Die Vienna Knights sammelten in Vergangenheit schon etliche schlechte Erfahrungen mit dem Team aus dem Burgenland. Ihr Relegations-Spiel gegen die weiße Equipe aus dem Süden des Landes wird wohl in die Geschichte des Vereins eingehen, wenn auch negativ.

Eine Halbzeit lang hatte man den Gegner unter Kontrolle. Die Defense der Ritter stelle das Laufspiel der Gladiators zur Gänze ab, die Hand von Gladiators Bernhard Kamber blieb völlig kalt und war nur gut für zwei Interceptions. Vielmehr setzte man offensiv die Akzente des Spiels. Ein langer erster Drive wurde durch Quarterback Sebastian Bacher erfolgreich zum 7:0 abgeschlossen, als danach auch noch Runningback Clemens Jagerhofer der Defense der Gäste entschwand stand es bereits 13:0 für die Wiener.

Dazu gesellte sich eine Schulterverletzung des etatmäßigen Gladiators-Runningbacks Martin Bauer, welche die Nummer 21 der Burgenländer aus dem Spiel nahm. Die vermeintliche Schwächung erwies sich am Ende aber enorme Stärkung der Mannschaft die plötzlich mit dem Rücken zur Wand stand.

Mehr Rookie geht nicht
Anstelle von Bauer kam das erst 17-Jährige Langhaar Stefan Probst ins Spiel, der in den vergangenen Partien schon für den ein oder anderen interessanten Lauf sorgte. Der Bursche trainiert erst seit kurzem mit der Mannschaft mit, spielt überhaupt erst seit drei Monaten American Football.

Was immer in der Pause passiert ist, es war wohl für alle Beobachter ein Rätsel. Die zuvor in die Enge getriebenen Gladiators bäumten sich nicht bloß auf, sie betraten das Feld, mit einem 0:13 im Gepäck, wieder als Gewinner. Woher sie diesen Optimismus nahmen? Man frage sie selbst, denn zunächst hatten Mal die Knights den Ball.

Ritter schlittern in ein Debakel
Mit dem Ei wussten sie aber weder im ersten noch in einen der folgenden Drives mehr etwas Sinnvolles anzufangen. Die Wiener mussten den Ball abgeben, begingen viele Fouls und kassierten in Folge den ersten Score durch Linebacker Josef Rosenecker, der als Fullback ihre Endzone besuchte. Der Knackpunkt in der Partie war der nächste Punt der Knights, der von Manuel Houtz an die 32 der Ritter retourniert wurde, denn kurz danach gingen die Gäste über den Junior Probst erstmalig in Führung. Die Körpersprache der Ritter sagte: jetzt haben sie uns. Unnörig.

Auf einer schiefen Ebene
In Folge wurde das Wetter schlechter (ein Gewitter legte das Lice Scoring lahm) und die Gladiators immer besser. Wieder ein Punt, wieder ein starker Return von Manuel Houtz und wieder ein Touchdown durch Stefan Probst 13:21. Die Ritter verfielen in Panik, spielten einen vierten Versuch erfolglos aus und kassierten folgerichtig durch Stefan Probst den vierten Touchdown.

Es kam dann noch schlimmer für die Monochromen. Ein abgeschlagener Pass von Sebastian Bacher landete in der eigenen Endzone – Safety zum 30:13 und Ballbesitz Gladiators – diesen nutze Probst auch prompt zum 36:13 Endstand.

Fazit
Das mit Abstand eigenartigste Spiel der gesamten Saison. Ein Team dominiert eine Halbzeit, geht in der zweiten dann aber völlig unter. Der Gegner baut sich an der Schwäche des Heimteams auf, setzt dann auch noch einen Nachwuchsspieler ein, der ihnen den Rest besorgt. Da stimmt vieles nicht bei den Knights und einmal mehr hat sich die ungewöhnliche Taktik der Gladiators als Erfolgsgarantie ausgewiesen. Noch nie sah man ein Team mit einem Rückstand derart siegessicher. Klasse Leistung, Herrschaften – auf beiden Seiten jeweils eine Halbzeit lang.

Stimmen nach dem Spiel
Knights Head Coach Christoph Dreyer, der sein letztes Spiel als Trainer der Knights absolvierte, sah die Sache lakonisch. ‚So ist das Spiel und irgendwie ist das typisch für unsere ganze Saison. Himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt. Jeder weist die Schuld auf den anderen und dann verliert man am Ende noch deutlich, obwohl man schon wie der Sieger aussah. Der Knackpunkt war die Halbzeitpause.‘

Gladiators-Allrounder Manuel Houtz, der in dem Spiel verhältnismäßig unscheinbar agierte, sprach in Superlativen, was eher ungewöhnlich für den Kärntner ist. ‚Das war das beste Spiel von uns in dem Jahr bisher! Wir haben als Team gespielt und den Rückstand als Herausforderung angenommen. Die Knights waren ein starker Gegner, umso mehr freut es mich, dass wir diese Partie noch drehen konnten. Ich hatte viel Spaß und meine Mannschaft wird heuer noch mehr erreichen.‘

Ins selbe Horn stieß Gladiators-Quarterback Bernhard Kamber. ‚Zu aller erst möchte ich den Vienna Knights gratulieren. Sie wurden heuer unter ihrem Wert geschlagen, denn wir sind ja nicht die ersten gegen die sie gut gespielt haben. Sie sind ein ganz tolles Team und können auf sich stolz sein. Ich freue mich daher umso mehr darüber, dass wir es mit unserer nicht vorhandenen Nachwuchsarbeit geschafft haben, dieses Spiel zu unseren Gunsten zu wenden. Ob wir nächstes Jahr Division 1 spielen werden, hängt davon ab wie diese aussehen wird. Noch gibt es ja keinen Plan. Gratulation an die Knights und an mein Team, vor allem an Stefan Probst. Von der Sorte Spieler haben wir noch ein paar mehr. Das wird man im Herbst bereits sehen in der CEFL.‘

Knights-Offense-Coordinator Hany Razi war nach dem Spiel niedergeschlagen. ‚Wir haben es echt vergeigt! Ich bin sauer, denn wir haben eine Halbzeit lang wirklich gut gespielt. Wir müssen die Niederlage aber in der zweiten Halbzeit zur Kenntnis nehmen und schauen nun was die Zukunft bringt.‘

Die CNC Gladiators haben damit formal den Aufstieg in die Division 1 geschafft, die Vienna Knights müssen, geht es nach dem ‚Wichmann-Plan‘ im kommenden Jahr in die Division 2 absteigen. Nachdem aber die Amstetten Thunder nach ihrem Nichtantreten in der Relegation nicht in die Division 3 absteigen mussten – warum auch immer – ist alles noch offen.

Interview mit Bernhard Kamber

Relegation
1.QT
2.QT
3.QT
4.QT
TOTAL
KNI vs. GLA
7:0
6:0
0:21
0:15
13:36
12. Juli 08 | 18:00
Schmelz | Wien
Officials: Leue / Windsteig / Kupka / Korntheuer / Scheiber

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