über die ordnungsgemäße Abrechnung/Verwendung der gespendeten Gelder Rechenschaft ablegen muss.

Für den SK Rapid oder dem ÖFB wäre die Bezahlung eines Grabes wohl nur ein Pappenstiel. Fritsch absolvierte 123 Spiele für den SCR, gewann 1964, 1967 und 1968 die Österreichische Meisterschaft mit den Hütteldorfern.

Am 20. Oktober 1965 wurde Fritsch über Nacht berühmt, als er als 20-Jähriger zwei Tore im Dress der Österreichischen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion erzielte und Österreich zu einem 3:2 über England führte. Seither trug er den Namen ‚Wembley-Toni‘.

Aus der Portokasse könnte wohl die NFL einem ihrer Helden ein Grab bezahlen.

1971 holte ihn der damalige Trainer der Dallas Cowboys, Tom Landry, in die USA und damit zum American Football. Seine Karriere in der NFL als ‚Free-Kicker‘ verlief noch erfolgreicher als jene im Fußball. 1972 gewann er als damals bislang einziger Österreicher die Super Bowl. Fritsch spielte insgesamt elf Saisonen in der National-Football-League, neben Dallas auch noch bei den San Diego Chargers, New Orleans Saints und Houston Oilers. 1980 wurde er in die Pro Bowl gewählt. In 125 NFL-Spielen erzielte er sagenhafte 758 Punkte. Sein NFL-Rekord, in 13 aufeinander folgenden Playoff-Spielen ein Fieldgoal zu kicken, konnte erst 2007 von Adam Vinateri (Indianapolis Colts) eingestellt werden.

Am 11. September 2005, zwei Tage vor seinem plötzlichen Tod, führte Football-Austria.com das letzte Interview mit Toni Fritsch. Teile davon sind auch auf Video erhalten.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments